Helmut Dähne schlug bereits vor 30 Jahren vor, Autos und Motorräder auf der Nordschleife nur noch getrennt fahren zu lassen. Uns erläuterte er, warum.

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MOTORRAD fragte Nordschleifen-Legende und Rekordhalter Helmut Dähne, was er zu der neuen Regelung sagt, die seit 2025 keine Touristenfahrten mehr für Motorräder auf der Nürburgring-Nordschleife erlaubt.

Weiterhin exklusive Zeitfenster für Motorradfahrer

Helmut Dähne: Ich habe schon vor 30 Jahren vorgeschlagen, Autos und Motorräder zu trennen. Da war der Touristenverkehr noch harmlos im Vergleich zu heute.
Ich finde das jetzt in Ordnung. Es heißt ja auch nicht, dass Motorräder gar nicht mehr fahren dürfen, sondern es kein freies Fahren mehr gibt, stattdessen nur noch geführte Runden – es gibt einfach zu viele Stürze.

Anm. d. Red.: Die berühmte, 21 Kilometer lange Nordschleife steht Motorradfahrern künftig aber immernoch im Rahmen geführter Trainings zur Verfügung. 4 ganztägige Termine sind für 2025 geplant, organisiert unter anderem vom MOTORRAD action team.

Nordschleifen-Trainings mit Helmut Dähne und dem MOTORRAD action team (30. & 31. Juli)

"erheblich größere Kurvengeschwindigkeiten als wir Motorradfahrer"

Ich fahre schon seit ewigen Zeiten nicht mehr im Touristenverkehr. Es ist heute mit den vielen schnellen Porsches und sonstigen Boliden viel zu gefährlich. Die fahren mit 20-mal größerer Auflagefläche pro Reifen erheblich größere Kurvengeschwindigkeiten als wir Motorradfahrer. Selbst wenn einer wirklich schnell fährt, schließt so ein Auto mit 500 und mehr PS recht schnell auf. Der Motorradfahrer merkt das aber nicht, denn für den Spiegel hat er keine Zeit oder hat ihn so angebracht, dass er gerade noch den Bestimmungen gerecht wird, man aber nichts darin sieht. Der Autofahrer möchte aber überholen, weil er schneller könnte. Mit Adrenalin in der Birne wird er schnell ungeduldig und denkt der Motorradfahrer will ihn nicht vorbeilassen und schon ist der Konflikt da. Die Folge sind Brechstangenmanöver, die sehr schnell zum Nachteil des Motorradfahrers ausgehen können.

"Dem nächsten platzt ein Kühlschlauch"

Die noch größere Gefahr besteht in Flüssigkeitsverlusten der Autos. Der eine startet frisch vollgetankt los aber mit offenem Tankdeckel. Der andere kracht mit seinem tiefergelegten Golf über den Randstein und schlägt die Ölwanne auf. Dem nächsten platzt ein Kühlschlauch. Es gibt kaum einen "Touristen"-Abend, an dem die Strecke sauber bleibt. Als Motorradfahrer ist man da ständig höchst gefährdet. Deshalb habe ich den Touristenfahrten abgeschworen.

"Allerdings frage ich mich, ob das überhaupt rechtens ist"

Allerdings frage ich mich, ob das überhaupt rechtens ist. Als ich vor den vielen Jahren vorschlug, Autos und Motorräder zu trennen, hieß es, das ginge nicht, weil der Nürburgring im Touristenverkehr öffentliche Straße sei, und dann müssen alle fahren dürfen. Würde man trennen, entstünde der Charakter eines Rennens und da würden die Versicherungen nicht mitmachen. Ob sich daran durch die neuen Besitzverhältnisse etwas geändert hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

Nordschleifen-Trainings mit Helmut Dähne und dem MOTORRAD action team (30. & 31. Juli)

Weitere O-Töne zum Touristenfahrverbot für Motorräder auf der Nordschleife aus der PS-Redaktion, unserem Schwestermagazin für sportliches Motorradfahren:

Johannes Müller, Redaktionsleiter bei PS: "Ganz bittere Pille für die wenigen Cracks, die die Nordschleife wirklich beherrschen. Manchem Nicht-Crack wird diese Entscheidung dagegen die Haut retten."

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Fazit

Nordschleifen-Legende Helmut Dähne und unsere Experten aus der Redaktion sind sich einig, dass die Nordschleife für Motorräder im Touristenverkehr zu gefährlich ist. Insgesamt wird die Entscheidung als nachvollziehbar, wenn auch bedauerlich für echte Könner, betrachtet. Helmut Dähne hält die neue Regelung für sinnvoll, da die Kombination aus schnellen Autos und verletzlichen Motorradfahrern zu vielen schweren Unfällen führte.  © Motorrad-Online