Es war ein zähes Ringen, bei dem niemand nachgeben wollte. Etwa drei Monate dauerte die Auktion von 5G-Frequenzblöcken. Nun ist Schluss. Was bedeutet das Ergebnis für Unternehmen und Privatpersonen? Wann ist das neue Netz verfügbar? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

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Was genau ist 5G?

5G bezeichnet die fünfte Mobilfunkgeneration. Die bisherigen waren das analoge mobile Telefonieren sowie die Digitalstandards GSM, UMTS und LTE. 5G kann die Daten rund hundert Mal schneller transportieren als das aktuelle LTE (4G).

Der neue Standard verspricht aber auch kürzere Laufzeiten der Daten (Latenz). Außerdem können in einer 5G-Funkzelle viel mehr Geräte bedient werden als bei den älteren Standards. Mit 5G können Geräte bis auf einen Meter genau geortet werden.

Die 5G-Architektur kann sich intelligent an den jeweiligen Erfordernissen der Geräte im Netz ausrichten. So kann ein 5G-Netz zum Beispiel in einer Fertigungshalle besonders viele Dinge und Maschinen miteinander verbinden, in einer anderen Situation hohe Bandbreiten etwa für die Wiedergabe hochauflösender Videos zur Verfügung stellen oder aber auf Straßen ein besonders schnelles und zuverlässiges Netz mit kurzen Latenzen zur Verkehrssteuerung bieten.

Welche Bewerber konnten welche Frequenzblöcke für wie viel Geld erwerben?

Von den 41 Frequenzblöcken entfallen die meisten auf die Deutsche Telekom - der frühere Staatsmonopolist konnte 13 Blöcke abräumen und muss dafür 2,17 Milliarden Euro zahlen. Auf Vodafone entfallen 12 Blöcke für 1,88 Milliarden Euro und auf Telefónica 9 für 1,42 Milliarden Euro.

Drillisch konnte sich 7 Blöcke für 1,07 Milliarden Euro sichern - die Tochterfirma des rheinland-pfälzischen Konzerns United Internet hat bisher kein eigenes Netz, stattdessen nutzt sie bisher Antennen der Konkurrenz.

Wofür genau ist 5G wichtig?

Die Anwendungsbereiche sind vielfältig, letztlich kann 5G in allen Bereichen der Industrie ein Fortschritt sein. Beispiel Auto: Kommt ein Wagen in einer Kurve bei Glatteis ins Schleudern, ist auch das nachfolgende Fahrzeug in Gefahr. Dessen Sensoren bringen wegen der Kurve wenig.

Besser wäre es, wenn das vorausfahrende Auto das Abrutschen blitzschnell per Datenfunk an den Verkehr hinter sich meldet - dann könnten Nachfolgende noch vor der Kurve automatisch abbremsen. 5G kann so eine Echtzeit-Kommunikation ermöglichen.

Auch in der Telemedizin, in Fabrikhallen oder in der Landwirtschaft - etwa mit autonomen Treckern - soll 5G künftig eine wichtige Rolle spielen.

Löst 5G die 4G-Netze ab?

Nein, LTE ist eine wesentliche Grundlage von 5G. Die Mobilfunkbetreiber bauen die 4G-Netze auch weiterhin massiv aus. Für viele Anforderungen dürfte sogar LTE völlig ausreichen - zum Beispiel beim Streaming von Videos. Das meinen zumindest die Provider.

Im einfachen Betrieb kommt LTE auf eine Bandbreite bis zu 150 Megabit pro Sekunde, in manchen Städten sind heute bereits bis zu 300 Mbit/s möglich. Das bereits seit 2016 gebaute LTE Advanced Pro (4,5G) soll dann sogar Geschwindigkeiten bis einem Gigabit pro Sekunde liefern. Selbst große Videodateien ließen sich damit in Sekundenschnelle herunterladen.

Allerdings sind viele LTE-Netze nicht in der Lage, die theoretisch möglichen Höchstgeschwindigkeiten auch in der Praxis zu liefern. Bei 5G soll die bei den Nutzern tatsächlich ankommende durchschnittliche Datenübertragungsrate im Vergleich zu LTE viel höher sein.

Bis wann wird das 5G-Netz ausgebaut sein?

In zwei Schritten sollen bis Ende 2022 beziehungsweise bis Ende 2024 alle Autobahnen, Bundesstraßen und wichtige Zugstrecken schnelles Internet bekommen. Heute erscheint das kaum vorstellbar angesichts der zahlreichen Funklöcher, die man auf Reisen durch Deutschland erlebt und erleidet.

Außerdem sollen 98 Prozent der Haushalte bis Ende 2022 mit schnellem Internet versorgt werden. Der Neueinsteiger Drillisch wird weniger stark in die Pflicht genommen.

Wird es künftig 5G flächendeckend geben?

Wohl kaum. Zuletzt forderten zwar allen voran die Länder Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz den Ausbau von 5G bis in den letzten Winkel. Für die Versorgung ländlicher Gebiete oder Ackerland haben die 5G-Frequenzen in der Regel aber zu kurze Reichweiten - dafür bräuchte man viele Zehntausend neu errichtete Funkzellen.

Jeder einzelne 5G-Mast kostet schätzungsweise mehr als 100.000 Euro, so dass sich das schnell zu Milliardensummen addiert. Bislang stehen in Deutschland rund 70.000 Funkmasten, die über viele Jahre hinweg aufgebaut wurden. Mit den bereits 2015 versteigerten Frequenzen (700 MHz) fällt es leichter, große Flächen zu versorgen. Allerdings steht dort nur ein geringes Spektrum zur Verfügung, so dass dort keine 5G-Spitzenwerte möglich sind.

Was bedeutet die 5G-Auktion für Privatpersonen?

Wenig. Die ersten 5G-Mobilfunkverträge könnten zwar noch dieses Jahr auf den Markt kommen. Dafür braucht man aber neue Smartphones, die noch in den Handel kommen müssen - die derzeit üblichen Geräte taugen nicht für 5G. Letztlich ist aber ohnehin fraglich, ob der ultraschnelle Übertragungsstandard überhaupt gebraucht wird von Privatpersonen - die allermeisten mobilen Anwendungen funktionieren schon gut mit 4G/LTE. Für den privaten Endverbraucher ist es also wichtiger, dass erstmal LTE weiter ausgebaut wird. In Zukunft kann sich das aber ändern, wenn weiterentwickelte mobile Anwendungen deutlich höhere Datenströme brauchen als heute - und daher doch 5G nötig wird.

Wer profitiert von 5G?

Zunächst werden vor allem Unternehmen profitieren, die den neuen Standard zum Beispiel in ihrer Fertigungshalle oder in einem Fuhrpark für das Internet der Dinge nutzen. Für die Industrie 4.0 gilt 5G als unverzichtbar. Auch intelligente Verkehrsleitsysteme sind in Planung, bei denen sich etwa die Ampelschaltung am tatsächlichen Verkehrsaufkommen orientiert. Zudem wird der Einsatz von 5G für den Betrieb autonomer Fahrzeuge getestet.

Wie viel Geld fließt ins Staatssäckel?

Fachleute waren im Vorfeld der Auktion nur von Einnahmen von drei bis fünf Milliarden Euro ausgegangen, nun sind es mit knapp 6,6 Milliarden Euro sogar deutlich mehr. Darüber freuen sich allerdings nicht alle. Denn die Milliarden fehlten dem Mobilfunkmarkt nun zum Netzausbau, monieren Kritiker.

Bisher ist vorgesehen, dass die Erlöse in ein Sondervermögen des Bundes namens "Digitale Infrastruktur" fließen. Mit 70 Prozent davon soll der Festnetz-Breitbandausbau gefördert werden, mit 30 Prozent sollen besseres Internet und neue Technik an Schulen bezahlt werden.

Die geradezu legendären Einnahmen aus der ersten großen Mobilfunkauktion im Jahr 2000, als rund 100 Milliarden D-Mark flossen, wurden bei Weitem nicht erreicht. Das ist auch gut so. Denn alle Seiten sind sich heute einig, dass die exorbitanten Staatseinnahmen damals ein Fehler waren - dadurch fehlte der Telekommunikationsbranche Geld für Investitionen und auch deshalb gab es mehr Funklöcher als gedacht. (hub/dpa)

WEB.DE und GMX sind Teil der United Internet AG, die sich an der Auktion zur Vergabe der Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G beteiligt hat.

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