Sie provozieren, beleidigen, verbreiten Unwahrheiten und stiften Unfrieden im Social Web: Sogenannte Internet-Trolle. Wir zeigen, was einen Troll ausmacht und wie User und Administratoren mit ihm umgehen können.

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Wahrscheinlich jeder ist schon mal einem Troll im Internet begegnet. In einem Forum, in der Kommentarspalte von Online-Magazinen, auf Blogs oder in sozialen Netzwerken. Nur wissen es die meisten nicht. Trolle wirken zunächst wie ganz normale User, die eine ziemlich kontroverse und provokante Meinung haben. Anstatt aber ernsthaft an der Diskussion teilzunehmen, stören sie gezielt und stiften Streit.

Der Oberlehrer und der Krakeeler

"Trolling nennt man das gezielte Zerstören von Kommunikation", erklärt der Blogger Matthias Lange, der Medienkompetenz-Workshops an Schulen gibt. Er unterscheidet zwei Arten: Da gibt es den Oberlehrer, der oft seitenlange, besserwisserische Abhandlungen zu einem Thema in der Kommentarfunktion verfasst.

Zudem gibt es den Krakeeler, der durch beleidigende, provozierende Äußerungen oder gezielte Verbreitung von Unwahrheiten auffällt. "Die Trolle fühlen sich dadurch wichtig und mächtig. Sie wollen Aufmerksamkeit und beachtet werden", erklärt Lange. Sie hetzen die Diskussionsteilnehmer gegeneinander auf und bringen den konstruktiven Austausch zum Erliegen. Und das so erfolgreich, dass mittlerweile Unternehmen bezahlte Trolle einsetzen, um unliebsame Diskussionen zu stoppen.

Do not feed the Troll – Den Troll nicht füttern

Das Bild vom Troll passt für die Internet-Querulanten gut: ein unheimlicher und fieser Zeitgenosse aus der Fabelwelt. Aber Vorsicht: "Trolling kommt eigentlich aus dem Englischen und bezeichnet das Fischen mit einem Schleppnetz", weiß der Social-Media-Experte. Die anderen Diskussionsteilnehmer gehen dem Störenfried also ins Netz. "Bei uns verbindet man mit dem Wort auch das Männlein aus der Mythologie."

Trotzdem hat sich im Umgang mit Trollen der Spruch "Do not feed the Troll" (Füttere nicht den Troll) durchgesetzt. "Man sollte einem Troll die Beachtung, die er ja will, einfach verweigern", rät Matthias Lange. Nutzer sollten nicht mit ihnen diskutieren. "Denn noch dazu haben die meisten Trolle sehr viel mehr Zeit als andere Internetnutzer, aus welchen Gründen auch immer. Vielfach trollen sie einfach aus Langeweile."

Den Querulanten lächerlich machen

Eine weitere Möglichkeit ist es, den Querulanten lächerlich zu machen und ihm so das Machtgefühl zu entreißen. "Aha, da ist wieder ein Troll aus seiner Höhle gekrochen", könnte man nach Ansicht des Bloggers beispielsweise in die Kommentarspalte schreiben. Gleichzeitig warnen User so andere Diskussionsteilnehmer, sich nicht auf die Provokation einzulassen. "Sobald der Troll merkt, dass er keine Aufmerksamkeit hat, wird er sich ziemlich schnell verziehen", weiß Lange.

Der Medienexperte sieht aber zuerst die Administratoren von Diskussionsseiten oder Internetforen in der Pflicht. "Man sollte Kommentare prüfen, bevor sie freigeschaltet werden", schlägt er vor. Daneben können Social-Media-Redakteure auch auf die geltenden Verhaltensregeln (die Netiquette) einer Seite hinweisen und häufig störende Nutzer blockieren.

Woran man Trolling erkennt

Einen Troll von einem normalen Diskussionsteilnehmer zu unterscheiden, kann trotz vieler Anzeichen schwierig sein. Es gibt Indizien, wie beispielsweise ein anonymisierter Benutzername oder eine ungültige E-Mail-Adresse des Users. "Durch die Anonymität ist es natürlich viel einfacher, mit Schmutz zu werfen", erklärt Lange.

Doch sollten sich Administratoren davor hüten, einfach Kommentare mit anderen oder kontroversen Meinungen zu löschen. "Das kann böse nach hinten losgehen", weiß der Blogger. "Wenn sich herumspricht, dass irgendwo auch konstruktive Kritik gelöscht wird, kann das schlimmstenfalls in einem Shitstorm enden."

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