Droht der Automobilindustrie in Europa das gleiche Schicksal wie einst Nokia, Kodak und Co.? Eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung KPMG prognostiziert zumindest nichts Gutes für die Branche. Zukünftig könnte es zu großen Fusionen mit Technologiefirmen kommen.
Dieselkrise, veraltete Software, kaum Innovationen: Man kann der Automobilindustrie viel vorwerfen, wenn es um die Zukunft der individuellen Fortbewegung geht. Dass speziell die europäischen Hersteller in Zukunft viele Probleme bekommen könnten, offenbart eine aktuelle Studie jetzt allerdings schonungslos wie sonst selten: Im Rahmen der "Automotive Executive Survey" zeichnet das Beratungsunternehmen KPMG ein düsteres Bild von einer Zukunft, in der die europäische Autobranche vor ihrem Untergang steht. Neben Daten aus der Wirtschaft zog die Unternehmensberatung auch Befragungen von Entscheidern und Konsumenten aus der Branche heran.
Automobilindustrie ist längst nicht mehr so wertvoll
Ein Blick auf die Börsendaten verrät etwa, dass die 50 größten Autohersteller weltweit nur noch 20 Prozent des Börsenwertes der 15 größten Technologieunternehmen erreichen. Vor gerade einmal acht Jahren waren es noch 40 Prozent. Der KPMG-Autoexperte Dieter Becker sieht darin ein klares Signal für die Autohersteller: Ohne Unternehmensfusionen wird es in Zukunft nicht mehr gehen, wenn die Branche nicht den Anschluss an die Technologiegiganten verlieren will.
Auch die Entscheider selbst sehen einen schnellen Rückgang der Automobilproduktion in Europa: Während derzeit noch 15 Prozent der weltweit produzierten Kraftfahrzeuge aus Westeuropa stammen, so erwarten 74 Prozent der 900 befragten Manager aus der Branche nur noch einen Anteil von fünf Prozent im Jahr 2030 – das sind nur noch zwölf Jahre. Das neue Schwergewicht soll dann China heißen.
Hybrid- und Elektrofahrzeuge sind im Trend
Während 77 Prozent der befragten Entscheider davon ausgehen, dass der Verbrennungsmotor noch eine "sehr lange Zeit" wichtiger bleiben wird, als der Elektromotor, sprechen die Antworten der Konsumenten eine andere Sprache: Fast die Hälfte will sich für einen Hybriden entscheiden, wenn in den nächsten fünf Jahren ein Autokauf ansteht. Jeder Fünfte plant sogar mit dem Kauf eines reinen Elektroautos, neun Prozent möchten ein Wasserstoffauto. Nur noch 21 Prozent würden einen reinen Verbrenner wählen.
Der Dieselmotor ist aus Sicht der Konsumenten ebenfalls im Abwärtstrend: Für 65 Prozent der Autofahrer weltweit ist der Kauf oder das Halten eines Selbstzünders keine Option mehr. Drohende Fahrverbote tragen zu einer derzeit hohen Skepsis gegenüber dem Antrieb bei. In Deutschland würden dennoch nur 17 Prozent statt eines Diesels ein rein elektrisches Auto wählen. Ein schnelles Ende für den Selbstzünder erwartet die Studie deshalb nicht – zumindest nicht in Europa. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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