Vor 20 Jahren kehrte Maserati mit dem MC12 in den Rennsport zurück. Der Bolide wurde zur Legende – jetzt ehren ihn zwei limitierte Sonderserien auf MC20-Basis.
2004 gehörte Maserati (noch) zu Ferrari, und zwar komplett. Das mag nicht jedem Manager in Modena oder den Dreizack-Fans gefallen haben, hatte aber einen entscheidenden positiven Nebeneffekt: Es versetzte Maserati in die Lage, beim angestrebten Supercar- und werksseitigen Motorsport-Comeback nach 37 Jahren vom enormen Technik-Knowhow des Nachbarn aus Maranello zu profitieren. Ferrari erklärte sich sogar bereit, seiner noblen Tochter alles über den eigenen Halo-Sportwagen Enzo zu verraten, damit diese etwas Ähnliches auf die Räder stellen konnte. Daraus entstand der – letztlich allerdings technisch und optisch durch Design-Legende Giorgetto Giugiaro stark abgewandelte – Maserati MC12.
Video: So fährt sich der Maserati MC20 auf der Rennstrecke
Der Rest ist Geschichte: Die Rennversion gewann in der GT1-Klasse der FIA-GT-Meisterschaft fast nach Belieben und blieb bis zur Saison 2009 dominant – eine im modernen Motorsport extrem lange Erfolgsserie. Gleichzeitig wurde ebenso das Homologationsmodell MC12 Stradale zur automobilen Ikone. Nicht nur in der Realität, denn eines der lediglich 77 gebauten Exemplare (inklusive aller Rennwagen und der nicht straßenzugelassenen Versione Corse von 2006) bekam ohnehin kaum jemand zu Gesicht. Sondern auch in den boomenden Rennsport-Videospielen dieser Zeit. Die Debatte, ob der Maserati MC12 oder der Ferrari Enzo das coolere oder bessere Italo-Supercar dieser Ära war, führt bis heute bei entsprechenden Stammtisch-Debatten selten zu einheitlichen Antworten.
MC20 Icona als MC12-Stradale-Erbe
Das Debüt des MC12 ist jetzt genau 20 Jahre her. In dieser Zeitspanne – so ehrlich muss man sein – ist es Maserati nicht gelungen, ein Auto auf die Räder zu stellen, dass auch nur annähernd die Faszination des einstigen V12-Boliden ausstrahlt. Der 2020 aufgelegte MC20 kommt dem Vorbild von einst noch am nächsten und nimmt nicht umsonst optisch Tuchfühlung zum MC12 auf. Nun noch mehr als sonst, denn Maserati legt zwei Sonderserien seines Sportwagens auf, welche mit ihrer Lackierung sofort als MC12-Hommage wahrnehmbar sind.
Sondermodell Nummer eins, der Maserati MC20 Icona, erinnert an den MC12 Stradale und kombiniert dabei die Farbtöne "Bianco Audace Matte", ein mattes Weiß, und "Blu Stradale"; beide stammen aus Maseratis Fuoriserie-Personalisierungs-Programm. Das Blau ist im unteren Teil der Karosserie präsent und zieht sich vor den hinteren Radhäusern nach oben, um das MC20-Hinterteil komplett zu bedecken. Zusätzliche blaue Akzente präsentiert der Sportwagen im Bereich der Luftauslässe neben der Fronthaube. Hinzu kommen Fuoriserie-Embleme vor den Hinterrädern und die italienische Tricolore im vorderen Bereich der Türen. Weitere optische Eigenheiten sind die verchromten Räder samt Radnabenkappen mit blauem Dreizack und blau lackierte Bremssättel.
MC20 Leggenda als Rennwagen-Erbe
Auf welches Auto der Maserati MC20 Leggenda anspielt, dürfte den meisten Rennsport-Fans sofort klar sein: Der MC12 GT1 war in den Farben des Vitaphone Racing Teams besonders erfolgreich – unter anderem mit drei Gesamtsiegen beim 24-Stunden-Rennen in Spa. Die Grundfarbe ist das glänzende Schwarz "Nero Essenza", während sich im oberen Bereich ein Türkis namens "Digital Mint Matte" fast über das gesamte Auto erstreckt. Die Dreizack-Embleme im Frontgrill sowie im Bereich der B-Säule und der Untergrund des seitlichen MC20-Schriftzugs erstrahlen in knalligem Gelb. An den schwarzen Rädern und den gleichfarbigen Bremssätteln prangen Markenlogo und -schriftzug in Türkis.
Beide MC20-Sondermodelle sind mit vierfach verstellbaren Schalensitzen ausgerüstet, die im Zentrum geschwungene silberne Akzentlinien sowie an der Kopfstütze den gleichfarbigen Dreizack aufweisen. Hinzu kommen je nach Modell "Icona"- oder "Leggenda"-Schriftzüge. Bei Ersterem tragen die Sitze eine blaue Grundfarbe, bei Letzterem sind sie vorrangig schwarz. Das Carbon-Interieur-Paket ist ebenso an Bord wie spezielle Matten für die Fußräume und den Kofferraum sowie das Sonus-Faber-Premium-Soundsystem.
Fast Gleichstand beim Motor
Zur Serienausstattung gehören ferner das elektronische Sperrdifferenzial, ein Liftsystem für das Fahrwerk, ein Totwinkel- und rückwärtiger Querverkehrswarner, automatisch abblendende Spiegel und eine Carbon-Motorabdeckung. Das Triebwerk, ein V6-Mittelmotor mit drei Liter Hubraum, Turboaufladung und dem Spitznamen "Nettuno" (Neptun), verharrt unverändert bei 630 PS und maximal 730 Newtonmetern. Damit präsentiert er dieselbe Leistung wie der Sechsliter-V12 des MC12, der jedoch etwas weniger Drehmoment liefert (652 Newtonmeter). Beim Beschleunigen hängt der moderne den in Ehren ergrauten Maserati-Sportler klar ab (3,1 statt 3,8 Sekunden). Dafür darf sich der Urahn mit einem Topspeed von 330 km/h (MC20: 325 km/h) weiterhin "schnellster Maserati aller bisheriger Zeiten" nennen.
Die Motorabdeckung des Maserati MC20 Icona und Leggenda gibt übrigens Auskunft über die Limitierung. Hier prangt jeweils eine Plakette mit der Aufschrift "Una di 20", also einer von 20. Das ergibt Sinn, schließlich feiert jedes Modell ein 20. Jubiläum. Preise nennt der Hersteller bislang nicht. Eines der besonderen und limitierten Exemplare dürfte jedoch deutlich mehr kosten als ein Standard-MC20, der in Deutschland aktuell ab etwa 254.000 Euro erhältlich ist. © auto motor und sport
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