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Die Autohersteller reagieren mit Rabattprogrammen für alle Antriebsarten auf die Kaufflaute. Wie gut sind diese Angebote? Ein Rabatt-Überblick über alle Antriebsarten.

Mit dem Stopp der Umweltprämie für E-Autos im Dezember 2023 riss die Regierung die Autoindustrie förmlich aus einem Rausch. Zeitweise konnten die Hersteller 2023 dank der üppigen staatlichen Zuwendung mehr Elektroautos als Diesel in Deutschland verkaufen. Das abrupte Ende der Kaufhilfe sorgt jetzt für ein ebenso abruptes Ende des Elektrobooms. Und diese Entwicklung hält an. Was heißt, dass die Hersteller tief in die Tasche greifen müssen, um Kunden zum Kauf eines Stromers zu bewegen.

Rabatte für E-Autos bei 17 Prozent

Einen Vorgeschmack auf das, was die Auto-Kunden 2024 erwarten dürfen, gab es bereits im Januar. Auch wenn die Branche jetzt bis zu 13.000 Euro beim E-Auto spendiert, so ist das keine großartige Leistung. Im Schnitt sind derzeit durchschnittliche nur 17 Prozent Rabatt drin (18 Prozent im im Januar). Immerhin: All die Incentives führen dazu, dass die entstandene Förderlücke am Ende kleiner ausfällt. Aber bis zum Wert von 2023, wo Dank der Umweltprämie der Nachlass im Schnitt bei 21 Prozent lag, ist es noch ein weiter Weg.

Es ist schon als Erfolg zu werten, dass die Rabatte nicht weiter gesunken sind. Denn gerade geht wenig bei der E-Mobilität. Viele Marken konzentrieren sich daher auf den Abkauf der Modelle, die sich gut verkaufen lassen. Und die werden mit Diesel oder Benzin betrieben.

Auch hier ist die Rabatt-freie Zeit vorbei. Die Autoindustrie überschwemmt den Markt derzeit mit günstigen Tageszulassungen, zahlt den Autofahrern Eroberungsprämien, bietet mehr Geld für den Gebrauchten oder werben einfach mit hohen Barzahlerrabatten – momentan sind selbst bei beliebten Modellen wieder bis zu 30 Prozent drin.

Was unterm Strich heißt, dass die durchschnittlichen Nachlässe für Verbrennerausführungen das Niveau vor der Pandemie erreicht haben. Damit nicht genug: Die Hersteller schnüren auch günstige Finanzierungsangebote mit monatlichen Raten zwischen 100 und 300 Euro.

"Es ist davon auszugehen, dass viele Automobilhersteller im Jahr 2024 durch entsprechende Rabattierungen die Anschaffungspreise reduzieren und damit geringere Margen in Kauf nehmen werden", prophezeit Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM).

Ob der Plan mit den altbewährten Mitteln aufgeht, wird sich zeigen. Auf jeden Fall zeigt die Kurve nach oben – zumindest bei den Nachlässen für die Verbrennerausführungen. Geht es um E-Autos, muss mehr geschehen. Für viele sind die Preise trotz spezieller Incentives immer noch zu hoch – was keinesfalls nur eine These ist, wie eine Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte belegt.

Kaum einer will E-Autos kaufen

Anlässlich der "Global Automotive Consumer Study" hörten sich die Marktbeobachter in Deutschland um. Resultat: Nur noch 13 Prozent der Bundesbürger planen, ein Elektroauto zu kaufen, die staatliche Förderung war für fast ein Drittel ein Kaufgrund. Viel schlimmer aus Sicht der Autohersteller dürfte aber die Erkenntnis sein, dass über die Hälfte der Befragten für das nächste E-Auto nicht mehr als 30.000 Euro ausgeben wollen.

Gegenwärtig beschränkt sich das Angebot gerade einmal auf eine Handvoll von Modellen, die diese Forderung erfüllen. Vor allem chinesische Marken wollen in den nächsten Monaten diese Lücke füllen. Und ihre Chancen stehen am Markt gar nicht schlecht. In der Deloitte-Befragung geben 55 Prozent der Bundesbürger an, dass ihnen die Herkunft des Herstellers egal ist, solange das Fahrzeug ihre Bedürfnisse erfüllt. "Denn auch hier ist der Preis entscheidend und auch beim wichtigen Kriterium Qualität holen die neuen Hersteller auf", sagt Harald Proff, globaler Sektorleiter Automotive bei Deloitte. Damit die heimischen Marken weiter mithalten können, resümiert der Marktbeobachter, sei es wichtig, die Bedürfnisse der Konsumenten zu erfüllen. Insbesondere Menschen, die im Klein- und Mittelklassesegment nach Fahrzeugen suchten, seien preissensitiv.

Bezahlbare E-Autos fehlen

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch der Electromobility Report des Center of Automotive Management (CAM). Mit dem derzeit verfügbaren Modellangebot in Deutschland sei ein schneller Markthochlauf der Elektromobilität nur schwer realisierbar. Zwar sei die Zahl der E-Modelle 2023 im Vergleich zum Vorjahr um über ein Drittel angestiegen, aber nicht in den so wichtigen kleineren Fahrzeugklassen. Gleichzeitig gingen 2023 die Anschaffungspreise für E-Autos hoch – um 4.023 Euro bzw. 8,3 % auf durchschnittlich 52.693 Euro (brutto, ohne Abzug der Förderung). "Während sich die Reichweite und Ladeleistung von Elektromodellen relativ gut entwickeln, krankt der Markthochlauf der Elektromobilität wesentlich an wettbewerbsfähigen Anschaffungspreisen im Vergleich zu Verbrennern", so CAM-Direktor Stefan Bratzel. "Der weitere Preisanstieg von Elektromodellen ist Gift für die neue Marktphase der Elektromobilität, bei der nach den technikaffinen Early Adoptern nunmehr Kundensegmente mit kleinerem Geldbeutel adressiert werden müssen."

Auch wenn das Gespür, was die Menschen wirklich wollen, zuletzt auf der Strecke blieb, ist noch nichts verloren für die heimischen Autohersteller. Mit ordentlichen Rabatten lässt sich einiges erreichen – zugegeben. Aber um den Markt wieder richtig in Schwung zu bringen, könnte zudem ein spezieller Anschub seitens der Regierung recht schnell aus dem Dilemma führen. Selbst wenn sich die Koalition bei diesem Thema sehr hartleibig zeigt, sollte sie die Augen nicht verschließen – zumal sie immer noch das Ziel von 15 Millionen E-Autos bis 2030 ausgibt, was Stand jetzt gefährdet ist.

Bessere Förderung nötig

Ein Blick zu den Nachbarn kann hilfreich sein. Denn die angedachten Maßnahmenpakete in anderen Staaten umgehen einen Geburtsfehler des zuletzt abgeschafften deutschen Modells, indem sie sich nicht nur an Besserverdienende wenden. So bietet zum Beispiel die italienische Regierung derzeit eine Prämie in Höhe von bis zu 13.750 Euro für den Kauf eines E-Autos an. Laut Bloomberg soll Höhe des Bonus vom Monatslohn abhängen. Kurzum: Wer wenig Einkommen hat, der bekommt auch die volle Förderung. Zudem müssen die Italiener dafür ein altes Verbrennermodell (Euro 0 bis Euro 2) ausmustern. Zudem soll es eine Grenze geben, was die Höhe der Fahrzeugpreise angeht. Berichtet wird, dass ein E-Auto nicht mehr als 42.700 Euro kosten darf.

In Frankreich liegt die Einkommensgrenze bei 15.400 Euro im Jahr und gilt für Pendler mit einem Arbeitsweg von mehr als 15 km. Diese Personen haben Anspruch auf ein E-Auto-Leasing, das zwischen 100 und 150 Euro pro Monat kostet. Das Auto darf allerdings nicht teurer sein als 47.000 Euro und muss fast ausschließlich in Europa gefertigt sein. Ein voller Erfolg, in Frankreich ist bereits der Topf aufgebraucht für 2024 und wird erst wieder nächstes Jahr aufgefüllt.

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Solche Konzepte könnten auch in Deutschland funktionieren – natürlich angepasst an unsere gesellschaftlichen Strukturen. Der Industrie würde es den Übergang erleichtern, bis sie endlich die bezahlbaren E-Autos im Programm hat und der Bundesregierung beschert es einen Erfolg in Zeiten, in denen sie sonst wenig zu feiern hat.  © auto motor und sport

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