Vollmundige Hersteller-Versprechen vor einer Fahrzeugpremiere sind keine Seltenheit – und sie sollten in aller Regel mit Vorsicht genossen werden. Wenn also BYD für seine neue Hybrid-Limousine mit dem schönen Namen Qin L DM-i eine Gesamtreichweite von 2.100 Kilometer angibt, sollten wir zunächst einmal auf die tatsächlich relevanten Fakten konzentrieren.
Bisher haben die Chinesen immerhin ein paar interessante Details zur neuen 4,80 Meter langen Limousine im Format des Seal (siehe Galerie) veröffentlicht. Der Plug-in-Hybrid soll nämlich auf einen vergleichsweise kleinen Verbrennungsmotor mit nur 1,5 Liter Hubraum und 99 PS zurückgreifen. Tatsächlich klingt das zunächst nach Sparmodell.
Plug-in-Hybrid mit stattlicher Batterie
Der Benziner soll im chinesischen Prüfzyklus CLTC mit nur 2,9 Litern Sprit auf 100 Kilometer auskommen – also ein echtes Dreiliter-Auto sein. Allerdings ist der CLTC weniger mit dem WLTP vergleichbar als mit unserem ehemaligen "Neuen Europäischen Fahrzyklus" NEFZ. Auf dem Papier gab es nach diesem Maßstab auch in Europa bereits Dreiliter-Autos.
In der realen Fahrpraxis dürften sich die Werte als deutlich weniger beeindruckend herausstellen. Mit einem üblichen 50-Liter-Tank im Heck käme der China-Hybrid aber selbst bei vier Liter Durchschnittsverbrauch auf eine Verbrenner-Reichweite von 1.250 Kilometer. Hinzu kommen laut BYD etwa 120 elektrische Kilometer. Das klingt bei einem immerhin 15,8 kWh großen Akku tatsächlich etwas realistischer.
Preis in China sehr niedrig
Aber auch die elektrische Reichweite dürfte in der Realität eher bei 100 Kilometer liegen. Der Elektromotor soll übrigens eine Leistung von maximal 160 kW / 217 PS haben. Der BYD Qin L DM-i ist also eher als entspannter Langstrecken-Cruiser zu sehen, als als sportliche Limousine. Ob er in Zukunft auch europäische Fernstraßen unter die Räder nehmen darf, bleibt noch offen. In China gehört der neue BYD-PHEV mit Basispreisen von umgerechnet etwa 13.000 Euro bald zu den Sonderangeboten.
Bleibt nur die Frage, was solch enorme Reichweiten-Versprechen überhaupt bringen. Selbst wenn man von einer theoretischen – im Alltag aber unrealistischen – Durchschnittsgeschwindigkeit von 130 km/h ausginge, müsste man für 1.300 Kilometer zehn Stunden am Stück ohne Pause fahren. Klingt für uns jedenfalls nicht unbedingt nach einer erstrebenswerten Etappe. © auto motor und sport
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