Wenn Sie unsere Inhalte in den letzten Monaten aufmerksam verfolgt haben, wird Ihnen ein Umstand sicher aufgefallen sein: Mit fast jeder Modellpflege, jedem Facelift oder jeder neuen Fahrzeuggeneration steigen die Neuwagenpreise. Die Hersteller führen dafür Gründe wie eine aufgestockte Serienausstattung an, kaschieren damit aber häufig die Tatsache, dass Einstiegsmodelle mangels Marge aus dem Programm fliegen. Sicher ist daran auch die europäische Gesetzgebung schuld, die mehr und mehr Assistenzsysteme zur Pflicht macht und mit strengen Emissionsgrenzen teure Abgasreinigungssysteme erforderlich macht. Der Effekt beim Kunden ist allerdings immer derselbe: ein offen stehender Mund beim Blick auf's Preisschild hinter der Frontscheibe. Gab es beispielsweise 2021 noch einen Golf mit 90 PS ab 20.700 Euro, ist im Jahr 2023 keiner der kompakten Wolfsburger für weniger als 31.145 Euro zu haben. Je nach Modell sind Teuerungsraten von mehr als 30 Prozent (z.B. Ford Mustang Mach-e 2019 bis 2023) traurige Realität.

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Weil zusätzlich immer mehr komplette Baureihen, zumeist Kleinwagen, gänzlich gestrichen werden, hat sich der durchschnittliche Neuwagenpreis drastisch erhöht. In den letzten Jahren ist er von 44.908 auf 53.525 Euro geklettert, doch was wollen eigentlich die Kunden? Gerade in den Marketingabteilungen der deutschen Hersteller hält sich ein gewisses Selbstbewusstsein. Gerne sieht man sich als Premium, dafür müsse eben tiefer in die Tasche gegriffen werden. Am deutlichsten ging Mercedes mit der von Ola Källenius ausgerufenen Luxus-Strategie diesen Weg. Die Kunden gingen diesen Weg mit, man sei markentreu und wegen vermeintlich geringerer Qualität müsse man auch keine Angst etwa vor Autos aus Fernost haben.

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Der Preis ist wichtiger als die Marke

Für die von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte in Auftrag gegebene "Global Automotive Consumer Study" wurden 27.000 Menschen in 26 Ländern zu ihrem automobilen Kaufverhalten befragt und das Ergebnis dürfte so manchen Hersteller auf den Boden der Tatsachen holen. Mehr als die Hälfte der Befragten nannten nämlich den Preis als wichtigstes Kriterium für den Autokauf. Weit wichtiger als etwa die Marke. 55 Prozent ist die sogar komplett egal, solange das Fahrzeug die Bedürfnisse erfüllt, wie unter anderem die Wirtschaftswoche berichtet. Und zu diesen Bedürfnissen gehört es auch, dass ein Auto nicht mehr als 30.000 Euro kostet. Dieses Limit setzen ebenfalls 55 Prozent der Befragten. Das dürfte auch ein Grund für den hohen Privatkunden-Anteil von Marken wie Dacia sein.

Mit Blick auf die ambitionierten Ziele der Bundesregierung, bis 2030 insgesamt 15 Millionen rein elektrische Pkw auf der Straße zu haben, ist noch eine weitere Zahl interessant. Nicht nur, dass lediglich 13 Prozent der potenziellen Käufer ein BEV überhaupt in Betracht ziehen. Gleichzeitig sind im Vergleich zum Vorjahr die Kaufabsichten für Verbrenner um vier Prozent auf derer 49 gestiegen. Dieser Umstand dürfte wiederum mit der selbstgesetzten Preisgrenze von 30.000 Euro korrelieren – schließlich gibt es bislang kaum günstige vollwertige Elektroautos. Der Wegfall der staatlichen Kaufprämie dürfte der Entwicklung obendrein nicht zuträglich sein. In unserer Fotoshow sehen Sie die beliebtesten Autos in Deutschland aus dem Gesamtjahr 2023 nach Neuzulassungen.  © auto motor und sport

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