Geraten Sie auch manchmal durcheinander, wenn es wieder einmal um den Dieselmotor und die ewige Abgasdiskussion geht? Was Sie zum aktuellen Problem rund um Stickoxide, Feinstaub, Adblue, Fahrverbote und Software-Updates wissen sollten, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

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In der hitzigen Sommerdiskussion um den Dieselmotor werden Fachbegriffe oft wild durcheinandergeworfen: Ob Stickoxide, Feinstaub, Adblue, Fahrverbote oder das angebliche Autokartell von deutschen Herstellern – manchmal scheint der Dschungel des gesamten Problems kaum noch durchdringbar. Dabei haben viele Dinge nichts oder kaum etwas miteinander zu tun. Mit diesem Ratgeberstück behalten Sie den Überblick.

Stickoxide und Feinstaub beim Dieselmotor: Alles das Gleiche?

Stickoxide und Feinstaub sind Schadstoffe in der Luft, die bei der Verbrennung von Benzin oder Diesel entstehen. Der Dieselmotor ist aufgrund der hohen Stickoxid-Emission in Verruf geraten: Hohe Verbrennungstemperaturen bei modernen Aggregaten sorgen für einen besonders hohen Ausstoß. Während sich auf dem Prüfstand die Emission dieser gesundheitsschädlichen Stickstoffverbindungen meist noch in Grenzen hält (durch den vorgegebenen Fahrzyklus oder durch die "Schummelsoftware", die VW eingesetzt hat), emittieren viele Pkw auf der Straße deutlich mehr davon und überschreiten den gesetzlichen Grenzwert in einigen Fällen dramatisch.

Feinstaub kann dagegen auch durch Bremsen oder Reifenabrieb entstehen. Außerdem bemängeln Umweltexperten, dass moderne Benzinmotoren mit Direkteinspritzung sogar noch mehr Ruß und damit Feinstaub produzieren als viele Dieselmotoren. Deshalb müssen auch Benziner ab 2018 mit einem Rußpartikelfilter ausgerüstet werden. Die Umweltplaketten in den Städten wurden einzig und allein wegen des Feinstaubs eingeführt – bislang zeigte sich allerdings nur eine geringe Wirkung. Benziner stoßen zwar ebenfalls Stickoxide aus, doch diese Werte halten sich meist in Grenzen.

Wie lassen sich die gesetzlichen Grenzwerte einhalten?

Die EU hat auf Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Stickoxid-Obergrenze von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft festgelegt. Die Begründung: Bei höheren Konzentrationen können Asthmatiker, Allergiker und Umwelt geschädigt werden. Beim Feinstaub nennt das Bundesumweltamt außerdem eine maximale Konzentration von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter pro Tag für Partikel mit zehn Mikrometer Größe. An vielen Straßen und in Städten werden diese Obergrenzen jedoch tagtäglich überschritten. Partikelfilter für den Feinstaub sind das eine, wirksame SCR-Katalysatoren (selektive katalytische Reduktion) das andere. Denn nur Letztere können die Konzentration an Stickoxiden wirklich eindämmen.

Das SCR-System funktioniert wie folgt: Je nach Fahrzustand wird eine bestimmte Menge synthetischen Harnstoffs in den Abgastrakt eingespritzt. Dadurch reagieren das Stickstoffmonoxid und das Stickstoffdioxid (NO und NO2, umgangssprachlich: Nox) zu harmlosem Stickstoff und CO2. Der einzige Nachteil, der sich dadurch ergibt, ist die Notwendigkeit, den Harnstofftank (das sogenannte Adblue) nachzufüllen. Und: Durch die Komplexität des Systems kann ein solcher SCR-Kat nicht einfach in jeden alten Diesel "reingeschraubt" werden. Vielmehr muss für jedes Fahrzeugmodell eine spezielle Abstimmung vorgenommen werden – der Hauptgrund, warum Hersteller sich vor dieser kostenintensiven Hardware-Lösung fürchten.

Was bringen die Software-Updates für Dieselfahrzeuge überhaupt?

Die Hersteller und die Regierung haben auf dem Diesel-Gipfel daher eine groß angelegte Aktion von Software-Updates für aktuelle und ältere Dieselfahrzeuge beschlossen. Während es beim bisherigen Update von VW nur um die Entfernung der Betrugs-Software ging, wollen die Techniker nun mittels geänderter Motorsteuerung den Ausstoß von Stickoxiden verringern. Zwar ist bereits bekannt, dass diese Maßnahme deutlich weniger wirksam ist als ein SCR-Katalysator. Dennoch versprechen sich die Autobauer von der neuen Software bis zu 30 Prozent weniger Schadstoffe. Ob die Luft der Innenstädte dadurch wirklich profitiert, muss sich erst noch zeigen.

Immerhin schweben die von der Politik angedrohten Fahrverbote immer noch wie das sprichwörtliche Damokles-Schwert über den Autoherstellern und den Besitzern von Dieselfahrzeugen. Können BMW, Audi, Mercedes und Co. also keine deutlichen Ergebnisse liefern, könnten Fahrverbote für bestimmte Automodelle doch noch kommen.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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