Genesis bietet in Deutschland derzeit fast nur noch Lagerfahrzeuge an. Nun zeigt sich allmählich, was dahintersteckt: Hyundais Nobelmarke baut ihr Angebot massiv um.
Dass Genesis in Deutschland nicht gerade zu den Volumenmarken zählt, dürfte kaum jemanden wundern. Dass die Edelmarke des Hyundai-Konzerns allerdings so wenige Autos absetzt, ist dann doch eine negative Überraschung. 541 Neuzulassungen verzeichnete Genesis hierzulande in den ersten sieben Monaten 2024 – insgesamt, alle fünf Baureihen zusammengerechnet. Zur Einordnung: Das erfolgreichste Modell der Kernmarke, der Hyundai Tucson, kam im selben Zeitraum allein auf fast 13.000 Neuzulassungen.
Allzu viele dürften bei Genesis in naher Zukunft nicht hinzukommen, denn wer sich aktuell ein Auto der Koreaner auf deren deutscher Website zusammenstellen möchte, kann dies nur beim GV60 tun. Anders bei den Markengeschwistern des rein elektrisch angetriebenen Ablegers des Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6. Wer derzeit die Konfiguratoren des G70, GV70 (siehe Video), G80 und GV80 einschließlich ihrer elektrifizierten Varianten öffnet, sieht sich mit folgender Meldung konfrontiert: "Aufgrund der Umstellung unserer Modellpalette ist dieses Modell nicht mehr individuell bestellbar. Wir können Ihnen jedoch eine Auswahl attraktiv ausgestatteter Fahrzeuge mit reduzierten Lieferzeiten anbieten."
Überarbeitung des europäischen Produktportfolios
Nur noch Lagerfahrzeuge und sonst ein Elektromodell im regulären Angebot – das erscheint angesichts der aktuellen Kaufzurückhaltung bei Stromern keine sehr Erfolg versprechende Modellstrategie zu sein. Zumal es auf anderen europäischen Märkten – beispielsweise Großbritannien – ähnlich aussieht. Das lässt bei einigen Beobachtern die Alarmglocken schrillen: Bahnt sich hier etwa Genesis' nächster Rückzug aus Europa an? Zumindest diese Befürchtung kann eine Markensprecherin entkräften: "Wir sind gekommen, um zu bleiben, und verfolgen eine langfristige Planung", heißt es auf Nachfrage.
Doch warum dann die derzeitige Reset-Phase? "Genesis überarbeitet aktuell das europäische Produktportfolio unter Berücksichtigung seiner Elektrifizierungsstrategie und des Kunden-Feedbacks", heißt es in einem offiziellen Statement. Alle Modelle seien weiterhin verfügbar, jedoch können einige Baureihen in dieser Übergangsphase ausschließlich aus einer Reihe von vorkonfigurierten Fahrzeugen ausgewählt werden.
Hybride und Range-Extender-EVs
Erste Hinweise, wie die Genesis-Modellpalette künftig aussehen könnte, liefert die neue Modellstrategie der Konzernmutter namens "Hyundai Way". Sie sieht für Genesis bis 2027 über weite Teile der Palette ausgerollte Hybridmodelle vor. So sollen die Oberklasse-Limousine G80, der Mittelklasse-SUV G70 und dessen größerer Bruder GV80 Antriebe sowohl mit Verbrenner- als auch Elektro-Komponenten erhalten. Der GV60 bleibt dagegen rein elektrisch; auch am komplett stromernden Luxus-SUV GV90 werde nicht gerüttelt, heißt es.
Obendrein sieht die Strategie E-Autos mit Range Extender (EREV) vor. Hier übernehmen ausschließlich Elektromotoren den Antrieb, während ein ebenso an Bord befindlicher Verbrenner bei Bedarf die Batterie auflädt und so die Reichweite verlängert. Solche Modelle sehen Hyundai und Genesis speziell für die Märkte in den USA und in China vor. Als erste Genesis-Baureihe dieser Machart wird der GV70 genannt, der so auf einen Aktionsradius von etwa 900 Kilometer kommen könnte, obwohl seine Batterie nur ungefähr 70 Prozent der Größe eines regulären Elektroauto-Akkus aufweisen soll.
Was wird aus den Magma-Modellen?
Damit ändern die Koreaner ihre Taktik, denn eigentlich wollten sie noch ein paar Jahre mit reinen Verbrennern überbrücken, bevor sie ab 2025 vollständig auf Elektro- und Wasserstofffahrzeuge umschwenken. Doch angesichts der aktuellen Kaufzurückhaltung bei E-Autos scheint dieser Weg den Entscheidern im Konzern zu risikoreich geworden zu sein, weshalb bei Genesis jetzt doch Hybride die Brücke schlagen sollen. Zudem dürften die besonders sportlich konzipierten Vertreter der kürzlich eingeführten Magma-Reihe in der Markenstrategie eine relevante Rolle spielen. Ob Genesis hier ebenfalls verstärkt auf Hybridantriebe setzen wird, ist noch nicht ganz klar.
Hinweis: In der Fotoshow zeigen wir Ihnen die Concept Cars der geplanten Genesis-Magma-Reihe und das Genesis X Gran Berlinetta Concept. © auto motor und sport
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