Rücksichtslosigkeit, fehlende Beleuchtung und Sichtbarkeit, mangelnder Respekt: Diese Verhaltensweisen lassen sich sogar unter manchen Radfahrenden beobachten. Sie sorgen nicht nur für Unmut, sondern auch für Konflikte im Alltag. Und sie sind vollkommen unnötig. Findet BikeX-Chefredakteur Björn Gerteis.
Es gibt sie – die kleinen Momente im Radfahreralltag, die selbst den größten Enthusiasten aus der Spur bringen können. Ja, ich weiß: Jetzt wird das Eis dünn. Die eigene Community kritisieren? Ein Spiel mit dem Feuer. Ja, ich könnte hier auch über das Verhältnis Auto und Fahrrad schreiben. Da gibt es viel zu sagen und es wurde schon viel gesagt. Aber es gibt auch andere, ebenfalls spannende Perspektiven.
Als leidenschaftlicher Alltagsbiker, E-Bike- und Lastenradfahrer bin ich gerne auf den Straßen und Wegen unterwegs, genieße die Freiheit und die Unabhängigkeit, die mir das Fahrradfahren bietet. Doch es gibt ein paar Dinge, die mir immer wieder sauer aufstoßen – auch bei anderen Radfahrern. Drei davon möchte ich heute teilen – nicht als Nörgelei, sondern als Anregung, wie wir unser Miteinander verbessern können.
- Rücksichtslosigkeit auf gemeinsamen Wegen: Nichts regt mich mehr auf als jene Radfahrer, die sich auf gemischten Geh- und Radwegen so verhalten, als wären sie allein auf weiter Flur. Kein Klingeln, kein Blick über die Schulter, bevor man an einem Spaziergänger oder einem anderen Radfahrer vorbeizieht. Die Geschwindigkeit ist dabei oft völlig unangemessen, das Risiko wird bagatellisiert. Rücksichtslosigkeit schadet uns allen – sie führt zu Konflikten mit Fußgängern und erschwert die Akzeptanz des Fahrrads als legitimes Verkehrsmittel. Ein freundliches Klingeln und ein kleiner Seitenblick können Wunder wirken.
- Fehlende Beleuchtung in der Dämmerung: Ich verstehe einfach nicht, warum manche Radfahrer meinen, sie könnten auch in der Dämmerung oder bei Dunkelheit ohne Licht unterwegs sein. Vielleicht aus Bequemlichkeit? Oder weil sie denken, dass man sie schon gut genug sieht? Für mich ist so ein Verhalten nicht nur gefährlich, sondern auch verantwortungslos – sich selbst und anderen gegenüber. Die eigene Sicherheit steht auf dem Spiel, aber eben auch die der anderen Verkehrsteilnehmer. Fahrradbeleuchtung ist keine Option, sie ist Pflicht und ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein. Wir wollen als gleichwertige Verkehrsteilnehmer wahrgenommen werden – dann sollten wir auch dafür sorgen, dass man uns sieht.
- Kein Verständnis für andere Radfahrer: Ja, wir sind eine heterogene Gruppe: Da gibt es die Rennradfahrer, die Lastenradler, die Pendler und die Gelegenheitsfahrer. Was mich jedoch wirklich nervt, ist der fehlende Respekt, den einige Radfahrer anderen gegenüber zeigen, nur weil sie anders unterwegs sind. Da wird über den E-Biker gelästert, der angeblich keinen "richtigen Sport" macht, oder der Lastenradler wird als Verkehrshindernis betrachtet. Wir sitzen alle im gleichen Sattel – warum fällt es so schwer, diese Vielfalt zu akzeptieren? Wir sollten uns gegenseitig unterstützen, statt uns selbst Steine in den Weg zu legen.
Letztlich sind es genau diese Dinge – fehlende Rücksicht, mangelnde Sicherheit und fehlender Respekt – die das Radfahren für uns alle weniger angenehm machen, die uns Radfahrer auch immer mal wieder ins Zentrum für Kritik stellt. Dabei könnten wir so viel erreichen, wenn wir nur ein wenig mehr aufeinander achtgeben würden. Die Straße gehört uns allen, und wir alle können unseren Teil dazu beitragen, dass sie ein besserer Ort wird – für Radfahrer und für alle anderen. © Bike-X
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