Nach dem R5 bringt Renault den R4 als Retro-E-Auto zurück. Beide stehen auf der gleichen Plattform, doch die Nomenklatur der beiden Stromer täuscht. Das Serienmodell feiert seine Weltpremiere auf dem Pariser Autosalon.

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Instinktiv würde man den R4 innerhalb des Renault-Modellgefüges unterhalb des R5 verorten – doch das ist falsch. Denn der R5 E-Tech ist nicht nur kleiner, sondern auch günstiger als der kommende R4. Letzterer sortiert sich knapp unterhalb des Mégane E-Tech ein und ist anders als sein historischer Vorgänger ein waschechter Kompaktwagen. Mit einer Länge von 4,14 Meter überragt der R4 den aktuellen Clio um neun Zentimeter. Das Ladevolumen fällt mit 420 Liter üppig aus und liegt damit 35 Liter über jenem eines VW ID.3. Und in dieser Gemengelage wird auch bereits deutlich, wie der neue R4 verstanden werden will: Als alltagspraktisches Designerstück.

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Karosserie und Design

Dann bleiben wir doch kurz beim optischen Erscheinungsbild. Grundform und Layout der markanten Elemente wie Kühlergrill und Scheinwerfer orientieren sich erkennbar am Original. Renault spricht sehr selbstbewusst vom "Jeans-Modell" des 21. Jahrhunderts – "sieht immer gut aus und ist für alles gerüstet". Gefällig wirkt der SUVige Look auf den ersten Blick durchaus. Die gute Nachricht für Individualisten: insgesamt 670 mögliche Kombinationen gibt es zur persönlichen Ausgestaltung von Exterieur und Innenraum.

Wer die Version Plein Sud wählt, erhält ein elektrisches Stoff-Faltdach. Mit dem konventionellen Dach geht eine Reling einher, die dem R4 einen Hauch mehr Abenteuer-Flair verleiht. Drei Ausstattungslinien bietet Renault an, beginnend mit Evolution, gefolgt von Techno und gegpifelt mit Iconic. Insgesamt sieben Lack-Farben stehen zur Auswahl. Für das Dach sind eigene Designs wählbar, die Fronthaube lackiert Renault auf Wunsch auch abgesetzt in Schwarz. Der R4 ist zudem das erste Auto des Herstellers mit beleuchtetem Markenlogo an der Front.

Antrieb und Akku

Wie der R5 steht auch der R4 auf der AmpR-Small-Plattform. Wenig überraschend gleicht sich entsprechend das Antriebs- und Akku-Angebot. Mit dem kleinen Unterschied, dass die 70-kW-Einstiegsmaschine für den R4 nicht angeboten wird. Der neue Kompakte kommt wahlweise mit 90 oder 110 kW. Akkuseitig stehen 40 kWh (bis zu 300 km Reichweite) und 52 kWh (bis zu 400 km Reichweite) zur Verfügung. Der kleinere lädt maximal mit 80 kW, der größere saugt 100 kW am Schnelllader. Wie schon der R5 ist auch der R4 V2L- und V2G-fähig. Eine entsprechende Wallbox, die bidirektionales Laden zulässt, bietet Renault über die Submarke Mobilize an.

Als Onboardcharger verbauen die Franzosen 11-kW-Einheiten. Die Ladung von 10 auf 100 Prozent dauert damit 4,5 Stunden (3,5 Stunden mit dem kleineren Akku). Unterwegs kann die Batterie über die serienmäßige Wärmepumpe vorkonditioniert werden. Die fremderregten Synchronmaschinen sitzen in jedem Fall an der Vorderachse und treiben ausschließlich diese an. Die stärkere Maschine schiebt den R4 E-Tech in 8,5 Sekunden auf 100 km/h. In jedem R4 ist bei 150 km/h das maximale Tempo erreicht. Als Mindestgewicht gibt Renault für die 40-kWh-Ausführung 1.410 kg an.

Innenraum und Platzangebot

Die Recyclingquote des R4 liegt laut Renault bei rund 88 Prozent. Besonders im Innenraum kommen wiederverwertete Kunststoffe zum Einsatz, die sich hochwertig anfühlen und schick aussehen. Besonders die Sitze, in der Iconic-Ausstattung, ein Mix aus Stoff und Kunstleder, passen gut in die Idee eines retro-futuristischen Designs. Zur Individualisierung hält Renault jede Menge unterschiedliche Abdeckungen, Einschubfächer und Gummimatten für die Mittelkonsole bereit. Das Cockpit teilt sich der R4 mit seinem kleinen Bruder R5.

Was das Platzangebot betrifft, verhält sich der R4 zum R5 wie der Captur zum Clio. Mit 2,62 Meter Radstand gönnt Renault den Fond-Passagieren 16,4 Zentimeter Kniefreiheit. Die Kopffreiheit entspricht mit 85,3 Zentimeter exakt jener des Captur, wobei der tiefe hintere Türausschnitt beim Einsteigen das Einziehen des Kopfes erforderlich macht. Hinten gibt es drei Sitzplätze, mit denen zumindest auf kürzeren Strecken auch drei ausgewachsene Passagiere zurechtkommen. Zwei davon können dabei sogar ihr Smartphone via USB-C-Buchse laden.

Seinen Anspruch als Alltagspraktiker unterstreicht der R4 E-Tech Electric vor allem mit dem Kofferraum. 420 Liter stehen zur Verfügung, wobei die dankbar niedrige Ladekantenhöhe von 61 Zentimeter eine extra Erwähnung verdient. Unter dem Boden verbirgt sich neben dem Subwoofer der Harman Kardon Soundanlage noch ein 35-Liter-Fach für das Ladekabel. Die Rückbank lässt sich im Verhältnis 60:40 umlegen und gibt damit rund 1.400 Liter Stauvolumen frei. Zusätzlich kann der Beifahrersitz flach umgelegt werden, was ein Transportieren längs-sperriger Gegenstände von mehr als zwei Metern ermöglicht.

Infotainment und Connectivity

Zwei Bildschirme dominieren das Cockpit. Hinter dem Lenkrad sitzt ein 10,1 Zoll großes Infodisplay für die digitalen Instrumente (7 Zoll im Einstiegsmodell). Der zentrale Touchscreen misst in allen Modellen 10 Zoll und beherbergt das OpenR-Link-Multimediasystem inklusive Google-Dienste wie Maps. Koppeln lassen sich mit dem Infotainmentsystem sowohl Android- als auch Apple-Geräte. Wie schon im R5 ist auch im R4 der digitale Avatar "Reno" mit an Bord, der dank Anbindung an ChatGPT Fragen beantwortet und zudem Tipps zum effizienteren Fahren geben kann. Außerhalb des Autos können Besitzer über die Smartphone-App My Renault mit Reno kommunizieren. Der virtuelle Reisebegleiter weist zudem auf Service-Intervalle oder den Zustand von Verschleißteilen hin.

Insgesamt 26 Assistenzsysteme sind an Bord, darunter ein Rückfahr-Notbremsassistent, Ausstiegswarner vorne und hinten und ein Notfall-Spurhalteassistent. Durch die Koppelung von adaptivem Abstandstempomat mit Stop-and-Go-Funktion und dem regulären Spurhalteassistenten ist autonomes Fahren nach SAE-Level 2 möglich. Die fünf Assistenzsysteme, die der Fahrer am häufigsten nutzt, lassen sich übrigens nach eigenen Wünschen konfigurieren, festlegen und dann über den sogenannten "My Saftey Switch"-Schalter neben dem Lenkrad direkt mit den gewählten Einstellungen aktivieren.

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Marktstart und Preis

Seine Publikumspremiere feiert der R4 E-Tech Electric auf dem Pariser Autosalon. Zu diesem Zeitpunkt werden weder der offizielle Marktstart noch eine Preisliste kommuniziert. Beim Händler dürfte der kompakte Stromer ab Frühjahr 2025 stehen. Preislich sortiert sich der R4 zwischen Mégane E-Tech und R5 ein. Damit dürfte das Startgebot bei etwas weniger als 30.000 Euro liegen.   © auto motor und sport

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