Der Verband der Automobilindustrie (VDA) macht in einer aktuellen Stellungnahme unmissverständlich deutlich, dass man den neuen Entwurf der EU zur CO2-Regulierung in seiner derzeitigen Form kritisch sieht. Ob die Ziele realistisch seien, müsse sich erst zeigen.
Das kürzlich von der EU-Kommission erstellte "Mobility Package" umfasst konkrete und verbindliche Werte für den durchschnittlichen CO2-Ausstoß der Neuwagenflotten nach 2021. So sollen Neufahrzeuge ab 2030 30 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen als im Jahr 2021. Der zugehörige Ausgangswert beträgt somit 95 Gramm pro Kilometer. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) kritisiert nun den gemeinhin als Kompromiss betrachteten klimapolitischen Vorstoß und zweifelt in diesem Zuge auch das Entwicklungspotenzial konventioneller Verbrennungsmotoren an.
Entwicklungspotenzial ausgereizt
Die Kritik des VDA am "Mobility Package" fußt unter anderem darauf, das man davon ausgehen müsse, dass viele Technologien zur Einsparung von Kraftstoff bereits weitgehend ausgereizt sein könnten. Das sinkende Interesse an vergleichsweise CO2-sparenden Dieselmodellen erhöhe außerdem das Risiko für das Erreichen der Flottenzielwerte.
Die Vorgaben für den Bereich der Nutzfahrzeuge ignoriere zudem die "technische Realität", da in diesem Bereich deutlich längere Produkt- und Entwicklungszyklen zur Grundlage genommen werden müssten. Zudem seien Kunden in diesem Bereich ohnehin sehr an verbrauchsgünstigen Fahrzeugen interessiert. Das würde laut VDA automatisch für Fortschritte bei der Effizienz der Fahrzeuge sorgen. Grundsätzlich sind die Experten der Meinung, dass die globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie durch derartige Vorstöße auf keinen Fall gefährdet werden dürfe.
"Elektromobilität ist eine Gemeinschaftsaufgabe“
Hinsichtlich der Erreichung der nun vorgestellten Klimaschutzziele sieht sich der VDA keineswegs allein verantwortlich, sondern nimmt auch Politik und Allgemeinheit in die Pflicht. So hänge die Umsetzbarkeit der angepeilten flottenweiten Verbrauchswerte vor allem auch davon ab, wie schnell die für den Erfolg von Elektroautos nötige Infrastruktur geschaffen und angenommen wird. Zudem seien weitere Impulse für E-Autos nötig.
Neues Messverfahren sorgt für weitere Fragezeichen
Darüber hinaus dürften die nun angepeilten Werte für den durchschnittlichen flottenweiten CO2-Ausstoß noch für weiteren Gesprächsstoff sorgen. Der Grund: In absehbarer Zeit soll der Ausstoß des Klimakillers CO2 durch den realitätsnäheren WLTP-Test anstelle der bisher üblichen Messverfahren unter Laborbedingungen ermittelt und angegeben werden. Zahlreiche Experten gehen daher bereits davon aus, dass der Bezugswert von 95 Gramm pro Kilometer im Zuge der Umstellung auf deutlich über 100 Gramm angepasst werden könnte. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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