Wer den Fernpass nutzt, muss sich auf Veränderungen einstellen: 2027 beginnt der Bau eines neuen Tunnels, und dann wird eine Maut für die viel befahrene Alpen-Route fällig. Was das für Pendler, Urlauber und den Verkehr bedeutet – und welche Alternativen es gibt.

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Ab 2028 wird eine Maut für den Fernpass erhoben. Sie ist sowohl bei der Überfahrt über den Pass als auch bei der Nutzung des neuen Tunnels fällig. Die Fernpassstraße (B 179) dient seit Langem als zentrale Route, um über den Grenztunnel Füssen nach Tirol und weiter nach Südtirol/Italien zu gelangen. Aufgrund enger Kurven, steiler Hänge und eines aktuellen Höhenunterschieds von 200 Metern ist der Bau eines 1,4 Kilometer langen Scheiteltunnels geplant, der den 4,8 Kilometer langen Passabschnitt ersetzen soll. Mit dem neuen Tunnel wird der Höhenunterschied auf lediglich 70 Meter reduziert, was dazu beitragen soll, Staus und witterungsbedingte Verzögerungen im Winter zu minimieren.

Parallel zum Tunnelbau, der 2027 beginnen soll und frühestens 2029 abgeschlossen sein wird, wird für die gesamte Fernpass-Route eine Maut eingeführt. Die bisher mautfreie Strecke wird täglich von bis zu 30.000 Fahrzeugen befahren.

Die wichtigsten Punkte zur neuen Fernpass-Maut:

  • Einführung der Maut ab 2028 mit der Inbetriebnahme des Fernpasstunnels.
  • Gilt sowohl für die Überfahrt über den Fernpass als auch für die Durchfahrt durch den Tunnel.
  • Ermäßigte Tarife und Mehrfahrtenkarten für Vielfahrer.
  • Keine generellen Ausnahmen für Anwohner aufgrund der EU-Wegekostenrichtlinie.
  • Finanzierung von Infrastrukturprojekten in Höhe von rund 500 Millionen Euro (Stand 2024).

Geplantes Tarifmodell für Fernpass-Maut

Die Tiroler Landesregierung erläutert zum Tarifmodell, dass die Mautgebühren nicht beliebig festgelegt werden können und sich in einem angemessenen Verhältnis zu den Kosten für Bau, Erhaltung und Betrieb der Straße bewegen müssen. Daher orientiert sich das Tarifmodell für den Fernpass an jenem des Felbertauerntunnels in Osttirol. Dort kostet eine Einzelfahrt derzeit 13,50 Euro für Pkw und 12 Euro fürs Motorrad, während eine Jahreskarte für Vielfahrer etwa 145 Euro kostet (Stand Februar 2025). Besonders der Transitverkehr macht einen erheblichen Teil des Verkehrsaufkommens am Fernpass aus, weshalb auch Durchreisende die Maut entrichten müssen.

Standort der Mautstation

Die Mautstation wird im Gemeindegebiet auf Höhe des Blindsees errichtet. Die Anlage soll möglichst platzsparend und unter Berücksichtigung digitaler Technologien sowie umweltfreundlicher Lösungen umgesetzt werden. Wichtige Ausflugsziele wie die Passhöhe und der Fernsteinsee bleiben für Besucher sowohl von Norden (Reutte) als auch von Süden (Imst) ohne Maut erreichbar. Eine zusätzliche Mautstation in Nassereith ist derzeit nicht geplant.

Reisende, die den Fernpass künftig meiden möchten, können auf folgende Alternativ-Routen zurückgreifen:

  • Über Mittenwald – Seefeld – Zirler Berg zur Inntalautobahn (A12); diese Strecke ist für Nutzer der A7 zwar eine Option, jedoch für Gespanne in Richtung Norden gesperrt.
  • Ab dem Kreuz Memmingen über Lindau (A96) und die österreichische Rheintalautobahn (A14) zur Arlbergschnellstraße (S16).
  • Ab dem Kreuz Ulm über München (A8/A99) zum Inntaldreieck (A8/A93) bei Rosenheim und von dort über Kiefersfelden zur Inntalautobahn (A12).
  • Beste Alternative für Motorradfahrer: Grenzübergang Oberjoch – Tannheimer Tal – Gaichtpass – Weißenbach am Lech – Hahntennjoch – Imst. Achtung: Hier gilt das 95-dB-Standgeräusch-Limit für Motorräder!

Die umfassenden Maßnahmen am Fernpass – einschließlich des Tunnelbaus und der Einführung einer Durchfahrtsmaut – sind Teil eines Investitionspakets von rund 500 Millionen Euro, das in den kommenden Jahren umgesetzt werden soll. Die Maut-Einnahmen sollen vollständig in die Erhaltung und den Ausbau der regionalen Verkehrsinfrastruktur investiert werden, so die Information der Tiroler Landesregierung.

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Fazit

Mit der neuen Maut und dem geplanten Tunnelbau verändert sich die Verkehrssituation am Fernpass erheblich. Während der Tunnel für weniger Staus und eine bessere Wintertauglichkeit sorgen soll, bringt die Maut zusätzliche Kosten für Reisende und Pendler. Wer die Gebühr umgehen möchte, muss auf alternative Routen ausweichen. Für Motorradfahrer sowieso schöner: durchs Tannheimer Tal und übers Hahntennjoch.  © Motorrad-Online