Bestehende Lkw-Flotten mit Dieselantrieb auf Elektromobilität umzurüsten ist aufwendig, teuer und in vielen Fällen auch schlicht nicht möglich. Das US-Start-Up Revoy verfolgt mit seinem System einen ganz eigenen Ansatz.

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Hybrid zum einhängen

Es bleibt beim herkömmlichen Dieseltruck und der wird auch nicht angetastet. Ebenfalls unberührt bleibt der Sattelauflieger für die Ladung. Der Ansatz zur Elektrifizierung sitzt beim Revoy-Konzept dazwischen. Um die Dieselzugmaschine zu entlasten, wird zwischen die Zugmaschine und den Sattelauflieger ein weiterer kleiner Hänger gehängt. Der vordere Teil mit einem hohen Aufbau beherbergt die Batterien mit einer Kapazität von 525 kWh, der hintere Teil, auf dessen Sattel der eigentliche Lastenanhänger andockt, besitzt eine eigene elektrisch angetriebene Achse. Um das Elektro-Antriebsmodul leicht an- und abkoppeln zu können, besitzt es zusätzliche Stützräder an der Front, die eingezogen werden können. Das Eingliedern der Elektroeinheit in den Sattelzug soll nicht länger als fünf Minuten dauern. Der Diesel-Truck ist damit quasi hybridisiert.

Beim Thema Laden setzt Revoy auf eine Art Batterietauschsystem, wobei hier nicht die Batterie, sondern eben das komplette Antriebsmodul gewechselt wird. Geplant ist dazu ein Netzwerk an Tauschstationen entlang der viel frequentierten Routen. Dort werden geladene Antriebsmodule vorgehalten und bei Bedarf gegen leer gefahrene getauscht. Gerade für Lkw im Linienverkehr sind diese gut planbar und in den USA schon auf verschiedenen Strecken im Probebetrieb. Die Reichweite mit einem geladenen Hänger soll bis zu 400 Kilometer betragen.

Enormes Sparpotenzial

Das Start-up verspricht beim Einsatz der Elektro-Antriebsmodule enorme Verbrauchsvorteile. Konsumieren große Trucks im Schnitt zwischen 30 und 40 Liter auf 100 Kilometer, so sollen mit dem Elektro-Support Verbräuche von sieben bis 12 Liter möglich sein. Die Emissionen reduzieren sich dabei um 70 bis 80 Prozent.

Das E-Antriebsmodul bietet aber auch fahrdynamische Vorteile. Durch die eigene Antriebsachse kann es den Gesamtzug als Booster beim Beschleunigen unterstützen. Beim Geschwindigkeitsabbau unterstützt die E-Achse per Rekuperation die Betriebsbremse. Der Zug ist also schneller schnell, schwächelt weniger am Berg und ist auch schneller wieder langsam.

Abgerundet wird das Revoy-Paket durch eine integrierte Rückwärtsfahrfunktion, die beim Rangieren helfen soll, sowie eine Tot-Winkel-Überwachung und eine automatische Spurkorrektur.

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Das Potenzial für die Revoy-Lösung ist enorm, sind doch allein in den USA rund zwei Millionen schwere Sattelzüge unterwegs. In Europa scheitert das E-Antriebsmodul an der Längenbegrenzung für Sattelzüge. Dafür kann das Revoy-Modul aber auch als Range Extender für bereit elektrisch angetriebene Zugmaschinen genutzt werden.

Preise für sein System nennt Revoy nicht. Hier wird für jeden Kunden das passende Paket geschnürt und kalkuliert.  © auto motor und sport

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