Nach ersten Daten im Sommer 2024 kündigte Kawasaki die neue Versys 1100 im Herbst an. MOTORRAD fuhr die neue Versys 1100 SE bereits.

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"Down under", bei der australischen Verkehrsbehörde, hatte Kawasaki die neue Versys 1100 bereits im Sommer 2024 amtlich angemeldet. Mitte August erschien die entsprechende Typgenehmigung im Kawasaki-Verzeichnis der Behörde; Mitte September 2024 folgten technische Daten und Fotos. Und Ende September kündigte Kawasaki Deutschland die neue Versys 1100 für 2025 an. Erster Kontakt ist auf der Intermot im Dezember möglich. MOTORRAD fuhr die neue Versys 1100 bereits.

Video: Fahrbericht: Kawasaki Versys 1100

So fährt die neue Kawasaki Versys 1100 SE

Ab 6.000/min knurrt es Gänsehaut-fördernd aus der Airbox, Vibrationen packen Griffe und Fußrasten und der Vierer feuert wie befreit Richtung Leistungszenit bei 9.000 Touren. Ein Spaß, dieses Potenzial immer wieder aufs Neue auszunutzen. Allerdings bedeutet das auch: Von der Mehrleistung, den 15 PS on top und den immerhin zehn Newtonmetern mehr, die der neue 1100er erzeugt, profitieren hauptsächlich Sportsgeister.

Für Tourenfreunde ändert sich mit der neuen Motorkonfiguration im Vergleich zur Versys 1000 wenig bis nichts. Die profitieren von den wirklich feinen Umgangsformen des Vierzylinders, der ebenso gerne im 6. Gang bei 50 km/h durch Städte rollt, wie er in Getriebestufe 2 bei 7.000/min aus Ecken sprintet. Ein feiner Vierzylindergeselle. Nur galt das eben auch schon für die 1000er-Versys.

Feine Manieren und neue Technik

Kurz den Startknopf betätigt, und der Vierzylinder erwacht sonor-gleichmäßig zum Leben, läuft sofort rund und reagiert selbst bei kaltem Öl und Wasser geschmeidig auf jeden kleinsten Zupfer am Gasgriff. Per Quickshifter samt Blipper funktionieren Gangwechsel bei der neuen 1100er schon knapp über Standgas, während die 1000er-Versys hierfür höhere Drehzahlen benötigte.

Allerdings: Gangwechseln nach unten, mit geöffneten 38er-Drosselklappen, schiebt die Quickshifter/Blipper-Auslegung einen Riegel vor. Erst wenn der Gasgrifföffnungswinkel null misst, darf nach unten gesteppt werden. Wer sich nicht daran hält, hat besonders vor engen Kurven beim Runterschalten zu kämpfen, wenn der gewünschte, niedrigere Gang nicht flutschen will. Da fehlt das erwartete Motorbremsmoment, die linke Hand muss eingreifen, damit Geschwindigkeit und Einlenkpunkt mehr oder weniger noch stimmen.

Video: Im Video - Kawasaki Versys 1100 2025

Komfort kommt vor

Wobei flotte Fahrer bei der Versys 1100, wie schon bei der 1000er-Version, für den knackig-stabilen Strich beim Fahrwerk per elektronischen Klicks nachjustieren müssen. Gekoppelt an die Fahrmodi Rain, Road und Sport dämpft die semi-aktive Showa-Fahrwerksware entsprechend: soft im Regenmodus, normal in der Road-Abstimmung und "hard" im Sportmodus. Bei allen vorgegebenen Konfigurationen liegt der Fokus auf Komfort und entlarvt die Versys 1100 als tollen Asphalt-Glattzieher. Gullydeckel, Längsrillen, Aufbrüche, egal, welchen Impuls die Bridgestone T31 in Sonderspezifikation G ins Fahrwerk einleiten, Gabel und Dämpfer haben die passende, neutralisierende Antwort parat. Wer es mit der Versys 1100 sportlicher treibt, vermisst beim Ankern tief in Kehren hinein sowie beim Abwinkeln Feedback und Stabilität.

Fazit zur ersten Fahrt mit der Versys 1100 SE:

Die große Versys glänzte in der SE-Version bisher schon als tolles Crossover-Tourenmobil, das Reisen und Rasen gleichermaßen beherrscht. Mit dem Motor-Update samt Mehrleistung und Hubraumplus hat Kawasaki die sportlichen Talente geschärft, ohne den Komfort zu beschneiden. Ein Fest für drehzahlfeste Versys-Fans.

Neue Kawasaki Versys 1100

Schon bisher hatte der Reihenvierzylinder-Motor der Kawasaki Versys 1000 über 1.000 Kubik. Genauer: 1.043 Kubik. Bohrung mal Hub: jeweils 77 mal 56 mm. Eine neue Kurbelwelle mit 3 Millimeter längerem Hub erhöht den Hubraum auf 1.099 Kubik. Der erlaubt ein höheres Drehmoment von 112 Nm bei 7.600 Touren und analog eine deutlich gestiegene Spitzenleistung von 99 kW oder 136 PS bei 9.000/min. Bisherige Eckdaten der Versys 1000: maximal 120 PS (88 kW) bei 9.000/min sowie 102 Nm bei 7.500/min. Sprich: Das mehr an Hub und Raum erlaubt 10 Prozent mehr Kraft und 15 PS mehr Leistung bei nahezu gleichen Drehzahlen. Umsteiger von der Versys 1000 auf die neue Versys 1100 dürften spätestens ab 5.500 Touren ihr grünes Wunder erleben.

Video: Kawasaki Versys 1000 S (2021) im Video

Mehr Kraft, kaum mehr Gewicht

Deutlich gestiegenen Leistungswerten des Motors der neuen Kawasaki Versys 1100 stehen minimal 2 Kilogramm Leergewicht gegenüber. 255 Kilo wiegt die neue 1100er fahrfertig. Die übrigen Komfortwerte ändern sich nicht: 21 Liter passen in den Tank, 840 Millimeter beträgt die werksseitige Sitzhöhe und der Motor verbraucht weiterhin 5,6 Liter je 100 Kilometer. Einzig den Durchmesser der hinteren Bremsscheibe erhöht Kawasaki von 250 auf 260 Millimeter und ersetzt die bekannte gestufte Petal-Form der insgesamt 3 Scheiben gegen komplett runde Bremsscheiben.

Neue 1100er-Versys ab 2025 – Preis

Wie gehabt bietet Kawasaki die große Versys in 2 Ausstattungsvarianten an. Basis ist die Versys 1100 mit einem konventionellen Fahrwerk von Showa mit 150 Millimeter Federweg der Gabel. Die USD-Gabel mit 43 Millimeter Standrohrdurchmesser ist einstellbar in Vorspannung und Zugstufe. Das Zentralfederbein zwischen Schwinge und Alurahmen bietet 152 Millimeter Federweg, hydraulische Verstellung der Vorspannung und einstellbare Zugstufe. Die neue Kawasaki Versys 1100 startet in Deutschland für 13.545 Euro, 1.100 Euro teurer als zuletzt noch die 1000er-Version.

Neue Versys 1100 SE

Darüber longiert im Sortiment für 2025 die neue Kawasaki Versys 1100 SE. Sie kostet ab 17.345 mindestens 3.800 Euro Aufpreis und möchte den Aufschlag mit reichlich Elektronik rechtfertigen. Wesentlicher Unterschied: Die SE trägt ein semi-aktives Skyhook-Fahrwerk von Showa am Rahmen, das die Dämpfungen nach Fahrmodus und Untergrund anpasst. Die Vorspannungen sind vorn wie hinten manuell einstellbar. Ebenso trägt die SE das höherwertige Cockpit mit einem feiner wirkenden TFT-Display und mehr Anzeigen am weiterhin analogen Drehzahlmesser. Am Fuß zahlt der serienmäßige Quickshifter auf das Mehr-Kosten-Konto ein, ebenso das Kurvenlicht. Übrigens: Die Versys 1100 SE kostet nur 100 Euro mehr als die Versys 1000 SE.

Neu an Versys 1100 und SE

Beiden neuen Versionen der Kawasaki Versys 1100 sind gemein: eine neue Ladesteckdose für USB-C-Kabel und die einstellbare Windschutzscheibe. Bekannt am Lenker: Griffheizung ab Werk sowie die Schalterarmaturen, die die Leistungsmodi Sport, Road, Rain und Custom oder den Tempomaten steuern. Die Bremsanlagen sind deckungsgleich, ebenso das Kurven-ABS. Neu ist ebenfalls eine neue Software für den Quickshifter, der das kupplungslose Schalten schon ab 1.500 Umdrehungen erlaubt; zuvor mussten pro Minute mindestens 2.500 Touren der Kurbelwelle gezählt sein.

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Fazit

Die neue Kawasaki Versys 1100, ab 2025 erhältlich, bietet mit 1.099 Kubik, 135 PS und 112 Nm mehr Leistung als ihr Vorgänger. Sie kommt in zwei Varianten: die Basisversion und die Versys 1100 SE mit semi-aktivem Skyhook-Fahrwerk. Beide Modelle verfügen über neue Features wie USB-C-Ladesteckdose und einstellbare Windschutzscheibe. Die Preise starten bei 13.545 Euro für die Versys 1100, die SE kostet 17.345 Euro.  © Motorrad-Online

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