(am) - Smartphones sind kleine Alleskönner. Dank ihnen finden wir schnell die nächste Bushaltestelle oder können unsere E-Mails auch unterwegs abrufen. Bald kann das Smartphone noch mehr: Es soll künftig erkennen, ob wir glücklich oder traurig sind - und reagiert darauf.
Wissenschaftler der Universität Rochester in den USA haben ein Computerprogramm entwickelt, welches Emotionen von Menschen anhand deren Stimme erkennen kann. Die Technik soll, wenn sie ausgereift ist, in Smartphones eingesetzt werden. Dieses soll dann unter anderem die Farbe des Displays oder die Musik der jeweiligen Stimmungslage des Benutzers anpassen.
Das Team um Wendi Heinzelmann, Professorin für Elektro- und Computertechnik, stellt das Programm am 5. Dezember beim "IEEE Workshop on Spoken Language Technology" in Miami, Florida vor.
Bei der Entwicklung der Technik engagierten die Forscher Schauspieler, die sie beim Vorlesen aufnahmen. Der Computer analysierte dann deren Sprache. "Es spielt keine Rolle, was sie sagen. Wir sind daran interessiert, wie sie es sagen", erklärte Heinzelmann in einer Pressemeldung.
81 Prozent Treffsicherheit
Das Computerprogramm wertete daraufhin zwölf Eigenschaften der Stimme wie Tonhöhe, Lautstärke oder Harmonie aus und unterteilte diese in sechs verschiedene Emotionsausprägungen. Diese wurden in "traurig", "glücklich", "ängstlich", "empört", "neutral" und "unklassifiziert" gegliedert. Bei "unklassifizierten" Emotionen konnte der Computer die Stimmungslage nicht eindeutig in eine bestimmte Kategorie einordnen. Das Programm habe eine Treffsicherheit von 81 Prozent – frühere Versuche hätten höchstens 55 Prozent erreicht.
Na Yang, Doktorand am Lehrstuhl für Elektro- und Computertechnik der Universität Rochester, hat bereits eine App für Smartphones entwickelt, welches die Stimme des Benutzers aufnimmt und analysiert. Danach zeigt das Display je nach Stimmungslage ein glückliches oder ein trauriges Gesicht an. Nun wollen die Forscher die App weiterentwickeln, so dass diese dem Nutzer zur Emotion passende Musik oder Display-Farben vorschlägt. "Die Forschungsarbeiten befinden sich aber noch in einem frühen Stadium", sagte Heinzelmann. Ein genaues Erscheinungsdatum der App können die Wissenschaftler deswegen nicht nennen.
Zwei Hauptprobleme bleiben
Darüber hinaus haben die Forscher noch mit zwei Hauptproblemen zu kämpfen. Zum einen lassen sich Emotionen nicht so einfach in sechs Kategorien unterteilen. Zusammen mit den Psychologen Melissa Sturge-Apple und Patrick Davies von der Universität Rochester wollen Heinzelmann und ihr Team einen "zuverlässigen Weg finden, um Emotionen zu kategorisieren".
Zum anderen werde nur eine 81-prozentige Treffsicherheit bei den Emotionen erzielt, wenn das Programm den Benutzer und seine Stimme bereits kennt. Bei einer anderen Stimme liegt die Treffsicherheit bei nur 30 Prozent. Die Forscher wollen diesen Rückgang nun minimieren, indem sie das Programm auf Stimmen vom gleichen Geschlecht und von gleichen Altersgruppen trainieren.
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