Selbst wer vorab gewusst hat, dass am Donnerstag die Handys schrillen, schreckte um 11:00 Uhr womöglich zusammen: Am bundesweiten Warntag informierte der Bund die Bevölkerung über drohende Gefahren. Nun läuft eine Umfrage, ob das auch funktioniert hat.
Ein Probealarm hat am bundesweiten Warntag in Deutschland Handys und Sirenen schrillen lassen. Ausgelöst wurde die Warnung am Donnerstag um etwa 11:00 Uhr vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Bürgerinnen und Bürger erhielten über das Cell Broadcast System eine Warnung.
Verbreitet wurde der Probealarm auch über Radio- und Fernsehsender und auf Stadtinformationstafeln. Wer Warn-Apps wie Nina oder Katwarn auf seinem Smartphone installiert hat, erhielt auch auf diesem Weg einen Hinweis auf die Probewarnung.
Mit dem bundesweiten Warntag will die Behörde herausfinden, wie viele Menschen eine Warnung vor Gefahren im Ernstfall erreichen würde. Eine Online-Umfrage des BBK soll helfen herauszufinden, wie viele Menschen über welchen Warnkanal erreicht wurden. Um 11:45 Uhr sollte die Entwarnung folgen. Bei der Warnung über das Cell Broadcast System, über das eine Textnachricht an alle eingeschalteten modernen Handys mit aktueller Software verbreitet wird, ist keine Entwarnung vorgesehen.
Warum wurde jetzt schon wieder gewarnt?
Der Bund testet die Warnkanäle einmal pro Jahr, immer am zweiten Donnerstag im September. Im vergangenen Jahr war der bundesweite Warntag allerdings auf den 8. Dezember gelegt worden, weil man mit dem Cell-Broadcast-System noch nicht so weit war. Die Bevölkerungsschützer fanden es damals aber wichtig, dieses erstmals verfügbare Warnmittel bei dem Test auch dabei zu haben.
Warum habe ich beim letzten Warntag keine Sirene gehört?
Sirenen gibt es in Deutschland nicht überall, weil man vielerorts nach dem Ende des Kalten Krieges dachte, die brauche man nicht mehr. Auch weil viele Katastrophenschützer glaubten, Warnungen per Handynetz seien ausreichend. Inzwischen hat da ein Umdenken stattgefunden, weshalb wieder neue Sirenen aufgestellt und alte Sirenen repariert werden. Denn das Handynetz kann lokal ausfallen, etwa wenn Hochwasser Funkmasten zerstört. Die Teilnahme am bundesweiten Warntag ist für Länder und Kommunen freiwillig. Sie können also selbst entscheiden, ob sie auf den Knopf drücken, um die Sirenen auszulösen, wenn die Warnung vom BBK in ihrer Leitstelle ankommt.
Welche Sirenen-Töne gibt es?
Der auf- und abschwellende Heulton bedeutet immer: Vorsicht, Gefahr! Die Entwarnung wird durch einen einminütigen Dauerton angezeigt. Wer im Katastrophen- oder Angriffsfall den Heulton hört, sollte sein Radio oder den Fernseher einschalten, beziehungsweise auf anderen Wegen nach zusätzlichen Informationen suchen. Moderne Sirenen, über die auch Sprachsignale verschickt werden können, sind noch sehr selten. Die Kommunen als Betreiber der Sirenennetze verwenden teilweise für andere Ereignisse zusätzlich eigene Signale, etwa um bei einem Brand die Angehörigen der örtlichen Feuerwehr zusammenzutrommeln. Laut Bevölkerungsschutz-Amt verabschieden sich allerdings immer mehr Kommunen davon, die Sirenen für die Alarmierung der Feuerwehr zu nutzen. BBK-Präsident Ralph Tiesler findet das gut. Er sagt: "Damit ist für die Bevölkerung dann klar, dass es um eine Warnung geht, wenn sie den Sirenenton hören."
Wovor wird eigentlich im Ernstfall gewarnt?
Vor einem plötzlich eintretenden Ereignis. Solche Ereignisse können Unwetter, Feuer, Flut oder ein militärischer Angriff sein.
Bei welchen Handys funktioniert die Warnung per Cell Broadcast?
Cell Broadcast funktioniert bei modernen Handys, die angeschaltet sind, sofern sie weder im Funkloch noch im Flugmodus sind. Außerdem sollten die Handynutzer notwendige Updates gemacht haben. Wenn Nutzerinnen und Nutzer die Standortermittlung an ihrem Handy ausgestellt haben, ist das dagegen kein Problem. Die Warnung sollte sie in diesem Fall trotzdem erreicht haben.
Im vergangenen Jahr ergab die Umfrage zum Warntag eine Abdeckungsrate bei Cell Broadcast von 53 Prozent. "Man kann zwar vermuten, dass inzwischen mehr Menschen ein Handy haben, das per Cell Broadcast angesteuert werden kann", sagt Tiesler. Gleichzeitig schränkt er ein: Da niemand wissen könne, wie viele Nutzer zum Zeitpunkt der Warnung ihre Geräte ausgeschaltet hätten oder im Funkloch steckten, wolle er keine Prognose wagen, dass der Anteil diesmal höher sei.
Wie oft wird Cell Broadcast außerhalb des Warntags genutzt?
Nach dem Ende der Testphase wurde Cell Broadcast Ende Februar 2023 Teil des regulären Warnmittel-Mixes. Wie die "Rheinische Post" unter Berufung auf das BBK berichtet, wurden bis Mitte September 194 Warnungen oder Warnungsaktualisierungen über diesen Kanal
gesendet. Das waren fast ausschließlich Warnungen aus den Zuständigkeitsbereichen der Länder. In zwei weiteren Fällen handelte es sich um Warnungen des Deutschen Wetterdienstes zu lokalen Wetterereignissen.
Was hat das BBK nach dem letzten Warntag verbessert?
"Als Lektion aus dem letzten Warntag haben wir mitgenommen, dass wir dafür sorgen müssen, dass der Server nicht überlastet ist, wenn zur gleichen Zeit sehr viele Menschen den Link mit Informationen anklicken, den wir mit der Warnung in Cell Broadcast verschicken", sagt der BBK-Chef. (dpa)
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