Auf dem deutschen Automarkt droht nach Einschätzung von Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer wegen der dauerhaft hohen Preisnachlässe eine Neuwagenblase. Lange Rabattschlachten der Hersteller - wie sie etwa bei der Dieselprämie zu beobachten sind - seien die Ursache für eine Neuwagenblase.

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Eigentlich müsste die Nachfrage an Neuwagen geradezu ausufernd sein: Viele Hersteller gewähren derzeit hohe Rabatte auf ihre Neuwagen. Zusätzlich zu den üblichen Preisnachlässen trägt die Diesel-Umtauschprämie bei, die von vielen Autoherstellern bis Mitte 2018 weitergezahlt wird und viele Neuwagenpreise nochmals nach unten drückt.

Doch auf die Preisschlacht folgt vergleichsweise wenig Nachfrage. Ferdinand Dudenhöffer, der Direktor des CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen sieht darin ein gravierendes Problem: Für ihn sind die Preisnachlässe die Ursache einer Neuwagenblase auf dem Markt.

Ende 2018 könnte die Neuwagenblase platzen

Hersteller wie Mercedes-Benz, BMW und VW haben kürzlich angekündigt, die Diesel-Umtauschprämie für alte Selbstzünder noch bis Mitte 2018 weiterlaufen zu lassen. Nach dem Abklingen dieser verlängerten Rabattwelle werde es allerdingst schwer werden, weitere Neuwagen zu verkaufen, warnte Dudenhöffer jetzt die Industrie.

Den Hauptgrund für seine Theorie sieht er im sogenannten Vorzieheffekt: Die Rabatte würden im gesättigten Markt in Deutschland lediglich dazu führen, dass Neuwagenkäufer ihren ohnehin geplanten Kauf ein wenig nach vorne verlegen. Von einer zusätzlichen Nachfrage kann daher nicht gesprochen werden.

Konkret nennt der Uni-Professor Modelle wie den Ford Focus, der aktuell mit Rabatten von mehr 40 Prozent verkauft werde, wenn dafür ein älteres Dieselfahrzeug beim Händler bleibt. Tageszugelassene Wagen und Rabatte bei Internethändlern würden ebenfalls zu den Preiskämpfen beitragen.

Die Auswirkungen der Aktionen könnten im zweiten Halbjahr 2018 erstmals in Erscheinung treten, wenn sich kaum noch Käufer finden, die den "normalen" Preis für ein Fahrzeug zahlen wollen.

Kaum Auswirkungen auf die Luft in Städten

Darüber hinaus ist die als Umweltprämie beworbene Dieselprämie nach Ansicht des Instituts von Dudenhöffer nur wenig dazu geeignet, den Ausstoß von Feinstaub und Stickoxiden durch den Straßenverkehr zur verringern.

Nach den Berechnungen des CAR-Center Automotive Research könnten zwar bis zu 1,15 Millionen Alt-Diesel eingetauscht werden (6 Prozent des Bestands an Dieselfahrzeugen in Deutschland). Doch die bis zu 1,3 Millionen neuen Diesel mit Euro-6-Abgasnorm hätten zu einem großen Teil das Problem, immer noch deutlich mehr Abgase zu emittieren, als von den Herstellern angegeben.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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