Christian von Koenigsegg baut Autos, um Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Genau das ist dem aerodynamisch optimierten Jesko Absolut erstmals gelungen.
Nanu, da fehlt doch was!? Ganz richtig: Koenigsegg hat dem Jesko den Heckflügel gemopst. Die beiden von F-15-Kampfflugzeugen inspirierten Flossen beruhigen ohne Hilfe den Luftstrom im Heckbereich. Beim Standard-Jesko mit dem Beinamen "Attack" findet sich hier noch ein mächtiger, schwungvoll gebogener und mehrteiliger Flügel.
Video: Im Video: Koenigsegg Jesko - Präsentation
Und nicht nur das: Jedes Oberflächenelement des neuen Jesko Absolut wurde so konstruiert, dass es den Luftwiderstand und die Turbulenzen rund um das Hypercar reduziert und gleichzeitig die Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten erhöht. Die heckseitige Haube zeigt sich verlängert, die Hinterräder tragen eine Abdeckung, die Bodenfreiheit ist geringer und an der Front gibt es weniger Luftein- und -auslässe sowie -leitelemente. Ergebnis sind eine deutlich geringere Stirnfläche als beim normalen Jesko und ein Luftwiderstands-Beiwert von nur 0,278.
Schneller als der Koenigsegg Regera
All das führt natürlich in eine Richtung: Der Koenigsegg Jesko Absolut soll Geschwindigkeitsrekorde brechen. Kürzlich hat er damit angefangen: Wie Koenigsegg jüngst bekannt gab, stellte das Hypercar auf einem Flugplatz in der schwedischen Stadt Örebro einen neuen Rekord in der Disziplin "0-400-0" auf. Koenigsegg-Testfahrer Markus Lundh trieb den Jesko Absolut in den frühen Morgenstunden des 27. Juni in nur 27,83 Sekunden von null auf 400 km/h und bremste ihn zurück bis zum Stillstand. Damit war das Fahrer-Auto-Gespann fast genau eine Sekunde schneller als der bisherige Rekordhalter, den Koenigsegg bestens kennt: Es war der Regera aus eigenem Hause, der vor etwa einem Jahr an selber Stelle den Bestwert in dieser Disziplin vom elektrisch angetriebenen Hypercar-Rivalen Rimac Nevera zurückeroberte.
Video: Im Video: Koenigsegg Regera Weltrekord im 0-400-0 km/h Sprint
Bei seiner Rekordfahrt stellten Lundh und der Koenigsegg Jesko Absolut im Vorbeigehen drei weitere Bestmarken auf. Beschleunigung von null auf 400 km/h in 18,82 Sekunden, null auf 250 mph (402,34 km/h) in 19,20 Sekunden und null auf 250 mph auf null in 28,27 Sekunden. Hochoffiziell sind die Rekorde jedoch nicht. Sie wurden bisher lediglich von den Zeitmess-Experten der Firma Racelogic verifiziert, nicht aber von einem unabhängigen Gremium wie dem Guinness-Weltrekord-Komitee oder der Weltmotorsportbehörde FIA.
Topspeed-Rekord im Visier
"Dieser Rekordlauf hat die Genauigkeit der simulierten und berechneten Leistung des Jesko Absolut bestätigt, was uns großes Vertrauen in seine Fähigkeit gibt, auf Anhieb das schnellste, vollständig homologierte Serienfahrzeug der Welt zu sein", sagt Firmenchef und -gründer Christian von Koenigsegg. Was automatisch bedeutet, dass die Schweden die 300-mph- (482,8 km/h) oder 500-km/h-Marke ins Visier nehmen. Zuvor müssten noch die passenden Reifen entwickelt, getestet und genehmigt werden, ergänzt von Koenigsegg. Zuvor ließ er bereits verlauten, dass das Unternehmen sich niemals bemühen werde, "ein schnelleres Serien-Straßenfahrzeug herzustellen – niemals". Heißt: Entweder es gelingt Koenigsegg mit dem Jesko Absolut, die von den Schweden schon lange angepeilten Tempoziele zu erreichen. Oder es gelingt nie.
Um das Vorhaben zum Erfolg zu führen, greift der Absolut auf die vom Jesko Attack bekannte Technik zurück. Bedeutet beim Motor: Das maximal 8.500 Touren drehende Flatplane-V8-Triebwerk mit fünf Litern Hubraum und doppelter Turboaufladung leistet 1.622 PS und liefert höchstens 1.500 Newtonmeter; allerdings nur, wenn es mit E85-Bioethanol gefüttert wird. Auch das eigenwillige, mit sechs Kupplungen arbeitende Neungang-Getriebe übernimmt der Absolut vom Standardmodell.
"Fühlt sich beim Fahren sehr natürlich an"
Es gibt aber auch konstruktive Unterschiede zwischen den Modellvarianten. Die vorderen Radaufhängungen bauen kompakter, weshalb das Targadach nun unter der vorderen Haube verstaut werden kann. Zudem ist das Fahrwerk hinten weicher abgestimmt, was dem Absolut mehr Fahrkomfort verleihen soll. "Der Absolut fühlt sich beim Fahren sehr natürlich an", sagte Koenigsegg-Testfahrer Markus Lundh einst über den ersten gebauten Jesko in der Highspeed-Spezifikation. "Durch das nahtlose Schalten, ob hoch oder runter, geht alles viel schneller."
Die Koenigsegg-Kundinnen und -kunden können sich fortan entscheiden, ob sie ihren Jesko in der rennstreckenfokussierten Attack-Version oder in der Absolut-Variante haben wollen. Die Preise für einen Koenigsegg Jesko liegen bei etwa drei Millionen Euro, wobei – abhängig von den Sonderwünschen der jeweiligen Kundschaft – nach oben kaum Grenzen gesetzt sind. © auto motor und sport
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