Rennradfahren und Spenden sammeln – das Prinzip erfreut sich großer Beliebtheit. Stellvertretend für das Engagement vieler Rennradfahrerinnen und -fahrer bundesweit stellen wir Marcel Martens vor. Er sammelt Spenden für sauberes Trinkwasser in Afrika – und fuhr dafür über 10 000 Höhenmeter am Stück mit dem Rennrad.

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"Ich hab mal wieder was gesucht, was einigermaßen verrückt ist", sagt Marcel Martens im Gespräch mit ROADBIKE. Schon mehrfach hat der 45-jährige Nordrhein-Westfale mit ebenso aufsehenerregenden wie schweißtreibenden Aktionen auf dem Rennrad Spenden gesammelt für den guten Zweck – einmal fuhr er dabei am Stück 1000 Kilometer auf Zwift. Und auch diesmal hat er etwas "Verrücktes" gefunden: über 10 000 Höhenmeter an einem Tag mit dem Rennrad – die Zahl war symbolisch gewählt für das Spendenziel von mindestens 10 000 Euro.

Geklappt hat beides: In knapp 20 Stunden fuhr Martens über 430 Kilometer und kletterte 10 039 Höhenmeter, und bislang kamen 11 731 Euro zusammen (die Spendenaktion läuft noch). "Mir war es wichtig, was in der Nähe von meinem Wohnort zu machen, um den Aufwand gering zu halten", erklärt Familienmensch Martens, der mit Ehefrau, zwei Kindern und Hund in Schwerte wohnt und als Hauptkommissar bei der Polizei arbeitet. "Als Strecke habe ich mir die Auffahrt vom Hengsteysee im Ruhrtal hinauf nach Dortmund-Syburg ausgesucht." Über 100 Mal radelte Martens die im Schnitt sechs Prozent steile, gut zwei Kilometer lange Steigung hinauf.

Die Spenden des "Trinkwasser-10-Tausender", wie Marcel Martens seine Aktion genannt hat, gehen direkt an die Well:fair-Stiftung. Diese baut in Afrika Trinkwasserbrunnen und richtet Sanitäranlagen in Gemeinden und Schulen ein, um möglichst vielen Menschen Zugang zu sauberem Wasser und zu einem selbstbestimmten Leben mit Gesundheit und Bildung zu ermöglichen. Gegründet hat die Stiftung der ehemalige Profi-Fußballer Neven Subotic, mit dem Martens persönlich bekannt ist. Die Stiftung gibt ein 100-Prozent-Versprechen: Alle Spenden fließen ohne Abzüge in die Projekte vor Ort in den drei Ländern Äthiopien, Kenia und Tansania. Dass die 100 Prozent kein leeres Versprechen sind, sollen größtmögliche Transparenz und regelmäßige interne und externe Prüfungen belegen.

"Mir geht’s gut, ich lebe in einem sicheren Land, freier Zugang zu sauberem Trinkwasser ist eine Selbstverständlichkeit für mich", sagt Martens, betont aber gleichzeitig, "dass es übertrieben viele Menschen gibt, für die das eben nicht gilt. Wenn ich ein bisschen helfen kann, deren Lebenssituation zu verbessern, indem ich meine Sportleidenschaft für eine gute Sache einsetze, mache ich das gerne!"

Zum Rennradfahren kam Martens über den Mountainbikesport, auch Hindernisläufe und Triathlons hat er schon absolviert. Die Erfahrung von Langstreckenwettkämpfen half ihm beim Trinkwasser-10-Tausender: "Ich bin mitten in der Nacht um 0 Uhr gestartet. Die ersten fünf Stunden bei Dauerregen im Stockdunkeln waren schon fies." Ab fünf Uhr bekam er Begleitung von befreundeten Radsportlern. In wechselnden Konstellationen blieb Martens nicht mehr alleine, bis am frühen Abend in erneuter Dunkelheit die 10 000-Höhenmeter-Marke geknackt war. "Es war toll, Unterstützung zu haben – viele wollten mithelfen, mich unterstützen, um gemeinsam etwas Außergewöhnliches zu erreichen. Ein Freund ist tagsüber mit dem Rennrad mitgefahren und abends dann noch mit dem E-Bike – auch, um zusätzliches Licht zu spenden und ein bisschen Schutz vorm Verkehr zu bieten. "

Echte Probleme gab es keine. "Keine Schwächephase, keine großen Sitzbeschwerden, keine brenzlige Situation im Verkehr, auch wenn beim Start ordentlicher Verkehr war, weil Borussia Dortmund gespielt hatte und die Fans heimfuhren und morgens der Lieferverkehr recht zahlreich war." Einziges Ärgernis: Am späten Nachmittag machte der Akku des Garmins schlapp, die letzten Höhenmeter wurden mit neuer Aufzeichnung per Smartwatch dokumentiert.

Gespendet wurde von Familie, Freunden, Arbeitskollegen, Radsportlerinnen und Radsportlern aus der Region, die von der Aktion Wind bekommen hatten. "Ich gehe schon auch 'Klinken putzen', werbe auf Social Media für die Aktion und um Spenden", erklärt Martens, "ich spreche gezielt Menschen an, von denen ich überzeugt bin, dass sie dem Leben positiv gegenüber stehen und solchen Projekten etwas abgewinnen können. Besonders beeindruckt hat mich die Spende des sechsjährigen Erik, einem Kindergartenkumpel meines Sohnes", erzählt Martens, "dem war es ganz wichtig, drei Euro von seinem Taschengeld zu spenden, und so auch einen kleinen Beitrag zu leisten."

Auf der Website der Well:fair-Stiftung kann man – ebenso wie bei anderen Stiftungen – ganz einfach eigene Spendenaktionen starten. "Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt", erklärt Martens, "statt Geschenkeschlacht bei Geburtstag oder Hochzeit kann man um Spenden für sinnvolle Projekte bitten, man kann als Schule oder Verein cooloe Mitmach-Aktionen auf die Beine stellen oder auch wie bei mir mit verrückten Einzelaktionen was Gutes tun. Fühlt sich gut an, bringt was und schafft auch einen gewissen Teamspirit. Bei meiner Aktion haben alle an einem Strang gezogen: die Family, die im Wohnmobil an der Strecke stand und von warmen Klamotten über Essen bis hin zu Umarmungen und aufmunternden Worten alles Wichtige zum Gelingen parat hatte; die Mitfahrer, die wichtige mentale Unterstützung und Ablenkung waren; die Spenderinnen und Spender. So was macht Spaß und gibt der Allgemeinheit etwas. Kann ich nur empfehlen."

Guter Tipp für interessierte Nachahmer: "Die Spenden direkt über den Empfänger abwickeln, eben zum Beispiel durch Einrichten einer eigenen Spendenaktion auf dessen Website. Wenn man selbst Geld einsammelt und später weitergibt, sinkt erstens die Spendenbereitschaft und zweitens hat man im Nachgang einen hohen bürokratischen Aufwand mit Bank und Notar."

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Konkrete neue Ziele hat Marcel Martens aktuell noch nicht. "Langsam gehen mir die Ideen aus", gesteht er, "aber es war sicher nicht das letzte Mal. Eine Steigerungsform wäre vielleicht noch, mal 24 Stunden durchzufahren und zu schauen, wie weit man kommt. Aber mir fällt schon was ein. Und dann ganz sicher wieder für den guten Zweck!"

Link zur Spendenaktion  © Bike-X

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