Die BMW RS M255 Kompressor war eine technische Sensation der 1930er-Jahre. Nur 7 Exemplare sind weltweit noch bekannt. Eine davon soll im Oktober 2024 versteigert werden.

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Es ist das Jahr 1939. Die Luft über der Isle of Man trägt den Geruch von Öl und Abenteuer. Auf einer der berühmtesten Rennstrecken macht sich Georg Meier bereit, Geschichte zu schreiben. Unter ihm dröhnt eine Maschine, die in die Annalen des Motorsports eingehen wird: die BMW RS M255 Kompressor. Mit ihrem Kompressor-Motor und einem Gewicht von nur 139 Kilogramm war sie eine technische Sensation und sollte BMW zu einem der bedeutendsten Akteure im Rennsport machen. Diese Motorradlegende, die heute zu den seltensten Sammlerstücken zählt, hat eine fesselnde Geschichte, die in der technischen Innovation und den dramatischen Momenten des Rennsports verwurzelt ist.

Die Entstehung der RS M255: Vom Himmel auf die Straße

BMW, ursprünglich als Hersteller von Flugmotoren bekannt, wandte sich nach dem Ersten Weltkrieg der Motorradproduktion zu. Es war ein mutiger Schritt, der jedoch von Erfolg gekrönt war. Die Einführung des Zwangsinduktionssystems in den späten 1920er Jahren, insbesondere durch den Kompressor, war ein entscheidender Moment. Bereits 1937 stellte der legendäre Rennfahrer Ernst Henne mit der BMW RS M255 einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord von 280 km/h auf – ein Wert, der bis 1951 unübertroffen blieb. Dies markierte den Beginn einer neuen Ära des Motorradrennsports, in der BMW zum dominierenden Akteur aufstieg.

Georg Meier und der Triumph bei der Isle of Man TT

Doch der wohl berühmteste Moment in der Geschichte der BMW RS M255 Kompressor ereignete sich im Jahr 1939, als Georg Meier bei der Isle of Man TT als erster Nicht-Brite den Sieg in der prestigeträchtigen Senior-Klasse errang. Es war ein Tag, an dem BMW die britische Vormachtstellung im Rennsport herausforderte und übertraf. Meiers RS M255 Kompressor zeigte sich nicht nur als schnellste Maschine auf der Strecke, sondern auch als technisch überlegen, mit einer Rekord-Durchschnittsgeschwindigkeit von 144 km/h.

Meiers Sieg, der zusammen mit seinem Teamkollegen Jock West errungen wurde, war jedoch von Tragik überschattet. Während der Trainingsläufe hatte der BMW-Spitzenfahrer Karl Gall bei einem Unfall sein Leben verloren. Dennoch ging Meier in die Geschichte ein, nicht nur wegen seines Sieges, sondern auch wegen seines unerschütterlichen Mutes und seines fahrerischen Könnens.

Innovation in jeder Schraube

Die BMW RS M255 Kompressor war ein wahres technisches Wunderwerk. Der Zweizylinder-Boxermotor mit Kompressor hatte eine Leistung von 55 PS bei 7.000 U/min. Dank des Kompressors, der den Luftdruck im Motor erhöhte, konnte das Motorrad eine beeindruckende Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h erreichen. Anders als die meisten damaligen Motorräder war die RS M255 mit Zwillingsnockenwellen ausgestattet, die über Zahnräder vom Kurbelgehäuse angetrieben wurden. Der Motor bestand größtenteils aus Magnesium, was das Gesamtgewicht erheblich reduzierte. Diese technischen Fortschritte machten die BMW zur leichtesten Maschine ihrer Klasse und zur Innovation in der Rennwelt.

Die Verwendung einer Teleskopgabel und eines Plunger-Hinterradaufhängungssystems trug zusätzlich zur Stabilität und Agilität der Maschine bei. Solche Features waren ihrer Zeit weit voraus und stellten die Konkurrenten in den Schatten. Tatsächlich war die BMW RS M255 eine der schnellsten Maschinen der Vorkriegszeit und konnte Geschwindigkeiten von bis zu 220 km/h in Straßenrennen erreichen.

7 Exemplare, eines wird versteigert

Von den ursprünglich etwa 10 gefertigten BMW RS M255 Kompressor existieren heute nur noch 7 Exemplare. Eines dieser kostbaren Stücke ist im BMW-Museum in München ausgestellt und erinnert an die glorreiche Geschichte dieser Maschine. Ein weiteres Exemplar wurde bei einer Auktion im Jahr 2013 für stolze 480.000 USD verkauft, was die Maschine zu einem der teuersten Motorräder macht. Ein weiteres Exemplar wird am 13. Oktober 2024 im Rahmen einer Bonhams-Auktion versteigert; mal schauen, wie hoch der Preis in diesem Fall liegen wird.

Die wenigen überlebenden Modelle befinden sich größtenteils in privaten Sammlungen oder Museen. Die Restaurierung und Erhaltung dieser Maschinen sind eine Herausforderung, da die verwendeten Materialien, insbesondere das Magnesium, im Laufe der Zeit anfällig für Korrosion sind. Es ist nicht nur eine technische Aufgabe, diese Motorräder zu bewahren, sondern auch eine emotionale – sie sind schließlich Relikte einer vergangenen Rennsportära, in der der Mut und die Technik auf den Straßen triumphierten.

Die BMW RS M255 Kompressor: Ein Symbol für Mut und Innovation

Die BMW RS M255 Kompressor ist nicht nur ein Motorrad, sie ist eine Legende. Sie verkörpert den Geist des Rennsports, den Drang nach Geschwindigkeit und den unerschütterlichen Willen, die Grenzen des Möglichen zu überschreiten. Ihre Rolle im Triumph bei der Isle of Man TT, ihre bahnbrechende Technologie und ihre Seltenheit machen sie zu einem der begehrtesten Sammlerstücke weltweit. Wer diese Maschine besitzt, hält nicht nur ein Motorrad, sondern ein Stück Motorsportgeschichte in seinen Händen.

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Fazit

Für Liebhaber und Sammler bietet sich jetzt eine einmalige Chance, ein Stück Motorradgeschichte zu erwerben. Diese BMW RS M255 Kompressor, Baujahr 1938/1939, mit der Rahmennummer 03 und der Motornummer D22, wird bei einer Auktion von Bonhams versteigert. Das Motorrad ist Teil einer privaten Sammlung und befindet sich in einem Zustand, der eine Wiederinbetriebnahme oder Restaurierung erforderlich macht. Die Preisspanne für dieses seltene Sammlerstück wird auf bis zu 420.000 Euro geschätzt. Die Auktion findet am 13. Oktober 2024 statt und bietet passend betuchten Interessenten dieGelegenheit, eines der nur 7 weltweit verbliebenen Exemplare zu erwerben.  © Motorrad-Online

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