Ab 2027 brauchen alle E-Auto, die in der EU neu verkauft werden einen Batteriepass, der zeigt wie sauber oder schmutzig der Akku bei der Produktion war und welche Materialien verwendet wurden. Volvo gibt den Streber unter den Autobauern und fängt noch in diesem Jahr mit dem Batteriepass an.
Einer der großen Kritikpunkte an Elektroautos ist ihre Batterie – und vor allem ihre Produktion. Denn für die Herstellung der E-Auto-Akkus ist nicht nur viel Energie notwendig, mitunter werden auch Materialien verwendet, deren Ursprung weder mit Naturschutz noch mit Menschenrechten vereinbar sind.
Die meisten Autobauer sind sich diesem Thema aber längst bewusst und setzen bei der Beschaffung und bei der Produktion auf nachhaltige und vor allem kontrollierte Lieferketten. Damit das auch für die Autofahrer transparent wird, verlangt die EU ab Februar 2027 bei allen neu zugelassenen E-Autos einen Batteriepass vom Autobauer. Daraus soll hervorgehen, wie sauber die Batterie wirklich ist, welche Materialien verwendet wurden, wie hoch der CO₂-Fußabdruck bei der Produktion war und wie die Lieferkette beschaffen ist.
EX90 bekommt Batteriepass schon 2024
Volvo will mit der Einführung des Batteriepasses aber nicht bis 2027 warten, sondern startet schon dieses Jahr. So will Volvo mit dem neuen EX90 als erster Hersteller den Batteriepass einführen. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte Volvos Nachhaltigkeitschefin Vanessa Butani, dass man mit diesem Schritt für mehr Transparenz bei den Autokäufern sorgen will. Es sei wichtig für Volvo, Pionier in dieser Sache zu sein.
Auch wenn Butani die Autokäufer mit diesem Schritt in den Fokus rückt, zielt die EU mit dem Batteriepass vor allem auf die Unternehmen. Denn für die meisten Kunden dürfte vor allem der sogenannte SOH, also der State of Health, wichtig sein, der angibt, wie viel Energie die Batterie noch aufnehmen und abgeben kann. Oder einfacher ausgedrückt: Wie viel von der ursprünglichen Neuwagen-Reichweite beim Kauf des E-Autos noch übrig ist. Dafür müssen E-Autokäufer aber auch weiterhin auf Zertifikate externer Anbieter setzen. Wie das beispielsweise mit dem Batteriezertifikat von Aviloo funktioniert, haben wir bereits ausprobiert.
Hier geht’s zum Batterie-Test für gebrauchte E-Autos von Aviloo
Neue Batterie-Recyclingquoten für Autobauer
Für die Hersteller ist der Batteriepass wichtig, da im Zuge der Batteriemarkt-Regulation, die Mitte Juni 2023 verabschiedet wurde, Quoten fürs Batterierecycling gelten. So müssen bis 2027 50 Prozent des Lithiums der Auto-Akkus recycelt werden. Bis 2031 steigt der Wert auf 80 Prozent. Bei Kobalt, Nickel, Kupfer und Blei liegt die Recyclingquote für 2027 schon bei 90 Prozent und steigt bis 2031 auf 95 Prozent.
Im Zuge der Verordnung sollen ab 2031 die Hersteller auch verpflichtet werden, Recyclingmaterial für die Batterieproduktion zu verwenden. Bei Nickel und Lithium liegt der Wert zu Beginn bei jeweils sechs Prozent, 16 Prozent sind es bei Kobalt und 85 Prozent bei Blei. 2036 verdoppeln sich die Pflichtanteile für Recyclingmaterial bei den ersten drei Komponenten. Bei Blei bleibt der Wert unverändert.
Transparenz über die Lieferkette des Akkus
Damit die Hersteller aber überhaupt eine Chance haben, an recyceltes Material zu gelangen, müssen sie möglichst genau wissen, was in den Akkus steckt. Denn wer günstig Recyclingmaterial kaufen oder lukrativ verkaufen will, muss genau wissen, was in den ausrangierten Stromspeichern steckt. Für das Erstellen des Batteriepasses setzt Volvo, aber auch ACC, das Joint Venture aus Mercedes, Stellantis und TotalEnergies, auf das britische Start-up Circulor.
Das System der Briten protokolliert den gesamten Weg einer Batterie. Von der Mine, in der Rohstoffe abgebaut wurden, bis ins einzelne Fahrzeug. Dabei fließen auch Daten der Produktionssysteme der Zulieferer der Autobauer ein. Zudem können die monatlichen Energierechnungen der Zulieferer überprüft werden, um zu ermitteln, wie viel Energie aus erneuerbaren Energiequellen eingesetzt wurde, um daraus abzuleiten, wie viel emittiertes CO₂ letztlich im Akku steckt.
Ganz am Verbraucher vorbei ist der Vorstoß von Volvo aber nicht. Eine vereinfachte Variante des Batteriepasses können Volvo-Besitzer über einen QR-Code an der Innenseite der Fahrertür abrufen. Vorerst aber nur besagte Volvo EX90-Besitzer. Gegenüber Reuters sagte Butani aber, dass der Pass nach und nach bei allen Elektroautos von Volvo eingeführt werde. Einen genauen Start für den Batteriepass beim elektrischen XC40 und EX30 hat sie allerdings nicht genannt. © auto motor und sport
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