Der McLaren Artura Spider steht vor der Tür und bringt technische Verfeinerungen mit. Das Hybrid-Cabrio überzeugt mit beeindruckender Leistung, dynamischem Fahrverhalten und einem komfortablen Interieur. Ist er der perfekte Supersportwagen?

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Der Anlauf des McLaren Artura Coupés (siehe Video unter diesem Absatz) verlief etwas holprig. Als der Hybrid-Sportwagen in der ersten Jahreshälfte 2021 auf den Markt kommen sollte, entsprach er in technischer Hinsicht noch nicht den Ansprüchen der Ingenieure. Und als sie die nötigen technischen Verbesserungen einfließen lassen wollten, ging dem Hersteller das Geld aus. McLaren musste ein bisschen Tafelsilber in Form einiger Klassiker aus der eigenen Sammlung verkaufen, um den Artura zur endgültigen Marktreife zu entwickeln. Im Sommer 2022 war es dann so weit.

Video: Fahrbericht: McLaren Artura Hybrid-Supercar

Inzwischen schreiben wir das Frühjahr 2024 und der Artura Spider steht vor der Tür. Das erste Hybrid-Cabrio von McLaren bringt von vornherein einige technische Verfeinerungen in die Baureihe, von denen auch das Coupé profitieren wird. Und zwar nicht nur jene des kommenden Modelljahres, sondern in mancher Hinsicht ebenso bereits verkaufte Exemplare.

Und so fährt der Artura Spider

Was Daten und Fakten vermuten lassen, der Fahreindruck bestätigt: Der McLaren Artura bleibt auch als Spider ein McLaren und ein Sportsmann. Und was für einer! Den reichlichen Extra-Zentner spüren vermutlich nur aufs Coupé kalibrierte Profis, die drei Sekunden für den Sprint auf 100 flashen jeden. So wie der Doppelherz-Antriebsstrang des Artura auf Pedalbefehle lauert, anspricht, loslegt, durch die Mitte reißt – Hammer. Und weit entfernt von sedierten Energiespar-Hybriden.

Beim hybridischen Supersport-McLaren sind V6 und E-Maschine beste Freunde. Kumpel, die gern mal einen losmachen, dabei stets perfekt harmonieren. Bambule überlassen sie anderen, bilden lieber ein beeindruckendes Team. Sind die Turbolader etwa noch mit Luftholen beschäftigt, hilft der Axialfluss-Motor nach, ebenso wie bei überraschendem Boost-Wunsch, wenn schnell mal Tempo gefragt ist, der Artura blitzschnell Meter fressen soll. Obenraus übernimmt der Dreiliter komplett, profitiert zwischen 4.000 und 8.500 zudem von der Extraleistung, die Power-Erlebnis im Nacken der Insassen noch unterhaltsamer gestaltet. Hinzu kommt das situativ und schnell schaltende Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe.

Sound? Surround live

Speziell bei offenem Dach hörst Du dem Biturbo-V6 hinter dir mit großer Freude bei der Arbeit zu, dezentes Turborauschen und Vollast-Auspuffröhren tiptop abgemixt. Je nach Modus und Gaspedalkommando hintergründig oder Volllast-Kreischend. Verbrenner-Appeal trotz Hybrid-Hilfe, der Artura hat es drauf, ohne sich dabei nervig in den Vordergrund zu spielen. Da hätte es den mittigen Extra-Lautsprecher der Bowers & Wilkins-Anlage für den Spider gar nicht gebraucht. Modifizierte Abgasanlage plus Resonator spielen live.

Video: Im Video: 2020 McLaren Speedtail

Und wie! Fest in die Clubsport-Schalen geschnallt kannst du als Pilot je nach Fahrmodus Schlendern, Powercruisen oder ernsthaft angreifen. Enormer Motorpunch mit Drehmoment und -freude, die fein rückmeldende, mit passender Handkraft operierende elektrohydraulische Lenkung und das aufwendige Fahrwerk plus steifes Chassis liefern die Basis, auf der man sich sofort zuhause fühlt. Hinzu kommt die serienmäßige Keramikbremse mit trittfestem Pedalgefühl und heftiger Verzögerung. Also: entspanntes Luftschnappen? Gern. Bis zu 330 km/h ballern? Klar. Und alles dazwischen? Logo. Leichtfüßig, gripstark und präzise kurvt der Artura durch alles, was der Straßenbau so hergibt. Untersteuern? Praktisch keins. Traktionsprobleme? Nur, wenn man es übertreibt. Hilfreich neben der mittelmotortypischen Basistraktion sind dabei die feine Hilfselektronik und die griffigen Pirelli P Zero.

Frischlufterlebnis plus Dynamik plus Komfort

Schon als Coupé ebenso schnell wie zuvorkommend, erweitert der Spider das Supersport-Erlebnis nun um die frischluftige Live-Komponente ohne dabei etwas von seiner Dynamik preiszugeben. Sogar Komfort funktioniert, die Schalensitze bequem, das Interieurdesign clever, die Bedienung erlernbar, der Federungskomfort absolut langstreckentauglich. Was vergessen? Okay, einen Modus zum Driften und einen für eine Pirelli-Rauchsäule beim Volllast-Start gibt’s auch.

Design und Karosserie

Der optische Gesamteindruck macht klar: Auch als Spider ist dieser 4,54 Meter lange, mit Spiegeln 2,08 Meter breite und 1,19 Meter hohe McLaren (Radstand: 2,64 Meter) ein waschechter Artura. Er widersteht dem aktuellen Trend zurück zum Stoffverdeck und vertraut auf ein festes klappbares Hardtop, das in elf Sekunden sowie bei Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h öffnet und schließt. Es besteht aus einem Hauptteil, das sich im geschlossenen Zustand harmonisch ins Design einfügt und direkt hinter der Fahrgastzelle ruht, wenn es geöffnet ist. Und zwar unter einer Abdeckung, die aus (optional glänzendem) Carbon besteht.

Da bei der Artura-Entwicklung McLaren-typisch die Spider-Version direkt mitgedacht wurde, hält sich der Gewichtszuwachs in Grenzen. Die 62 Extra-Kilogramm – das Trockengewicht steigt auf 1.457 kg, das DIN-Leergewicht auf 1.560 kg – gehen fast komplett auf das Konto des Klappdach-Mechanismus, der mit acht Elektromotoren arbeitet. Versteifungen am Carbon-Chassis waren weitgehend unnötig – von neuen Streben in den "Überroll-Höckern" abgesehen. Einen Tick schwerer wird der Artura Spider, wenn das optionale elektrochrome Glas ins klappbare Dachteil integriert ist. Damit lässt sich definieren, wie viel Licht ins Cockpit gelangen soll; im Extremfall werden 99 Prozent herausgefiltert. Ist das Dach geöffnet, sorgen kleine Spoiler am Carbon-Windschutzscheibenrahmen dafür, dass vom Fahrtwind nicht zu viel Getöse im Spider-Interieur entfacht wird.

Zum Modelljahr 2025 führt McLaren sowohl beim Coupé als auch beim Spider einige neue Felgen-Designs und ein paar neue Farben in die Artura-Palette ein. Das Supercar trägt ab Werk schwarze Plaketten, die auf Wunsch und aufpreisfrei gegen silberne ersetzt werden können.

Antrieb

Wie das Coupé vertraut auch der McLaren Artura Spider auf eine Kombination aus Dreiliter-Twin-Turbo-V6 mit 120 Grad Zylinderwinkel und Elektromotor. Das System entwickelt jedoch mehr Power als zuvor. 700 PS bedeuten ein Plus von 20 PS, das komplett vom Verbrenner herrührt: Er allein erstarkt dank verbesserter Kühlung und Elektronik-Tuning von 585 auf 605 PS, während die E-Maschine bei 70 kW (95 PS) verharrt. Das maximale Drehmoment von 720 Newtonmetern bleibt ebenfalls gleich. Die Kraftkur samt verbesserter Leistungsentfaltung hat der Spider übrigens nicht exklusiv, denn auch das Coupé kommt ab dem Modelljahr 2025 ab Werk in den Genuss der Zusatz-Power. Und wer bereits einen McLaren Artura besitzt, kann den Antrieb in der Vertragswerkstatt ebenfalls auf das neue Niveau erstarken lassen – und das kostenlos.

Damit der McLaren Artura Spider bis zu 33 Kilometer rein elektrisch zurücklegen kann, ist eine aus fünf Lithium-Ionen-Modulen bestehende Batterie mit einer nutzbaren Kapazität von 7,4 Kilowattstunden an Bord. Sie lässt sich per Typ-2-Stecker in zweieinhalb Stunden auf 80 Prozent ihrer Kapazität laden.

Fahrleistungen

Bei den Fahrleistungen kann der etwas schwerere McLaren Artura Spider dank der leicht erhöhten Leistung mit dem bisher angebotenen Coupé mithalten. Er sprintet in 3,0 Sekunden von null auf Hundert, ist 5,4 Sekunden später bereits 200 km/h schnell und benötigt insgesamt 21,6 Sekunden, um aus dem Stand von null auf 300 km/h zu beschleunigen. Die Viertelmeile absolviert er in 10,8 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird elektronisch auf 330 km/h limitiert.

Verbesserter Sound

McLaren verpasst dem Artura Spider eine neue Abgasanlage mit, wie der Hersteller es nennt, "Crescendo-Sound". Hier ist ein Resonator integriert und die Endrohre laufen nach oben konisch zueinander. Das soll das Klangerlebnis speziell bei offenem Dach verbessern. Optional bietet McLaren einen Sportauspuff mit "Abgas-Symposer" an, der "authentische Schallwellen aus dem Endrohr in den Innenraum leitet". Wer lieber musikalisch unterhalten werden möchte, genießt den Klang des optionalen Surround-Sound-Systems von Bowers & Wilkins, bei dem sich zwölf Lautsprecher im engen Artura-Spider-Cockpit verteilen.

Getriebe, Fahrwerk, Bremsen

Um die Fahrdynamik zu verbessern, verfügen der McLaren Artura Spider und die Coupés des kommenden Modelljahrgangs über steifere Motorlager. An den längs zwischen Fahrgastzelle und Hinterachse verbauten V6-Mittelmotor schließt sich ein achtstufiges Doppelkupplungsgetriebe mit elektronischem Sperrdifferenzial an. Dieses schaltet nun 25 Prozent schneller als zuvor, da McLaren die Kalibrierung optimiert und eine "Vorfüllfunktion" integriert hat. Hier wird die Hydraulikflüssigkeit im Getriebe bereits vor dem eigentlichen Gangwechsel auf den für einen Schaltvorgang erforderlichen Druck ("Kiss-Point") gebracht. Indem beim Rückwärtsfahren nur der E-Motor genutzt wird, kann das Getriebe auf einen klassischen Rückwärtsgang verzichten.

Das Fahrwerk arbeitet mit adaptiven Dämpfern, deren elektronische Steuerung fortan 90 Prozent schneller ansprechen soll. Vorn sind die 9x19 Zoll großen Räder des McLaren Artura Spider an doppelten Aluminium-Querlenkern aufgehängt. Hinten kommt eine Kombination aus Querlenker und Multilenker-Aufhängung zum Einsatz, an die sich 11x20 Zoll große Räder anschließen. Die passenden Reifen in den Dimensionen 235/35 ZR19 vorn und 295/35 ZR20 hinten liefert Pirelli in Form seiner P-Zero-Spezifikation, wobei das Semislick-Pendant mit dem Beinamen "Corsa" gegen Aufpreis erhältlich ist. Gebremst wird mit Carbon-Keramik-Scheiben. Sie sind vorn 390 Millimeter groß und mit Sechskolben-Monobloc-Sätteln verpartnert, während hinten 380er-Scheiben und Vierkolben-Sättel zum Einsatz kommen. Neue Kühlkanäle sollen die Stopper besser auf Wohlfühltemperatur halten und damit nicht nur die Bremsleistung, sondern auch die Standhaftigkeit optimieren.

Innenraum

Nicht nur beim Schalten können die Hände des Fahrers oder der Fahrerin am Lenkrad verbleiben, sondern auch beim Einstellen der drei verschiedenen Fahrmodi (Comfort, Sport und Track). Die entsprechenden Bediensatelliten befinden sich seitlich an der Umrandung des Fahrer-Informations-Displays. Die Eingriffsschwelle der Stabilitätskontrolle lässt sich dort ebenfalls feinjustieren. Die Infotainment-Funktionen der verbesserten Elektronik-Architektur werden wie gehabt über einen zentral und vertikal unter den mittleren Luftausströmern platzierten, zum Fahrerplatz geneigten Touchscreen gesteuert. Apple Carplay ist serienmäßig an Bord. Eine induktive Ladeschale, in der das Smartphone aufrecht steht, bietet McLaren als Option an.

Assistenzsysteme

Mit der Totwinkelüberwachung und der Querverkehrswarnung sind nun zwei neue Assistenzsysteme für den McLaren Artura erhältlich. Gleichzeitig rücken die Verkehrszeichenerkennung und die Spurverlassenswarnung in die Serienausstattung. Eher zur Erhöhung des Spaßfaktors hält die neue Funktion "Spinning Wheel Pull-Away" Einzug in den Artura. Sie ermöglicht ein "dramatisches" Durchdrehen der Räder beim Beschleunigen aus dem Stand mit einer hohen Gaspedallast.

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Markteinführung und Preis

Der McLaren Artura Spider gehört dem Modelljahr 2025 der Baureihe an. Er ist ab sofort bestellbar und kostet hierzulande mindestens 273.073 Euro. Damit ist er klar teurer als das Coupé, dessen Facelift-Version dann ab 248.573 Euro erhältlich ist. Die drei Ausstattungslinien Performance, TechLux und Vision kosten jeweils 9.700 Euro extra. Ab Jahresmitte 2024 wird der offene Artura ausgeliefert, wobei der genaue Zeitpunkt je nach Region variiert.  © auto motor und sport

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