Aktuell sorgt ein Werbevideo für Aufsehen, dass unter anderem das erste Elektroauto aus Nordkorea zeigt. Dabei sind einige Zweifel an dem EV mit mehr als 720 Kilometer Reichweite angebracht.

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Am Freitag (21.6.2024) wurde ein Video von einem Youtube-Kanal veröffentlicht, der angebliche Inhalte von nordkoreanischen Medien zeigt. In dem Video, das auch auf der chinesischen Microblogging-Plattform Weibo verbreitet wird, sieht man unter anderem Projekte der Madusan Economic Federation, einer nordkoreanischen Außenhandels-Organisation, die es seit 2018 gibt.

Madusan soll mit Finanzierung der gleichnamigen Bank unter anderem Smartphones produzieren. Eine weitere Abteilung ist die Madusan Electric Vehicle Technology Exchange, die angeblich Elektrofahrzeuge in Zusammenarbeit mit ausländischen Elektroautoherstellern und Dienstleistungsunternehmen importiert und verkauft. Bereits vor einem Jahr hatte Madusan in der Hauptstadt Pjöngjang einen ersten Showroom eröffnet.

Nordkorea-EV mit "zensiertem" Logo

Das Video setzt das angebliche Elektromodell eindrucksvoll und dynamisch mit dramatischer Musik in Szene und zeigt zudem noch Computer-Animationen, bleibt indes jede Art von technischen Daten schuldig – bis auf die Reichweite. Auffällig, während der gesamten Szenerie ist an der Front offenbar in Logo recht dilettantisch mit einem schwarzen Balken "zensiert". Das Nummernschild zeigt die Aufschrift "Madusan Electric Vehicle".

Doch bei dem Modell handelt sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht um das erste elektrische Auto aus Nordkorea. Stattdessen ist es ein BYD Han, eine Limousine der oberen Mittelklasse, die seit 2020 produziert wird. Südkoreanische Medien zweifeln zudem an, dass es sich mit Blick auf die Reichweite um ein reines E-Auto handelt – die maximale Reichweite des Han E9 mit einem E-Motor liegt bei 715 Kilometer. BYD bietet das Modell allerdings auch mit einem Hybrid-Antrieb an.

Elektro-Auto als Bausatz?

China und Russland unterlaufen die UN-Sanktionen gegen Nordkorea, entsprechend kommen in dem abgeschotteten Land, das als stalinistische und totalitäre Diktatur gilt, regelmäßig Luxus- und Gebrauchsgüter an. Chinesische Fahrzeuge haben dort bereits eine gewisse Tradition; Diese werden in der Regel als sogenannte CKD-Bausätze (Complely knocked down) ins Land geliefert und dort lokal aufgebaut. So hatte es unter anderem ein VW Passat bzw. VW CC vom chinesischen Joint-Venture FAW-Volkswagen als Pyeonghwa Zunma 2008 nach Nordkorea geschafft.

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Autofahren in Nordkorea ist ausschließlich einer privilegierten Elite erlaubt, Fahrzeuge gehören in erster Linie Firmen oder der Regierung – Privatbesitz ist nahezu unbekannt. Mobilität findet zu Fuß, per Fahrrad, Pferdefuhrwerken oder Bus statt. Zudem ist das Fahren in Nordkorea eine besondere Herausforderung. Nur rund 700 Kilometer der rund 25.000 Kilometer sind asphaltiert – und diese auch noch in schlechtem Zustand.  © auto motor und sport

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