auto motor und sport im Gespräch mit Alois Ruf über die Entstehung des legendären Films über den CTR, bekannt als Yellowbird, auf dem Nürburgring 1987.

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Ein knallgelber Sportwagen, der aussieht wie ein Porsche 911, eine erhebliche Menge Reifenqualm, weiße Tennissocken in braunen Lederslippern und die Nordschleife – so liest sich in etwa der Haupt-Cast eines Films, der bis heute Autofans ausflippen lässt. Sie sehen nur die Füße des Fahrers auf den Pedalen tanzen, dazu den Ruf CTR – auch bekannt als Yellowbird – in teils abenteuerlichen Driftwinkeln über die Nordschleife schießen. Gefilmt vom Streckenrand und aus der Luft, dazu Aufnahmen von der Fahrzeugflanke aus aufgenommen und aus Perspektive der Aufhängung. Entstehungsjahr: 1987.

Der Ruf CTR: 469 PS, 1150 kg

Die kleine Firma Ruf aus Pfaffenhausen im Unterallgäu, spezialisiert auf stark modifizierte Porsche 911, jedoch mit Hersteller-Status, sorgte vor allem in Übersee für Aufsehen mit dem CTR. In der schmalen Carrera-Karosserie steckt ein 469 PS starker Sechszylinder-Boxermotor mit zwei Turboladern und Ladeluftkühlern. Gewicht: 1150 kg, Beschleunigung in 11,4 Sekunden – von null auf 200 km/h. "Es war kurzzeitig das schnellste Auto der Welt und wir hatten großen Erfolg damit", erinnert sich Firmeninhaber Alois Ruf.

"Wir haben damals von anderen Unternehmen Videokassetten mit Firmenporträts zugeschickt bekommen, Video war ein ganz großes Ding. Also dachten wir: Das machen wir auch." An dieser Stelle kommt Stefan Roser ins Spiel, damals in Diensten von Ruf und maßgeblich an der Entwicklung der Fahrzeuge beteiligt. Roser arbeitete zeitweise auch für auto motor und sport, pflegte für Fotos mit Autos quer zu fahren, die dafür eigentlich nicht gedacht waren.

Alois Ruf: "Angst um mein Auto"

Noch heute pflegen Ruf und Roser einen engen Kontakt, ein Grippevirus verhinderte jedoch ein Gespräch zu dritt. Also plaudert Ruf weiter: "Stefan fand diese Filme alle furchtbar langweilig und schlug vor, dass wir unser Video auf der Nordschleife drehen." Also mietete man die Strecke für zwei Tage ("das ging damals noch zu vertretbaren Kosten") und fragte beim Reifenpartner Dunlop nach B-Ware-Reifen "zum Runterschrubben", die tatsächlich an die Strecke geliefert wurden. Dazu kamen ein Kameramann aus Stuttgart sowie ein Helikopter samt Piloten aus der Eifel. "Wir sind dann mit zwei Bussen, zwei Mechanikern und einem Haufen Ersatzteile hochgefahren, haben bei Mutter Rieder (einer der Kult-Gasthöfe in der Nürburgring-Szene, Anm. d. Red.) übernachtet.

"Beim Abendessen meinte Stefan, dass man vielleicht mal probieren sollte, eine ganze Runde Attacke zu fahren. Da bekam ich Angst um mein Auto." Der Plan sah vor, den CTR an verschiedenen Stellen vom Streckenrand der Nordschleife aus zu filmen, hinzu kamen sogenannte Lipstick-Kameras für den Fußraum und die Aufhängung, eine eigens angefertigte Beifahrertür mit Kameragestell kam ebenfalls zum Einsatz, nicht zuletzt der Helikopter.

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Der Schuh des Kameramanns

Der startete gleich zur ersten Runde, die Stefan Roser mit dem Yellowbird in Angriff nahm. "Der Kameramann hing mit Gurten gesichert zur Schiebetür raus, dann ging’s los", erzählt Ruf. Der Pilot flog offenbar ebenso halsbrecherisch, wie Roser fuhr. Nach der Landung wollte Ruf aufgeregt wissen, wie es war. "Dann sagt der Kameramann, dass er gar nicht gefilmt hat, weil er einen Schuh verloren hat und er deshalb ganz durcheinander war. Meine Güte, hab‘ ich mich geärgert!"

Qualität und Qual: 35 Grad, 35 Millimeter

Aus dem Helikopter, vom Streckenrand und von der Fahrzeugflanke aus wurde übrigens auf 35 Millimeter gefilmt, was damals die höchstmögliche Qualität sicherte. Und: "Es war heiß! Bestimmt 35 Grad. Dem Stefan lief der Schweiß runter." Dem CTR machte die Hitze ebenfalls zu schaffen. "Wir hatten Dampfblasen im Tank, mussten kalten Sprit draufkippen. Dann ging’s wieder." Den Mechanikern dürfte es ebenfalls recht warm gewesen sein: "Die mussten ja permanent irgendetwas machen: Reifen wechseln, die spezielle Beifahrertür ein- und ausbauen und so weiter", erinnert sich Ruf. Am Ende entstand der Porträt-Film über die Firma ebenso wie die legendäre Nordschleifen-Runde. "Das Unternehmensporträt hat wahrscheinlich kaum jemand angesehen, nur die Fahrt mit dem Yellowbird", sagt Ruf.  © auto motor und sport