Der Oldtimer-Spezialist Collectors Garage hat ein ganz besonderes Wohnmobil im Angebot. Der 50 Jahre alte Kurzhauber steht in Deutschland zum Verkauf.
In der gewiss nicht ereignisarmen Historie der Mercedes Lkw steht der sogenannte Kurzhauber ganz oben auf dem Legende-Podest. Das liegt nicht nur am biblischen Alter, das die Baureihe mit einem Produktionszeitraum von 1959 bis (zuletzt noch in Kleinserien) 1995 erreichte. Auch die Unverwüstlichkeit der Kurzhauber, die zum Teil bis heute Schwerstarbeit in unwirtlichen Regionen verrichten, prägt den Ruf der charakteristisch geformten Lkw.
Video: Im Video: Der Mercedes Kurzhauber LA 911 im THW-Einsatz
Neben dem klassischen Einsatz im Transport- und Baustellengeschäft war der Kurzhauber auch als Behördenfahrzeug sehr beliebt. Sei es bei Feuerwehr, THW (siehe Video oben) oder bei Polizeibehörden. Solche Behördenfahrzeuge, wenig gefahren und gut gepflegt, verbringen ihr zweites Leben nicht selten als kultige Wohnmobile mit Kofferaufbau. So auch bei dem hier beschriebenen Exemplar. Dessen erster Dienstherr war die Bundespolizei, wo er als Wasserwerfer diente.
Im ersten Leben ein Wasserwerfer
Heute muss sich der L 1113 nicht mehr von schlecht gelaunten Bürgern anpöbeln lassen, sondern verbreitet selbst ganz besonders gute Laune, von der sich künftig ein neuer Besitzer anstecken lassen darf. Denn der in frischer Grün-Kombi lackierte Allradler steht aktuell in Deutschland zum Verkauf.
Im Jahr 2000 wechselte der Elftonner mit rund 60.000 Kilometern auf der Uhr aus dem behördlichen ins private Leben. 2003 folgte dann eine umfangreiche Überholung und der Umbau zum Fernreise-Dampfer. Den Koffer-Auf- und -Ausbau führte die renommierte deutsche Firma Variomobil durch, bis heute kommen von dort besonders hochwertige Reisemobile, zum Teil über eine Million Euro teuer.
Feine Technik-Updates
Beim aktuellen Besitzer ist das Expeditionsmobil mit Allradantrieb seit 2020 untergekommen. Dort gab es eine besonders umfangreiche technische Überholung der Basis, bei der auch einige Schmankerl den Weg in den Kurzhauber fanden. Neben einer Leistungssteigerung des 5,7-Liter OM 352-Diesel auf 187 PS gab es als echtes Highlight den Ersatz des alten Fünfgang-Getriebes durch ein modernes MAN 12-Gang-Splitgetriebe.
Das und die gleichzeitig installierte längere Achsübersetzung machten den L 1113 erst wirklich zum Reisedampfer, mit stark reduziertem Drehzahlniveau auf der Straße und einer jetzt möglichen Reisegeschwindigkeit von 100 km/h, dank halbierter Motordrehzahl ohne Gehörschutz für die Besatzung. Neben dem durch diese Maßnahme spürbar gesenkten Verbrauch sorgt ein 450-Liter-Dieseltank für enorme Reichweite.
2021 wurde der grüne Fernreiselaster auf praxistauglichere Einzelbereifung umgerüstet und gleichzeitig abgelastet. Mit den jetzt 7,49 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht darf er die 100 km/h auch offiziell auf der Autobahn fahren und kann mit dem alten Führerschein Klasse 3 bewegt werden. Im Fahrerhaus befinden sich neue Anzeigen und neue Luftfedersitze mit integrierten Dreipunkt-Sicherheitsgurten und Heizfunktion. Ein Durchgang zwischen der Kabine und dem Kofferaufbau ist ebenfalls vorhanden.
Interieur in Kirschholz
Das Interieur ist größtenteils in Kirschholz ausgeführt, die Küche wurde 2020 erneuert. Die Nasszelle mit Toilette und separater Duschkabine ist auch deshalb so geräumig, weil die beiden Betten im Heck übereinander und quer installiert sind. Die Versorgung gewährleistet ein 300-Liter-Frischwassertank, die Entsorgung ein 200-Liter-Abwassertank; beide durch einen Doppelboden frostgeschützt.
Aktuell steht der L 1113 Kurzhauber mit einem Tachostand von rund 87.000 Kilometer beim Anbieter Collectors Garage zum Verkauf, 149.000 Euro sind aufgerufen. Im Vergleich zu anderen Expeditionsmobilen dieser Gewichtsklasse ein Schnäppchen, zumal dank H-Kennzeichen Steuer und Versicherung überschaubar bleiben. © auto motor und sport
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