Laut Herstellern wie Amazon, Google oder Apple werden wir in Zukunft per Sprache unser Smart Home steuern. Der Forscher Stefan Ultes erklärt, wie gut diese Systeme wirklich sind.
Sie sind die neuen Helden des Home Entertainments: Sprachassistenten wie Amazon Echo oder Google Home sollen unsere Wohnungen erobern und unsere Wünsche buchstäblich von den Lippen ablesen.
Sie helfen uns nicht nur beim Abspielen von Musik, sondern schalten auch das Licht aus und reservieren einen Tisch im Lieblingsrestaurant.
Doch wie gut sind diese Systeme namens Alexa, Siri und Co. wirklich und wo sind die größten Probleme?
Das erklärt Stefan Ultes, Experte für Sprachsteuerung und Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Cambridge, im Interview mit unserer Redaktion.
Herr Ultes, wo ergeben Sprachsysteme Ihrer Meinung nach wirklich Sinn? Also wie sehen Nutzungsszenarien aus, in denen die Geräte nicht nur Spielzeug sind, sondern tatsächlich Helfer im Alltag?
Stefan Ultes: Ein großer Vorteil von Sprachsystemen ist, dass sie bedient werden können, ohne dass dafür Hände nötig sind.
Klassische Beispiele für Nutzungsszenarien sind also Situationen, in denen wir unsere Hände für andere Dinge verwenden, etwa beim Kochen oder Heimwerken.
Doch das "Killer-Feature" dieser Systeme ist schlichtweg, dass sie sich per Sprache bedienen lassen, was einer der natürlichsten und effektivsten Kommunikationswege ist, den wir als Mensch zur Verfügung haben.
Wie gut funktionieren die Systeme wirklich? Was ist bei Menschen mit ausgeprägtem Dialekt oder mit Sprachbehinderung?
Die Frage ist vielschichtig, da für ein funktionierendes System einerseits das Sprachsignal in Text umgewandelt und dann mindestens noch der Text semantisch analysiert werden muss, um das Gesagte verstehen zu können.
Heutige Systeme sind für die gängigen Sprachen sehr gut in der Lage, das Gesprochene in Text umzuwandeln. Das Verstehen ist deutlich komplizierter, da es eine Vielzahl an Möglichkeiten gibt, ein und dasselbe sprachlich auszudrücken.
Was sind die größten Probleme bei den Sprachassistenten?
Bisher sind die Sprachassistenten nur in der Lage, einfache Eingaben zu verstehen, die sich kaum auf den vorherigen Gesprächsverlauf beziehen.
Diese unterscheidet das System von den sogenannten Dialogsystemen, die diese Fähigkeit haben und eben ein Gespräch über mehrere Äußerungen hinweg führen können.
Wo sehen Sie Sicherheitsprobleme und wie könnte ein Missbrauch der Systeme aussehen?
Um mit Sprachassistenten kommunizieren zu können, muss auf dem Gerät ständig ein Mikrofon aktiv sein und hören, ob das entsprechende Schlüsselwort, wie bei Amazon beispielsweise "Alexa", genannt wird.
Trifft der Anbieter keine ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen ist es theoretisch möglich, diese Geräte zu hacken und als "Abhörstationen" zu verwenden.
Dies ist allerdings auch mit bisherigen Laptops und Handys der Fall; es wird lediglich eine weitere Plattform hinzukommen. Darüber hinaus verrät man den Unternehmen viel über sich, wenn man ihre Systeme verwendet.
Dies wird sicherlich dazu verwendet, um noch genauere Nutzerprofile anzulegen. Inwiefern dies problematisch ist muss sich jeder Nutzer selbst überlegen.
Inwiefern werden die Geräte die Konversation der Menschen untereinander verändern?
Das ist eine interessante Frage, die nicht so leicht zu beantworten ist. Letztendlich wird nur die Zeit zeigen, ob und inwiefern sich das menschliche Verhalten beeinflussen lässt.
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