- Das Navi im Auto, Siri im iPhone: Die Stimmen von Sprachassistenten sind meist weiblich.
- Was dahintersteckt und welche große Ausnahme es bei Autos es doch einmal gab.
Siri, Alexa und Co.: Wir alle kennen die Stimmen der Sprachassistenten von Amazon oder Apple. Was dabei auffällt: dass sie alle weiblich sind. Doch gibt es dafür einen besonderen Grund? Eine Spurensuche.
Im Jahr 2022 nutzten laut Statista 47 Prozent der Deutschen "die Möglichkeit, per Sprache Informationen abzufragen und Geräte zu steuern". In der "Postbank Digitalstudie 2020" waren es noch 45 Prozent, 2019 lediglich 32 Prozent gewesen.
Die Nutzung steigt also. Kein Wunder, schließlich können die digitalen Helfer den Alltag ein wenig erleichtern. Sie spielen beispielsweise auf Zuruf Musik ab oder sagen den Wetterbericht an. Sogar elektronische Geräte lassen sich zu Hause per Sprachbefehl steuern. Am häufigsten nutzen die Deutschen der Digitalstudie zufolge den Google Assistant (23 Prozent), gefolgt von Amazons Echo-Lautsprecher Alexa (18 Prozent) und Apples Siri (15 Prozent).
Die meisten der Assistenten sind dabei als weiblich konzipiert. Siri ist ein skandinavischer Frauenname, Alexa ist ebenfalls weiblich und auch Cortana (Microsoft) ist ein weiblicher Vorname. Zwar kann man bei Apples Sprachassistenten auch eine männliche Siri-Variante wählen, voreingestellt ist jedoch die weibliche Stimme. Gleiches gilt für Amazons Alexa. Hier war die Stimme des Sprachassistenten lange Zeit ausschließlich weiblich. Mit Ziggy hat der US-amerikanische Onlinehändler mittlerweile allerdings auch eine männliche Variante.
Frauenstimmen werden als herzlicher wahrgenommen
Doch woran liegt es, dass bei den Sprachassistenten eine Frauenstimme voreingestellt ist? In einem Gespräch mit dem Magazin "Business Insider" erklärte Daniel Rausch, Chef des Smart-Home-Bereichs bei Amazon: "Wir haben dazu geforscht und festgestellt, dass die Stimme einer Frau sympathischer wirkt und besser angenommen wird."
Diese Erkenntnis bestätigt auch ein Experiment der Indiana University aus dem Jahr 2008. In der Untersuchung fanden die Wissenschaftler heraus, dass sowohl Männer als auch Frauen eine weibliche Stimme gegenüber einer männlichen oder einer Computerstimme bevorzugen. Sie wurde als herzlicher wahrgenommen.
Andererseits kritisierte die UNESCO in einem Bericht, wie unterwürfig Siri & Co. auf sexistische Beleidigungen reagierten. Wenn ein Benutzer Siri beispielsweise sagte, "sie" sei eine Schlampe, erwiderte sie: "Ich würde erröten, wenn ich könnte." In dem Bericht heißt es weiter: Obwohl die KI-Software, die Siri antreibt, im April 2019 aktualisiert wurde, um auf die Beleidigung anders zu antworten ("Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll"), sei die Unterwürfigkeit des Assistenten unverändert geblieben.
Auch das Beispiel eines BMW-Navigationssystems aus den Neunzigerjahren zeigt das Problem. Dessen weibliche Stimme wurde von den damaligen Autofahrern konsequent abgelehnt. Der Grund: Sie wollten sich nicht von einer Frau sagen lassen, wohin sie ihr Fahrzeug zu lenken haben. Außerdem empfanden sie nach eigener Aussage die weibliche Stimme weder als angenehm noch als gut verständlich.
Verwendete Quellen:
- Statista: Nutzen Sie die Möglichkeit, per Sprache Informationen abzufragen und Geräte zu steuern?
- Postbank Digitalstudie 2020: Immer mehr Deutsche sprechen mit digitalen Sprachassistenten. Vor allem die Älteren freunden sich zunehmend mit Alexa, Siri & Co. an
- Businessinsider.de: Amazon erklärt, warum Alexa weiblich ist
- Computers in Human Behavior: Does social desirability bias favor humans? Explicit–implicit evaluations of synthesized speech support a new HCI model of impression management
- Unesco.org: I’d blush if I could
- Beobachter.ch: Unterwürfige Sprachassistentinnen: Alexa zementiert Geschlechterrollen von Kindesbeinen an
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