Praga, die tschechische Kraftfahrzeugmarke mit langer Historie, präsentierte überraschend ein neues Motorrad im Retro-Stil: die ZS 800, sensationelle 142 Kilo leicht, angetrieben vom luftgekühlten Königswellen-Twin der Kawasaki W 800 mit 50 PS. Nur 28 Exemplare der Praga ZS 800 soll es geben, 20 davon sind im Juni 2024 noch verfügbar. Preise: 91.000 bis 98.800 Euro.
1907 wurde die Marke Praga gegründet. Nomen est omen: im tschechischen Prag. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählte Praga zu den großen Kraftfahrzeugherstellern. Hergestellt wurden Autos, Lastwagen, Busse, weitere Nutzfahrzeuge, sogar Flugzeuge. Und: Motorräder. Im Februar 2023 überraschte Praga mit der neuen ZS 800, einem Motorrad im Retro-Stil.
Die neue Praga ZS 800 im Retro-Stil
Als Neuinterpretation der Praga BD 500 aus dem Jahr 1928 kommt die neue Praga ZS 800 nicht nur im Retro-Stil, sondern tatsächlich klassisch daher. Mit Kühlrippen am luftgekühlten Motor und sogar mit Trommelbremsen an beiden Rädern. Auf die inzwischen konventionelle Fahrwerkstechnik und Elektronik verzichtet Praga weitestgehend. Treibende Kräfte hinter diesem Projekt sind die beiden tschechischen Ingenieure Jan Zuzi und Radek Sebesta – beide mit Know-how im Bereich edler, leichter Kleinserienfahrzeuge.
Starrrahmen mit Hossack-Fior-Duolever
Aus Chrom-Molybdän-Stahlrohren wird der Rahmen der Praga ZS 800 gefertigt. Ebenso die Vorderradschwinge, die nach dem Prinzip der Tüftler Hossack und Fior, also ähnlich wie der Duolever von BMW angeordnet ist: mit zwei kurzen, gefrästen Aluminium-Hebeln am Lenkkopf und mittig eingesetztem Federbein – hier voll einstellbar von Öhlins (TTX22) mit Titanfeder. Am Heck, an der Hinterradaufnahme, ist der Rahmen starr. Immerhin ist ein Luftdruck-Federbein von Öhlins (TTX Air) direkt unter dem Solosattel angebracht. Übrigens: Diese beiden Dämpfer hat Öhlins eigentlich für Mountainbikes entwickelt.
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Carbon-Räder mit hydraulischen Trommelbremsen
Extrem speziell sind die Räder der Praga ZS 800, denn dabei handelt es sich um Sonderanfertigungen aus leichtem Carbon, die mit zahlreichen Speichen klassisch anmuten. In beide Radnaben sind Trommelbremsen mit jeweils 200 Millimeter Durchmesser integriert, die nicht über Seilzüge, sondern hydraulisch angesteuert werden. Hinten als Simplex, vorn als Doppel-Simplex, ABS ist nicht vorgesehen. Einer Straßenzulassung in der Europäischen Union steht das nicht im Weg, denn es gibt eine entsprechende Ausnahmeregelung für Kleinserienfahrzeuge.
Luftgekühlter Königswellen-Twin
Auf ein bewährtes, luftgekühltes, immer noch aktuell produziertes und vor allem ästhetisch ideales Triebwerk greift Praga für die ZS 800 zurück: auf den Reihenzweizylinder-Motor von Kawasaki, Typ W 800. Dessen schön inszenierte Spezialität ist der Ventiltrieb per Königswelle. Im unveränderten Innenleben ist der Twin ein Gleichläufer, also mit gleichmäßigen Zündabständen, mit einer obenliegenden Nockenwelle (ohc) und 4 Ventilen pro Zylinder. Mit jeweils 77 Millimeter Bohrung und 83 Millimeter Hub kommt er klassisch langhubig auf 773 Kubik, mit moderatem Verdichtungsverhältnis (8,4:1) auf immerhin 50 PS (37 kW) Spitzenleistung bei circa 6.000/min sowie auf 65 Nm maximales Drehmoment bei circa 5.000/min.
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Kawasaki-Motor Typ W 800 mit 50 PS
Von den Kawasaki-Daten weichen die Praga-Daten minimal nach oben ab, da Praga das 48-PS-Limit für die europäische Führerscheinklasse A2 ignoriert. Während die Benzineinspritzung von Kawasaki übernommen wird, kommt auslassseitig eine leichte 2-in-2-Abgasanlage aus Titan zum Einsatz. Mit 3D-gedruckten Teilen und angeblich Euro-5-konform mit integrierten Abgaskatalysatoren. Original Kawasaki bleibt das 5-Gang-Getriebe mitsamt Mehrscheiben-Ölbadkupplung.
142 Kilo trocken, 158 Kilo vollgetankt
Aus Aluminium gefräst bildet der Benzintank eine mittragende Struktur am Rahmen, verkleidet wird er mit einer klassisch geformten Carbon-Haube. Voll befüllt mit 11,5 Liter Sprit gibt Praga das Gesamtgewicht für die ZS 800 mit 158 Kilogramm an, exakt im Verhältnis 50/50 auf beide Räder verteilt. In Summe ergibt sich das geringe Gewicht logischerweise mit den vielen Leichtbauteilen aus Aluminium, Titan und Carbon. Als Trockengewicht nennt Praga sensationell leichte 142 Kilogramm.
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Praga ZS 800 von 86.000 bis 98.800 Euro
Ab Mitte 2023 sollte die Praga ZS 800 ausgeliefert werden. Stolzer Preis pro Exemplar: 86.000 Euro plus länderspezifische Steuern. Immerhin stecken angeblich 300 Stunden Fräsarbeit mit einer 5-achsigen CNC-Maschine in jeder ZS 800. In Anspielung auf den ersten Jahrgang der Praga BD 500, 1928, ist die Kleinserie der neuen Praga ZS 800 auf 28 Exemplare limitiert. Im Juni 2024 teilte Praga mit, 20 Exemplare seien noch verfügbar, ab 91.000 Euro. Davon 5 Exemplare als Carbon Edition in Schwarz/Gold für 98.800 Euro.
Praga BD 500 als historisches Vorbild
1928 rollte die erste Praga BD 500 aus dem Breitfeld-Danek-Werk in Prag, das von Praga übernommen wurde. Konstruiert worden war die Praga BD 500 von Jaroslav Frantisek Koch, einem Luftfahrtingenieur und Motorradfahrer. Damalige Besonderheit der BD 500 war der ebenfalls von Koch entwickelte Viertakt-Einzylinder-Motor mit doppelten obenliegenden Nockenwellen (dohc). Mit 499 Kubik leistete der für damalige Verhältnisse erstaunliche 15 PS bei 4.400/min. Und auch die Praga BD 500 hatte einen Königswellen-Ventiltrieb an der rechten Seite. Bis Mitte der 1930er-Jahre wurde sie gefertigt, heute gilt sie unter Sammlern als gesuchte Rarität.
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Praga-Enduros in den 1990er-Jahren
Ab den 1960er-Jahren wurde es still um die Kraftfahrzeugmarke Praga. Ende der 1990er-Jahre tauchten wieder Motorräder von Praga auf: die beiden sportlichen Enduro-Modelle ED 250 und ED 610. Doch bereits 2003 erlosch dieses Aufflackern der Marke Praga als Motorradhersteller wieder.
Praga Bohema Hypercar
Dafür tauchte die Marke Praga erneut auf, in der Nische luxuriöser Sportwagen, sogenannter Hypercars. Ende 2022 wurde der Praga Bohema präsentiert, mit 700 PS starkem Biturbo-V6 von Nissan. Ebenfalls ein Leichtbau-Konzept mit viel Carbon und Titan, angeblich knapp unter 1.000 Kilogramm (Trockengewicht). Und ebenfalls limitiert: 89 Exemplare für je 1,28 Millionen Euro plus Steuern.
Fazit
Praga, die tschechische Kraftfahrzeugmarke aus Prag, hat eine lange Historie ab 1907, wenn auch nicht lückenlos. Aktuell ist Praga mit dem luxuriösen Sportwagen Bohema im Gespräch. Und nun auch mit einem neuen Motorrad-Modell im Retro-Stil: Die Praga ZS 800 mit dem luftgekühlten Reihenzweizylinder-Motor der Kawasaki W 800 ist ein edles, betont klassisches Leichtbaukonzept mit, limitiert auf 28 Exemplare und ziemlich teuer: ab 91.000 Euro (Stand Juni 2024, noch 20 Exemplare verfügbar). Die Eckdaten: nur 142 Kilo (ohne Sprit) und 50 PS. © Motorrad-Online
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