Den guten alten Perso ereilt in diesen Tagen dasselbe Schicksal wie den grauen und rosafarbenen "Lappen": Nach dem Führerschein ist seit dem 1. November auch der Personalausweis auf Kreditkarten-Format geschrumpft. Doch was steckt in dem neuen Plastikkärtchen, was kann der Besitzer damit machen – und wann muss er bei der Benutzung vorsichtig sein?
Schon rein äußerlich unterscheidet sich der aktuelle Perso deutlich von seinem Vorgänger: Kleiner ist er, und nicht mehr aus dem eingeschweißten Papier, sondern eine Kunststoff-Karte wie die vielen anderen im Geldbeutel für Kredite, Konten oder Bonuspunkte auch. Aufgedruckt sind, wenngleich etwas anders angeordnet, auch die herkömmlichen Daten. Doch die wahre Neuerung verbirgt sich unsichtbar im Inneren: Ein sogenannter RFID-Chip speichert die Personaldaten – und auf Wunsch des Besitzers noch mehr.
Der Nutzer kann beispielsweise entscheiden, ob er seine Fingerabdrücke im Chip des Perso speichern will oder nicht. Das war zuvor schon beim elektronischen Reisepass möglich, dort jedoch verpflichtend. Durch dieses Nachrüsten bleibt der neue Perso innerhalb der EU weiterhin ein vollwertiger ePass-Ersatz. Einsehen dürfen diese Fingerabdrücke aber wie bisher nur staatliche Einrichtungen wie Polizei, Zoll oder Meldebehörden.
Interessant für Online-Shopper und WWW-Fans wird es mit der zweiten neuen Funktion des elektronischen Persos: der eID, kurz für elektronische Identität. Denn damit kann er sich bei Unternehmen, die diesen Dienst unterstützen, online ausweisen und so schnell und einfach Geschäfte abwickeln. Der Sicherheitsvorteil für den Kunden: Auch der Verkäufer oder Dienstleister muss sich im Gegenzug ausweisen und erhält auch wirklich nur die Daten, die er benötigt. Das Abfangen von Nutzerdaten mithilfe gefälschter Internet-Seiten, das sogenannte Phishing, soll dadurch unmöglich gemacht werden.
So bekommt der staatlich zertifizierte Online-Händler beispielsweise nur die Lieferadresse und den Namen, um das Paket zuzustellen, die Internet-Videothek nur das Alter des Kunden, um bestimmte Bereiche freizuschalten. Der Nutzer selbst benötigt dazu ein Lesegerät, das er an den Computer oder Laptop anschließt. Diese Geräte sind nicht größer als Taschenrechner und werden über USB-Kabel mit dem Rechner verbunden.
Klingt einfach und praktisch, wurde aber im Vorfeld als größte Schwachstelle im neuen ePerso-System kritisiert. Denn genauso wie Hacker über eingespeiste Schadsoftware Passwörter auf dem betroffenen Computer auskundschaften können, wäre es möglich, die per PC-Tastatur eingegebene (sechsstellige) PIN zu erspähen. Prinzipiell können die bösen Buben zwar nur in Verbindung mit dem ePerso wirklich etwas mit der PIN anfangen. Dennoch gilt: Nicht nur zum Schutz der eID, sondern auch anderer sensibler Daten sollten PC-Nutzer nur mit aktueller Firewall- oder Virenscanner-Software online gehen.
Doch so gesichert steht ihm die Welt der Online-Behördengänge und des sorglosen Internet-Shoppings offen. So können User beispielsweise auch sonst eher komplizierte Registrierungs- und Identifizierungsvorgänge bequem von zu Hause erledigen – nicht mehr wie beim langwierigen Postident-Verfahren mit Formular ausdrucken, ausfüllen, Filiale besuchen und Schlange stehen zum Ausweis vorzeigen. Auch die Anmeldung und Nutzung von De-Mail von 1&1, GMX oder WEB.DE unterstützt der neue Personalausweis mit seinen Funktionen.
Sich vor Trojanern, Würmern und sonstigem digitalen Ungeziefer zu schützen, ist dabei vor allem wichtig, wenn eines der günstigen Lesegeräte ohne eigene Tastatur genutzt wird, die derzeit Fachzeitschriften oder Unternehmen verteilen. Höhere Sicherheit und vor allem mehr Funktionen bekommt der Besitzer, wenn er ein teureres Modell mit integrierter Tastatur kauft. Das unterstützt dann außerdem die sogenannte qualifizierte elektronische Signatur, kurz QES. Diese Unterschrift erlaubt es dem Nutzer, über das Internet ebenso rechtskräftige Verträge abzuschließen, als würde er mit Tinte seinen Namen unter ein entsprechendes Papier setzen.
Kurz gesagt: Der neue Perso ist zwar teuer als der alte, beinhaltet aber auch drei unabhängige Funktionen: Ausweisfunktion, eID und QES. Und die eröffnen dem User je nach seinen Wünschen zahlreiche Möglichkeiten im Online-Verkehr. Nutzen muss er davon nur eine einzige, die Ausweisfunktion – und selbst dann kann er sich über mehr Platz im Geldbeutel freuen.
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