In diesem Artikel stellen wir dir die wichtigsten Mountainbike-Kategorien vor und helfen dir, das passende Bike für deine Bedürfnisse zu finden!
Früher war alles besser. Nein, natürlich nicht. Aber einfacher war einiges schon. Zum Beispiel die Auswahl eines Mountainbikes. Anfang der 90er Jahre, als der Bike-Boom die USA schon überrollt hatte und Europa erfasste, gab es selbst bei den damals größten Herstellern vielleicht ein Dutzend MTBs im Angebot. Heute sind es bei Cube und Co. über hundert, aufgeteilt in zig Kategorien.
Mountainbike Kategorien? Ja, denn unser Sport hat sich in der Vergangenheit extrem ausdifferenziert. Wurden einst gar Weltmeisterschaften im Cross-Country wie im Downhill auf demselben Bergrad gewonnen, gibt es jetzt für jede Spielart des Bikens Spezialisten. Die für uns wichtigsten fünf Segmente stellen wir vor.
Muss das sein? Ja und nein. Gerade an "den Rändern", also im Bereich Cross-Country oder Enduro, benötigen ambitionierte Hobbyisten und Profis inzwischen in der Tat das ideale Sportgerät. So wie man ja auch nicht mit einem Slalomski zur Abfahrt auf der Streif antritt oder mit einem Formel-1-Boliden bei der Rallye Dakar.
Für alle "Normalos" empfehlen sich wie seit vielen Jahren die Kategorien mit gemäßigtem Hub: Trail-/Tourenbikes liefern um 130 mm Federweg, All-Mountains um 150 mm – mehr braucht man halt selten. Die Bikes beider Kategorien haben dabei zuletzt zwar stark an Bergabpotenz zugelegt durch flach-längere Geometrien und wuchtigere Federelemente; dank top Kinematiken und exzellenter Sitzpositionen kraxeln sie dennoch klasse. So leicht(füßig) wie einst sind sie jedoch nicht. Hier könnte die junge Down-Country-Klasse die Lücke schließen: geringes Gewicht und dennoch spaßig bergab – klingt verlockend, oder?
Cross-Country ("XC")
✒️ Federweg: Leichte 100-mm-Federgabeln sind gesetzt. Bei Fullys hinten ebenso 100 mm, bei den wenigen Softtails am Markt um 60 mm
⚖️ Gewicht: Topmodelle wiegen knapp unter 10 Kilo im Fully-Bereich, Hardtails unter 9 Kilo
🔧 Typische Parts: Die Anbauteile sind auf geringes Gewicht getrimmt. Filigrane Federbeine, Gabeln mit 32 mm Standrohrdurchmesser, Lenker und Felgen gerne aus Carbon. Vario-Sattelstützen (mit weniger Hub) sind im Kommen.
⛰️ Einsatzzweck/Charakter: Typische Cross-Country-Bikes sind auf maximalen Vortrieb ausgelegt – schließlich sind es die Waffen der Wahl für Cross-Country und Marathon-Racer – vom Wochenendrennfahrer bis zum Olympioniken. Dabei setzen Hobbyisten und Pros sogar fast identisches Material ein. XC-Bikes sind eben die Formel 1 auf zwei Rädern. Ab einer gewissen Preisklasse ist Carbon bei Rahmen wie bei Parts das Material der Wahl, um das Gewicht niedrig zu halten. Das Handling der Bikes ist "giftig"-direkt, die Federwege knapp bemessen. Alles ist auf Effizienz bergauf ausgelegt. Dennoch kommen moderne 100-mm-Bikes auch auf knackigen Trails durchaus gut klar. Kein Wunder, die Rennstrecken im Profizirkus werden auch immer schwerer.
Down-Country ("DC")
✒️ Federweg: "Fully only": 120 mm Hub vorne sind Standard, heckseitig stehen 100–120 mm Federweg an.
⚖️ Gewicht: Im Vergleich zu ihren XC-Brüdern packen die DC-Modelle rund 1,5 Kilo drauf.
📐Geometrie: Die Rahmen und damit die Geos basieren meist auf den XC-Fullys der Hersteller. Längere Gabeln sorgen für einen um 1° flacheren Lenkwinkel. Wird der Hinterbau nicht angepasst, flacht der Sitzwinkel ab!
🔧 Typische Parts: Im Vergleich zu XC-Pendants kommen erheblich abfahrtslastigere Anbauteile ans Rad: Gabeln mit 34/35-mm-Standrohren, Vario-Sattelstützen und Reifen teils gar aus dem Enduro-Regal sind angesagt.
⛰️ Einsatzzweck/Charakter: Down-Country-Bikes sind die wilden Cousins der Cross-Country-Fullys. Der Begriff selbst ist ein mittelgut gelungenes Kunstwort aus Downhill und eben Cross-Country. In der Regel nutzen die Hersteller für diese sehr junge Kategorie daher auch ihre XC-Rahmen und trimmen diese mit längerer 120-mm-Gabel und Parts aus dem Trail-/ All-Mountain-Segment auf mehr Bergab Potenz. Teils leidet dadurch aber die Geometrie, die Sitzposition wird unter Umständen (zu) hecklastig. Bikes, die konsequent auf ein ausbalanciertes 120-mm Fahrwerk sowie einen leichten Trail-Aufbau setzen, haben aber in unseren Augen enormes Potenzial: Es sind die effizient-agilen Supertourer von morgen!
Trail/Tour ("TR")
✒️ Federweg: Um 130 mm haben sich etabliert. An der Gabel teils ein Zentimeter mehr – auch bei Trail-Hardtails sind es oft 140-mm-Forken
⚖️ Gewicht: Um/unter 13 Kilo sind aktuell ein sehr guter Wert. Trail-Hardtails wiegen ein Kilo weniger.
📐 Geometrie: Auch gern "Mini-Enduros" tituliert, sind auch Trailbikes modern – also vorne flach/lang, hinten steil/kurz – gezeichnet. Lenkwinkel unter 65° sind keine Seltenheit. Es gibt auch gemäßigtere, "tourigere" Modelle.
🔧 Typische Parts: Die Parts unterscheiden sich oft kaum von den Down-Country-Bikes. Also Gabeln mit 34- oder 35-mm-Standrohren, Vario-Stützen, gripstarke Reifen. Einige Hersteller setzen bereits auf massivere Dämpfer im Heck.
⛰️ Einsatzzweck/Charakter: Neue, hippe Kategorie oder alter Hut? Bikes um 130 mm Federweg hat es schon lange gegeben, zuletzt jahrelang im Tourenfully-Segment. Speziell den US-Marken war so ein typisch europäischer Einsatzzweck aber stets zu bieder: Das Trailbike als amerikanisches Gegenstück zum Tourer war geboren. Aktuell hat diese Interpretation der 130-mm-Bikes eindeutig die Oberhand gewonnen: Auch die hiesigen Fullys betonen nun den Fahrspaß deutlich mehr, nutzen bergablastigere Geometrien und Parts als früher. Das ist fraglos genial auf flowigen wie kniffligen Pfaden, treibt aber auch das Gewicht in die Höhe. Für klassische Tourenfans lohnt daher der Blick nach links (Down-Country). Lässig, aber speziell: Trail-Hardtails sind schwer im Kommen.
All-Mountain ("AM")
✒️ Federweg: Die Allrounder bieten in der Regel am Heck 140–150 mm Federweg, an der Gabel häufig einen Zentimeter Hub mehr.
⚖️ Gewicht: Die Bikes wiegen im Schnitt etwas unter 14 Kilo
📐 Geometrie: Vor allem die neuen Modelle gleichen sich der Enduro-Kategorie stark an: flache Lenkwinkel (64°–65°) und lange Reach-Werte sorgen für viel Bewegungsfreiheit im Bike. Die Sitzwinkel stehen sehr steil (76–77°).
🔧 Typische Parts: Spitz gesagt: Die AMs tragen die abgelegten Enduro-Klamotten auf ... Vor allem Gabeln mit 36-mm-Standrohren, aber auch großvolumige Federbeine mit Ausgleichsbehälter sind angesagt. Dazu: dicke, stabile Reifen!
⛰️ Einsatzzweck/Charakter: Lange Zeit waren All-Mountains – zumindest in Europa – die Stars unter den MTBs. Fast so leicht und flott bergauf wie ihre damaligen kleinen Brüder, die Tourenfullys. Aber mit mehr Hub, mit etwas pfiffigerem Handling, mit mehr Würze. Und dennoch war die Kategorie zuletzt quasi tot. Die Hersteller konzentrierten sich auf angesagte Trail- und Enduro-Bikes, welche die Zielgruppe der AMs von beiden Seiten "auffraßen". Doch unser Test in dieser Ausgabe zeigt: AM is back! Die neusten150-mm-Bikes sind kaum schwerer als Trailbikes, fahren sich genauso effizient bergauf, aber noch besser bergab. Da reichen sie zwar nicht ganz an die Enduros heran, denen sie aber wiederum bergauf locker davonzischen. Heißt: Die wahren Alleskönner leben wieder!
Enduro ("EN")
✒️ Federweg: Früher auf 160 mm "festgenagelt", setzt die jüngste Enduro-Generation zumindest vorne auf 170 mm, teils sogar auf 180 mm Hub
⚖️ Gewicht: Schweres Gerät: Selbst Oberklasse-Modelle wiegen oft um 15 Kilo. Highend um 14 Kilo.
📐 Geometrie: Flache und lange Front, relativ kurzes Heck mit steilem Sitzwinkel: Enduros prägten die modernen Geometrien wie keine andere Kategorie. Aktuell unterscheiden sie sich hier aber quasi nicht von den All-Mountains.
🔧 Typische Parts: Die neuen Superenduro-Gabeln Fox 38 und Rock Shox Zeb mit je 38-mm-Standrohren machen die Enduros noch abfahrtslastiger, quasi zu pedalierbaren Downhillern. Im Heck kommen öfter Stahlfederbeine zum Einsatz
⛰️ Einsatzzweck/Charakter: Let’s fetz! Enduros sind die Könige der Berge – solange es bergab geht. Die aktuellen 170-mm-Bikes liegen dank ihrer extrem langen Geometrien unfassbar satt und sicher, die teils brachial ausgestatteten Fahrwerke sind wahre Schluckspechte und die Parts kompromisslos auf Bergab-Rabatz gepolt. Dank ausgefeilter, wippfreier Kinematiken und steiler Sitzwinkel lassen sich die Dickschiffe dennoch erstaunlich manierlich berg auf treten. Für lange Auffahrten sollte man aber etwas mehr Zeit einplanen: Mit jedem Höhenmeter werden die hohen Gewichte und vor allem auch die klebrigen Reifen mehr und mehr zum Hemmschuh. Prima: Dank der Rennserien wird im Enduro-Segment weiterhin viel investiert/entwickelt.
Downhill ("DH")
✒️ Federweg: Downhill-Bikes setzen auf fetten Federweg – 200 mm oder mehr vorne und hinten sind Standard. Sie sind auf maximalen Komfort und Kontrolle bei extremen Abfahrten ausgelegt.
⚖️ Gewicht: Wer Downhill fährt, braucht ein robustes Bike. Downhill-Bikes wiegen zwischen 15 und 18 Kilo, je nach Ausstattung, können aber auch mehr wiegen.
📐 Geometrie: Sehr flache Geometrien mit langem Radstand und niedrigem Schwerpunkt sorgen für Stabilität bei schnellen und verblockten Abfahrten.
🔧 Typische Parts: Downhill-Bikes sind mit extrem stabilen Komponenten ausgestattet, darunter spezielle DH-Gabeln wie die Fox 40 oder RockShox Boxxer. Im Heck kommen auch oft Coil-Dämpfer mit viel Hub zum Einsatz. Bremssysteme mit riesigen Bremsscheiben (200 mm und mehr) sind ebenfalls Standard.
⛰️ Einsatzzweck/Charakter: Für den absoluten Abfahrtsspaß: Downhill-Bikes sind für die härtesten Abfahrten konzipiert. Sie sind echte "Wilderer" und bieten dank großer Federwege und stabiler Fahrwerke maximalen Robustheit und Sicherheit auf steilen, holprigen Pisten. Diese Bikes sind auf maximale Abfahrtsleistung ausgelegt, und ihre Geometrie sorgt für höchste Stabilität. Das Bergauffahren übernimmt man besser nicht selbst, denn dafür sind sie viel zu schwer und unhandlich. Downhill-Bikes sind echte Spezialisten – für alles andere sind sie weniger geeignet, aber wenn es rasant bergab geht, liefern sie absolute Bestleistungen.
E-Mountainbike ("E-MTB") und Light-E-Mountainbike ("Light-E-MTB")
✒️ Federweg: E-MTBs gibt es mittlerweile als Pendant zu fast allen unmotorisierten MTB-Kategorien und kommen so in verschiedenen Federwegen, meist zwischen 120 mm und 180 mm.
⚖️ Gewicht: Aufgrund des Motors und der Batterie sind E-MTBs deutlich schwerer als herkömmliche Mountainbikes. Ein E-MTB wiegt zwischen 20 und 25 Kilo, je nach Ausstattungslevel und Größe der Batterie. Light-E-MTBs fangen bereits bei schlanken 16 Kilo an.
📐 Geometrie: E-MTBs sowie Light-E-MTBs bieten eine ähnliche Geometrie wie ihre traditionellen, unmotorisierten Pendants. Die Kettenstreben sind oftmals etwas länger gezeichnet, als bei Biobikes, da der Bauraum des Motors konstruktionsbedingt Einfluss nimmt und mehr Platz erfordert. Viele langhubige E-MTBs bekommt man außerdem mit Mullet-Bereifung anstatt Full 29".
🔧 Typische Parts: "Full-Power"-E-Bikes sind mit leistungsstarken Motoren (bis zu 120 Nm) ausgestattet, die beim Treten unterstützen. Die Akkus variieren meistens zwischen 600 Wh und 850 Wh und bieten eine ordentliche Reichweite. Bei den Light-E-MTBs bieten die etwas schwächeren Motoren bis zu 65 Nm Drehmoment. Auch die Akkus sind mit bis zu 400 Wh deutlich kleiner. Die Akkukapazität kann jedoch durch einen Range Extender, der meist am Unterrohr befestigt wird, erhöht werden. Bei beiden Kategorien kommen teils spezielle Komponenten wie stabilere Gabeln, robustere Reifen und manchmal auch stärkere Bremsen zum Einsatz, um das Mehrgewicht zu kompensieren.
⛰️ Einsatzzweck/Charakter: Energiegeladenes Abenteuer: Die breite Zielgruppe der E-MTBs sind Fahrerinnen und Fahrer, die lange Touren oder viele Höhenmeter meistern wollen, ohne topfit zu sein. Im E-Enduro-Weltcup werden die E-MTBs aber auch von Athletinnen und Athleten über die Rennstrecke gejagt. Königsdisziplin: technische Uphills. Bergab bieten E-MTBs ähnlich gute Abfahrtsleistungen wie ihre nicht motorisierten Pendants. Bergauf wird das Fahren zum Kinderspiel und lange Touren sind dank der Unterstützung kein Problem mehr. Light-E-MTBs sind eine leichtere Variante der klassischen E-MTBs mit geringerer Motorleistung und kompakterem Akku. Sie richten sich an sportlich ambitionierte Fahrerinnen und Fahrer oder an alle, denen ein geringes Gewicht wichtiger ist als eine hohe Reichweite. © Bike-X