Der neue Berliner Flughafen geht überraschend in Betrieb: als Parkplatz. VW stellt dort seine Autos ab, die wegen fehlender Zertifizierungen noch nicht zugelassen werden können.
Wegen fehlender WLTP-Zulassungen herrscht bei VW akute Platznot. Durch die Umstellung auf das WLTP-Verfahren kommt es konzernweit zu Lieferverzögerungen. Jetzt hat der Autobauer auf dem unfertigen Flughafen BER Flächen angemietet, um Tausende von Autos zwischenzulagern. Auch die VW-eigene Teststrecke beim niedersächsischen Ehra-Lessien dient inzwischen als Parkplatz.
Geparkten Autos fehlt formale WLTP-Zertifizierung
Ursache des Problems ist, dass ab dem 1. September 2018 nur noch solche Fahrzeuge eine Zulassung erhalten, die nach dem neuen Prüfzyklus WLTP zertifiziert sind. Bisher gilt der inzwischen als veraltet geltende NEFZ-Standard. Für WLTP ist in der Regel ein Partikelfilter erforderlich – der auch schon eingebaut ist.
Die Prüfstände sind ausgebucht
Die abgestellten Fahrzeuge sind so gebaut, dass sie die Freigabe durch das Kraftfahrt-Bundesamt erhalten können. Weil aber alle Hersteller alle ihre Fahrzeuge gleichzeitig zertifizieren lassen müssen, sind die Prüfstände auf Monate ausgebucht. Die bereits vorproduzierten Autos müssen irgendwo abgestellt werden.
Die verwaisten Betonflächen des BER drängen sich dafür geradezu auf: VW hat Platz zum Parken, der Flughafen verzeichnet erste Einnahmen.
VW drosselt die Produktion
Um nicht weiter auf Halde zu produzieren, drosselt VW im Stammwerk Wolfsburg die Montage. An ein bis zwei Tagen pro Woche stehen die Bänder still. Diese Maßnahme wird im Anschluss an die bis Ende Juli dauernden Werksferien eingeführt. „Die Umstellung auf den neuen Prüfzyklus WLTP ist ein Kraftakt und hat, wie bereits angekündigt, von August an vorübergehende Auslastungslücken in der Produktion zur Folge“, heißt es in einer Mitteilung im VW-Intranet.
Auch andere Werke von VW müssen die Produktion zeitweise unterbrechen. So entfallen am Standort Zwickau einzelne Schichten; an manchen Tagen bleibt das Werk ganz geschlossen. Die Komponentenwerke müssen ihre Produktion ebenfalls an den geringeren Bedarf der belieferten Fahrzeugwerke anpassen.
Nach Aussage eines Konzernsprechers wird es durch die Einführung des WLTP-Verfahrens konzernweit bei 200.000 bis 250.000 Autos zu Lieferverzögerungen kommen. Man rechne damit, dass nach den Wolfsburger Werksferien Ende Juli schon mehr Freigaben vorliegen. Ab da könnte sich die Situation langsam entspannen. Bis dahin prüft VW die Anmietung weiterer Flächen. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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