Was sind die Vor- und Nachteile von organischen, Sinter- und Keramikbremsbelägen für Motorräder? Und wie sieht es mit Belägen aus Carbon aus? MOTORRAD erklärt die Unterschiede sowie die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Bauarten.

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Bremsbeläge sind nicht nur ein wesentlicher Bestandteil der Motorrad-Sicherheit, sie beeinflussen auch maßgeblich das Fahrerlebnis. Wer geräuscharmes Bremsen bevorzugt oder maximale Bremskraft sucht – die Wahl der Bremsbeläge macht den Unterschied. MOTORRAD erklärt das und vieles mehr.

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Organische Bremsbeläge: sauber, aber weniger langlebig

Organische Bremsbeläge bestehen aus nichtmetallischen Materialien wie Kevlar, Glasfaser, Kohlefaser und Harzen. Diese werden unter hohem Druck zu einer festen Einheit geformt. Früher enthielten organische Bremsbeläge oft Asbest, ein Mineral, das wegen seiner hitzebeständigen Eigenschaften geschätzt wurde. Inzwischen ist Asbest in Bremsbelägen verboten.

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Vorteile organischer Beläge

  • Geräuscharm: Leises Bremsverhalten, ideal für den Alltagsgebrauch.
  • Schonend zu Bremsscheiben: weniger Verschleiß an den Scheiben durch weicheres Material.
  • Günstig: preiswerter als Sinter- oder Keramikbeläge.

Nachteile organischer Beläge

  • Weniger hitzebeständig: Verliert bei hohen Temperaturen an Bremsleistung.
  • Kürzere Lebensdauer: Verschleißt schneller, vor allem bei intensiver Nutzung.
  • Weniger geeignet für Nässe: Bremskraft bei Feuchtigkeit eingeschränkt.
  • weniger Bremsleistung: Bremskraft kann niedriger sein

Risiko durch Bremsstaub

Auch moderne organische Bremsbeläge produzieren Bremsstaub, der aus den verwendeten Materialien wie Kohlefaser oder Kevlar besteht. Während dieser Staub bei organischen Belägen weniger gesundheitsschädlich ist, kann er trotzdem zu Atemwegsreizungen führen, insbesondere bei starker Belastung.

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Sinter-Bremsbeläge – kraftvoll, aber mit viel Verschleiß

Sinter-Bremsbeläge bestehen aus Metallpulvern wie Kupfer, Bronze und Eisen, die durch den Sinterprozess verschmolzen werden. Sie bieten die beste Leistung unter extremen Bedingungen, sind aber auch härter zu deinen Bremsscheiben.

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Vorteile Sinter-Bremsbeläge

  • Hohe Bremsleistung: besonders bei hohen Temperaturen und extremer Beanspruchung stabil.
  • Langlebig: Verschleißt langsamer als organische Bremsbeläge.
  • Temperaturbeständig: Bleibt auch bei heißen Bedingungen zuverlässig.

Nachteile Sinter-Bremsbeläge

  • Höherer Verschleiß der Bremsscheiben: Härteres Material nutzt die Scheiben schneller ab.
  • Geräuschentwicklung: Kann bei niedrigen Geschwindigkeiten lauter sein.
  • Teurer: in der Anschaffung teurer als organische Beläge.

Risiken durch Bremsstaub

Bremsstaub von Sinter-Bremsbelägen enthält Metallpartikel, die bei starkem Abrieb entstehen. Dieser Staub kann sich nicht nur auf Felgen und Motorräder absetzen, sondern auch in die Luft gelangen und eingeatmet werden. Zwar sind die Gesundheitsrisiken durch Bremsstaub bei modernen Sinter-Bremsbelägen geringer als bei Asbest, aber langfristige Belastung durch Metallstaub könnte zu gesundheitlichen Problemen wie Atemwegsreizungen führen. Deshalb sollte man beim Reinigen von Felgen oder Bremsen vorsichtig sein und den Staub nicht unnötig aufwirbeln.

Keramik-Bremsbeläge – teurer Allrounder

Keramik-Bremsbeläge bestehen aus einer Mischung von Keramikfasern, Metallpartikeln und Füllstoffen, im Grunde eine Mischung aus Organisch und Sinter. Sie sind besonders hitzebeständig und verursachen kaum Bremsstaub.

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Vorteile Keramik-Bremsbeläge

  • Geräuscharm: sehr leises Bremsen, selbst bei hohen Geschwindigkeiten.
  • Geringer Verschleiß: Sowohl die Beläge als auch die Bremsscheiben halten länger.
  • Wenig Bremsstaub: Hinterlässt kaum sichtbaren Schmutz auf Felgen.

Nachteile Keramik-Bremsbeläge

  • Höhere Kosten: Deutlich teurer als organische Beläge oder Sinterbeläge.
  • Weniger geeignet für extremen Rennsport: Unter extremer Belastung weniger Grip als Sinterbeläge.

Bremsstaub-Risiko

Keramik-Bremsbeläge erzeugen weniger sichtbaren Staub, da ihre Mischung aus Keramikfasern und nichtmetallischen Partikeln feiner ist und weniger Schmutz auf den Felgen hinterlässt. Zudem ist der Staub weniger gesundheitsschädlich, da er fast keine Metallpartikel enthält.

Carbon-Bremsbeläge: für schwere und schnelle Jungs

Bremsbeläge aus Carbon unterscheiden sich in 2 Kategorien: Die einen sind für die schnelle Runde auf der Rennstrecke, mit maximaler Bremsleistung und ohne Fading. Die anderen sind für schwere Motorräder mit großen Bremsanlagen, die sehr lange Bremsphasen an Pässen haben können. Carbon-Bremsbeläge in beiden Kategorien sind den organischen Belägen im Aufbau ähnlich, allerdings werden die nichtmetallischen Fasern komplett durch Kohlefasern ersetzt, was die Wärmeableitung von der Bremsscheibe weg verbessert.

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Vorteile Carbon-Bremsbeläge

  • Extrem hitzebeständig: Ideal für den Einsatz unter extremer Belastung, wie auf Rennstrecken oder langen Passfahrten mit schweren Maschinen.
  • Lange Lebensdauer bei hohen Temperaturen: Verschleißt weniger bei starker Hitze.

Nachteile Carbon-Bremsbeläge

  • Geringere Leistung bei niedrigen Temperaturen je nach Aufbau möglich.
  • Teuer: sehr hohe Anschaffungskosten.
  • Bremsstaub: Feiner Carbonstaub kann sich ablagern und ist schwer zu entfernen.

Bremsstaub-Risiko

Obwohl Carbon-Beläge weniger Bremsstaub produzieren als Sinter-Beläge, ist der entstehende Staub feiner und kann hartnäckiger an Felgen und Bremssätteln haften. Dieser Staub ist schwieriger zu entfernen und kann sich im Laufe der Zeit ansammeln, was eine aufwändigere Reinigung erforderlich macht.

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Fazit

Egal, ob du organische, Sinter-, Carbon- oder Keramik-Bremsbeläge verwendest, jedes Material hat seine speziellen Eigenschaften und Risiken. Organische Beläge sind ideal für den Alltagsfahrer, verschleißen aber schneller. Sinter-Bremsbeläge sind robust und leistungsstark, beanspruchen die Bremsscheibe allerdings höher. Keramik-Bremsbeläge sind die modernste Lösung – langlebig, geräuscharm und erzeugen kaum Bremsstaub. Carbon-Bremsbeläge eignen sich insbesondere für Bremsen mit hoher Hitzeentwicklung wie auf der Rennstrecke oder bei sehr schweren Motorrädern.  © Motorrad-Online

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