Löcher in Reifen sind selten, dafür ärgerlich. Kann man einen Reifen überhaupt flicken oder reparieren? Ist das erlaubt und was sagen die Hersteller?

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Was zischt denn da? Diese Frage haben sich bestimmt schon viele gestellt. Meist nach dem Abstellen des Motorrads. In der Regel gesellt sich zum Zischen eine unbekannte Bewegung des stehenden Krads: Es sinkt. Der zischend flüchtige Reifenfülldruck lässt den Reifen in sich zusammensacken. Die deutlich pulsbeschleunigende Variante ist der Reifendruckverlust während der Fahrt mit plötzlich instabiler Fahrt. In beiden Fällen ist der Übeltäter schnell gefunden: Schrauben, Nägel oder sonstige Metallstücke sind durch das dicke Reifengummi gedrungen, haben die Karkasse durchstochen und schließlich auch die dichtende Schicht des Reifens oder den Schlauch. Was tun? Flicken auf den Schlauch, Pannenspray rein oder mittels Gummiwürsten irgendwie wieder dicht kriegen?

Ist reparieren überhaupt erlaubt?

Grundsätzlich ja. Geregelt ist das im § 36 der Straßenverkehrszulassungsordnung, angewendet werden die Richtlinien für die Instandsetzung von Luftreifen und für die Beurteilung von Reifenschäden. Diese Richtlinien erlauben die Instandsetzung, Reparatur und den Gebrauch von Pannenhilfsmitteln unter bestimmten Voraussetzungen. Es kommt aber auf die Art des Schadens an.

Welche Schäden können repariert werden?

Die Richtlinie zur Beurteilung unterscheidet bei Motorradreifen zwei Kategorien. Zum einen oberflächige Reifenschäden: Geringfügige Schäden, die keinen Druckverlust mit sich bringen. Darunter fallen auch kleine Riss- oder Schnittverletzungen, die nicht über den gesamten Umfang verlaufen und aus den keine Fäden der Kordlagen hervortreten. Ebenso Alterungsrisse, nicht tiefer als einen Millimeter, gelten als oberflächiger Schäden. Zum anderen sicherheitsrelevante Reifenschäden: Alles was einen Druckverlust verursacht oder die Struktur und Eigenschaften des Reifens verändert. Letzteres umfasst alles was mit großen Schäden an der Lauffläche zu tun hat. Diese gelten als nicht reparabel. Am Ende hat aber der Fachmann das Wort, der den Reifen begutachtet vor einer Reparatur.

Was heißt Pannenhilfe?

Unter dem Begriff Pannenhilfe versteht die Richtlinie temporäre Notbehelfe, die eine Fahrt zur Werkstatt zum Wechsel des Reifen ermöglichen. Also die bekannten Pannensprays, Dichtmilch mit Kompressoren oder die von außen per Ahle eingeführten Dichtschnüre. Diese sind per Definition keine Reparatur und nach Einsatz dieser Mittel ist eine Reparatur nicht mehr erlaubt. FunFact: Das listige Einlegen eines passenden Luftschlauchs in den Reifen ist auch verboten, da hier der Reifenschaden nicht behoben wird und sich ausweiten kann. Umgekehrt müsste das auch bedeutet: Einen Schlauch zu flicken ist ebenfalls verboten, da der Reifen weiterhin ein Loch hat.

Was heißt Reparatur?

Unter einer Reparatur oder Instandsetzung versteht die Richtlinie, an die sich die Werkstätten halten müssen, grundsätzlich die Füllung des Lochs bis zur Dichtschicht im Innerem des Reifens und die Verwendung eines von innen aufgetragenen Dichtflickens. Beides soll abschließend per Heiß- oder Warmvulkanisation behandelt werden, alternativ sind auch vorvulkanisierte Gummikörper, die sogenannten Kombireparaturkörper erlaubt, die auch kalt vulkanisiert werden können. Die heute verbreitetste Methode. Egal, wie: Der Reifen muss runter von der Felge und vom Fachmann begutachtet werden. Wenn der Reifen reparabel erscheint, sind beim Motorradreifen Löcher bis zu einem Durchmesser von sechs Millimeter flickbar, aber nur auf der Lauffläche. Löcher in der Flanke und am Wulst dürfen nicht repariert werden.

Wann darf nicht repariert werden?

Die sogenannten Stichverletzungen durch Nägel, Schrauben und ähnlichem dürfen bis zu einem Durchmesser von sechs Millimetern repariert werden, aber nur wenn der Schaden nicht sehr lange besteht und der Reifen nicht lange mit zu wenig Luftdruck gefahren wurde. Die entstandene Walkarbeit kann die Reifenstruktur nachhaltig schädigen. Auch dürfen diese Reifen nicht repariert werden, wenn zuvor ein Pannenspray verwendet wurde: Diese temporären Dichtmittel können nicht vollkommen aus dem Reifen gewaschen werden, das Risiko der Ablösung der Reparaturflicken besteht und die hohe Feuchtigkeit des Mittels kann Dauerschäden verursachen. Von außen eingezogene Dichtschnüre aus Gummi schließen eine nachträgliche Reparatur hingegen nicht aus.

Was sagen die Reifenhersteller?

Bridgestone rät grundsätzlich von der Reparatur eines Motorradreifens ab, da weitergreifende Beschädigungen der Reifenstruktur nie ausgeschlossen werden können.

Maxxis rät generell davon ab, einen beschädigten Reifen selbst zu reparieren. Niemand kann mit "normaler" Werkstattausrüstung sagen, wie es in einem Reifen wirklich aussieht. Selbst mit Röntgenaufnahmen von Reifen lassen sich nicht alle Zweifel ausräumen, zumal niemand im Handel ein Röntgengerät für Reifen hat. Dieses haben nur Hersteller oder Runderneuerer. Ist der Reifen kaputt, verliert Luft, läuft nicht mehr rund oder bildet Blasen, betrachtet Maxxis ihn als irreparabel und deshalb sollte dieser gegen einen neuen Reifen ausgetauscht werden.

Pirelli und Metzeler schließen zwar eine Reparatur durch den Fachmann nicht aus, raten aber zum Wechsel des Reifens, da durch die Fahrt mit geringem Luftdruck der Reifen an anderer, unsichtbarer Stelle Folgeschäden haben kann.

Continental rät zur Pannenhilfe nur als Notbehelf für die Fahrt zur nächsten Werkstatt, um dort den Reifen tauschen zu lassen. Von Reparaturen rät Continental dagegen ab, selbst wenn kein Verdacht besteht, dass Gürtellagen beschädigt sind und fügt an, dass wenn überhaupt repariert wird, dann bitte nach Urteil und Ausführung eines Fachmanns.

Michelin rät unter allen Umständen einen Fachmann zur Rate zu ziehen, da nur der Schäden durch die Fahrt mit zu geringem Luftdruck richtig einordnen kann. Gibt aber zu bedenken, dass gerade der endlos gewickelte 0°-Gürtel von Radial-Reifen durch eine Stichverletzung durchtrennt wird, was vor allem bei ZR-markierten Reifen der Fall ist.

Was sagt ein Reifenhändler

Auf Anfrage bei Euromaster als Anbieter von Reifenreparaturen ist zu lesen, dass hier gar keine Motorradreifen repariert werden, da der Gedanke an die Sicherheit überwiegt und die hohen Geschwindigkeitindizes von meist über 240 km/h eine Reparatur ohnehin ausschließt.

Fazit

Eine Reifenpanne erwischt einen leider selten am richtigen Ort und auch nie mit einem Reifen, der das Leben fast schon hinter sich hat. Die heimische Garage oder der Reifenhändler des Vertrauens sind meist weit weg. Pannenhilfe ist angesagt, Mittel gibt es viele und sie funktionieren, eine dauerhafte Lösung sollen und dürfen sie nicht sein.

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Einen Reifen reparieren ist möglich und nicht nur beim PKW verbreitet. Die Hersteller von Motorradreifen raten aber ab. Gerade der Hinweis, dass die auf verbreiteten ZR-Reifen für sehr hohe Geschwindigkeiten nach einem Durchstich immense Schäden an der Karkasse erfahren, sollte aufschrecken.  © Motorrad-Online

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