Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Damit wächst auch die Zahl derer, die an einer Demenz erkranken. Die Krankheit kommt schleichend und ist im frühen Stadium nicht leicht zu diagnostizieren. Ein paar Anzeichen gibt es aber doch, auch ein Selbsttest kann bei der Erkennung helfen.

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Vergesslichkeit, Zerstreutheit, Probleme mit der Konzentration - damit haben wohl viele ältere Menschen zu kämpfen. Dahinter muss nicht immer gleich eine Demenz stecken, es können aber erste Anzeichen dafür sein.

Alzheimer-Demenz ist eine spezielle Form der Demenz, bei der nach und nach Nervenzellen im Gehirn absterben. Sie heißt so, weil sie durch die Krankheit Alzheimer verursacht wird. Alzheimer ist die häufigste Ursache, dass Menschen dement werden.

Was genau zum Absterben der Nervenzellen führt, ist nicht bekannt. In Studien wurden aber Risikofaktoren ausgemacht, die das begünstigen. Dazu gehören Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, ein erhöhter Cholesterinspiegel, Diabetes und Bewegungsmangel - aber auch Depressionen und Einsamkeit. Als Schutzfaktoren gelten eine ausgewogene Ernährung, viele soziale Kontakte und viel Bewegung.

Meistens tritt Alzheimer ab 65 aufwärts auf

"Es gibt auch eine erbliche Form von Alzheimer, bei der ein bestimmtes Gen mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit an die Nachfahren weitergegeben wird", erklärte Susanna Saxl von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft im Gespräch mit unserer Redaktion. Aber: Das betrifft nur ein Prozent der Fälle und Vererbung allein heißt nicht, dass die Krankheit auch ausbricht.

Die erbliche Alzheimer-Demenz tritt häufig schon im mittleren Lebensalter auf und nicht - wie sonst - eher ab einem Alter von 65 Jahren. Sollte es in einer Familie mehrere solcher Fälle geben, kann eine Genuntersuchung sinnvoll sein, um einen Ausbruch der Krankheit früh genug erkennen zu können. Ansonsten raten Experten von solchen Analysen eher ab - weil sie in den meisten Fällen nichts bringen, außer unnötig Angst zu schüren.

Auch wenn die Krankheit nicht erblich ist, kann es so etwas wie eine Veranlagung geben. "Hat jemand aus der Familie Alzheimer-Demenz steigt das Risiko für alle Verwandten ersten und zweiten Grades, auch daran zu erkranken. Für die Verwandten ersten Grades, also die Kinder, ist es dann viermal so hoch wie beim Rest der Bevölkerung. Für Verwandte zweiten Grades, also die Geschwister, ist es doppelt so hoch", sagt Susanna Saxl.

Gesunder Lebensstil schützt vor Alzheimer

Zu einem gesunden Lebensstil, der die Alzheimer-Krankheit fernhalten kann, gehört eine ausgewogene Ernährung. "Es hat sich gezeigt, dass mediterrane Kost hier sehr gut ist: viel Gemüse, Olivenöl, wenig rotes Fleisch", sagt Susanna Saxl. Darüber hinaus ist Sport wichtig. "Täglich 30 Minuten Bewegung oder dreimal pro Woche intensiver Sport wären optimal."

Grundsätzlich gilt zur Vermeidung von Risikofaktoren bei Alzheimer: Was für das Herz gut ist, ist auch für das Gehirn gut. Denn das Gehirn braucht Sauerstoff und Nährstoffe, das Herz liefert sie über den Blutkreislauf.

Das bedeutet, dass Menschen, die eine Gefäßerkrankung haben, besonders umsichtig sein sollten. "Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen sollten behandelt werden", so Saxl. Da auch Hirnverletzungen dazu beitragen können, dass das Gehirn im Alter übermäßig abbaut, empfiehlt sie, einen Fahrradhelm zu tragen, um bei Stürzen besser geschützt zu sein.

"Man kann das persönliche Risiko nicht sicher ermitteln, man kann es aber am eigenen Lebensstil und Vorerkrankungen einigermaßen ermessen", sagt die Alzheimer-Expertin.

Früherkennung ist wichtig

Trotz Vorsichtsmaßnahmen werden natürlich auch in Zukunft Menschen an Alzheimer- oder anderen Formen der Demenz erkranken. Experten haben kürzlich vorausgesagt, dass es in Deutschland im Jahr 2050 rund 2,7 Millionen sein werden. Das wären fast doppelt so viele wie jetzt.

Die Krankheit früh zu erkennen, hilft bei der Behandlung. Nicht nur, weil es Medikamente gibt, die den Verlauf hinauszögern können. "Sondern auch, weil eine Diagnose den Betroffenen und den Angehörigen dabei hilft, mit der Erkrankung umzugehen. Und ein guter Umgang wirkt sich sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus", sagt Susanna Saxl.

Alltagsdinge werden schwierig

Dabei sind die Symptome vor allem zu Beginn nicht eindeutig: Die Betroffenen vergessen wichtige Termine, das Kurzzeitgedächtnis wird schlechter. Nach und nach können sie einzelne Informationen nicht mehr in Zusammenhang bringen und Schlüsse daraus ziehen - zum Beispiel, dass man sich bei Winterwetter warm anziehen sollte.

Komplexe Dinge wie eine Steuererklärung werden für Menschen im Frühstadium einer Demenz unmöglich. "Sie brauchen fast immer Hilfe bei geschäftlichen und finanziellen Angelegenheiten oder Behördengängen", schreibt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Weitere Anzeichen: Sie ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück, gehen ihren Hobbys und Freizeitbeschäftigungen nicht mehr nach. Sie können Gesprächen nur noch schwer folgen, ihre Antworten beziehen sich häufig nicht auf das vorher Gesagte und sie verwenden Wörter, die nicht in den Kontext passen.

Zudem verlieren Betroffene zunehmend die räumliche und zeitliche Orientierung und wissen zum Beispiel plötzlich nicht mehr, wo ihr nächster Supermarkt ist. Auch Stimmungsschwankungen sind typisch: von traurig zu fröhlich, von passiv zu aggressiv und alles dazwischen.

Eine sichere Diagnose gibt es nicht

Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. hat diese frühen Anzeichen in einem Fragenkatalog als eine Art "Selbsttest" zusammengefasst. Der Verein betont, dass dieser Katalog keine Diagnose stellen kann, sondern lediglich die bekannten ersten Anzeichen einer Alzheimer-Demenz abfrage.

Susanna Saxl rät eher zum Gespräch mit dem Hausarzt: "Gemeinsam mit ihm können dann andere Ursachen für Vergesslichkeit, Konzentrationsschwächen oder Stimmungsschwankungen ausgeschlossen werden. Starker Vitamin-B12-Mangel, eine Schilddrüsenfehlfunktion oder zu wenig Flüssigkeitsaufnahme können mitunter ähnliche Symptome haben."

Letztendlich erfolgt eine Diagnose von Alzheimer-Demenz ohnehin nach dem Ausschlussprinzip, denn es gibt bislang kein Verfahren, das sie mit hundertprozentiger Sicherheit feststellt.

Verwendete Quellen:

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