Die Berliner Stadtautobahn A100 muss künftig größtenteils ohne künstliche Beleuchtung auskommen. Diese Entscheidung der Autobahn GmbH des Bundes überrascht nicht nur viele Autofahrer, sondern auch den Berliner Senat.
Bereits seit dem 9. Januar 2025 sind Teilabschnitte der A100 zwischen der Seestraße und der Knobelsdorffstraße unbeleuchtet. Bis Ende April 2025 sollen weitere Abschnitte der A100 sowie die Autobahnen A114, A103 und A111 folgen. Lediglich Tunnel sowie deren Ein- und Ausfahrten bleiben beleuchtet, um den Übergang zwischen unterschiedlichen Lichtverhältnissen für die Verkehrsteilnehmer sicher zu gestalten.
Die Autobahn GmbH argumentiert, dass beleuchtete Autobahnen in Deutschland eine Ausnahme seien und die Anpassung an den landesweiten Standard sinnvoll sei. Bundesweit bleiben die meisten Autobahnen nachts unbeleuchtet.
Die Maßnahme wird von der Autobahn GmbH mit mehreren Vorteilen begründet:
- Lichtverschmutzung: Die Abschaltung soll zur Reduktion künstlicher Lichtquellen beitragen, die sowohl die Tierwelt, insbesondere Insekten, als auch die menschliche Gesundheit beeinträchtigen können.
- Energie- und CO₂-Einsparungen: Der Verzicht auf Beleuchtung spart Energie und trägt somit zum Klimaschutz bei.
- Kostenreduktion: Die Beleuchtung stellt einen erheblichen Kostenfaktor dar. Durch die Abschaltung können diese Mittel eingespart werden.
- Sicherheitsaspekte: Laut der Autobahn GmbH gibt es keine Hinweise darauf, dass unbeleuchtete Autobahnen weniger sicher sind. Moderne Fahrzeugbeleuchtung und reflektierende Fahrbahnmarkierungen würden für ausreichend Sicht sorgen.
"Die Beleuchtung hat keinen Einfluss auf das Unfallgeschehen", erklärte Kerstin Finis-Keck, stellvertretende Direktorin der Niederlassung Nordost der Autobahn GmbH gegenüber dem Tagesspiegel. Studien des Berliner Senats hätten dies bestätigt.
Die plötzliche Dunkelheit auf den ersten unbeleuchteten Abschnitten der A100 hat bei vielen Autofahrern für Verunsicherung gesorgt. Während viele Verkehrsteilnehmer an die Beleuchtung gewöhnt sind, betonte die Autobahn GmbH, dass die Umstellung angesichts der modernen Technik der Fahrzeugbeleuchtung notwendig sei.
"Natürlich wissen wir, dass sich viele Berlinerinnen und Berliner an die Beleuchtung gewöhnt haben", räumte Finis-Keck ein. Die Maßnahme sei jedoch fachlich alternativlos.
Kritik: Überraschung und Widerspruch aus alten Gutachten
Der Berliner Senat äußerte Unmut über die mangelnde Kommunikation der Autobahn GmbH. "Wir sind nicht vorab informiert worden", erklärte Petra Nelken, Sprecherin der Berliner Verkehrsverwaltung, der dpa.
Zudem widersprechen ältere Gutachten der Einschätzung der Autobahn GmbH. Eine Analyse der Berliner Umweltverwaltung aus dem Jahr 2015 hatte 32 Teilabschnitte der Berliner Autobahnen untersucht. Demnach sollten 29 dieser Abschnitte weiterhin beleuchtet bleiben, da die Unfallzahlen und Störlichtquellen in der Umgebung eine dauerhafte Beleuchtung erforderlich machten. Nur drei Abschnitte wurden als potenziell geeignet für eine Abschaltung eingestuft.
Erfahrungen aus dem Ausland
Die Abschaltung von Autobahnbeleuchtungen ist keine Neuheit. In Belgien, bekannt für seine nachts gut sichtbaren Straßennetze, wurde bereits vor Jahren die Beleuchtung auf vielen Autobahnen reduziert. Analysen des belgischen Verkehrssicherheitsinstituts Vias kamen zu dem Schluss, dass künstliches Licht nachts oft ein falsches Sicherheitsgefühl vermittle und keine signifikante Senkung der Unfallzahlen bewirke.
Die Autobahnschilder, die Sie kennen müssen, sehen Sie in der Fotoshow. © auto motor und sport
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