Ohne Zigaretten leben? Für die meisten Raucher ist das unvorstellbar – so auch für mich. Erschreckend, welchen Stellenwert die Glimmstängel in meinem Leben einnehmen. Und das, obwohl sie ein Vermögen kosten und ein immenses Gesundheitsrisiko bedeuten. Gründe für den Rauchstopp gibt es mehr als genug. Bis jetzt bin ich mit meinen Versuchen jedoch immer gescheitert. Kann ein Seminar helfen, endlich Nichtraucher zu werden? Ich habe es ausprobiert.
Mein ganzes Erwachsenenleben lang haben mich Zigaretten begleitet: Mit 14 fing ich mit der Qualmerei an und rauchte schon bald eine Schachtel am Tag, an Partyabenden mitunter das Doppelte. Mit 20 las ich das Buch "Endlich Nichtraucher" von Allen Carr. Und tatsächlich: Mit der sogenannten "Easyway"-Methode fiel mir das Aufhören nicht besonders schwer. Leider haperte es beim Durchhalten: Schon nach einer Woche gewöhnte ich mir an, zwar nicht mehr täglich, dafür abends beim Ausgehen zu rauchen. Von der starken Raucherin bin ich zur Gelegenheitsraucherin geworden. Dabei wünsche ich mir nichts mehr, als endgültig von den Zigaretten loszukommen.
Schluss mit Rauchen – aber wie?
Weil ich es allein nicht schaffe, melde ich mich für das sogenannte "Easyway"-Seminar an. Dieses beruht auf der Methode von Allen Carr, an deren Wirksamkeit ich nach wie vor glaube.
Ich hoffe sehr, mit Hilfe des Seminars den Weg zum Nichtraucher jetzt zu Ende gehen zu können. Die Chancen stehen statistisch gesehen gut: Laut einer Studie der Universität Wien sind 53 Prozent der Seminarteilnehmer nach einem Jahr noch rauchfrei. Erich Kellermann, Chefcoach und Geschäftsführer des Seminaranbieters Easywell GmbH, erklärt mir, dass das Seminar eine so hohe Erfolgsquote aufweist, weil die Trainer auf jeden einzelnen Teilnehmer persönlich eingehen können.
Ich bin gespannt - immerhin muss ich für die sechs Stunden Seminar 259 Euro berappen. Kleiner Tipp: Die meisten gesetzlichen Krankenkassen übernehmen einen gewissen Anteil.
"Mit dem Rauchen aufzuhören ist leicht." - Äh, wie bitte?
Der Name "Easyway" verrät die Philosophie hinter der Methode: Mit dem Rauchen aufzuhören ist leicht.
Erich Kellermann ist, wie jeder "Easyway"-Trainer, selbst durch die Methode zum Nichtraucher geworden. Er weiß, was Raucher bei der Stange hält: "Wenn ein Raucher über das Rauchen nachdenkt, kriegt er Angst. Und wenn er Angst hat, braucht er eine Zigarette. Wenn er ans Aufhören denkt, bekommt er ebenfalls Angst, denn wie soll es weitergehen ohne seine kleine Stütze? Er braucht wieder Zigaretten. (…) Was der Raucher nicht erkennt, ist, dass diese Ängste allein durch die Zigarette verursacht werden. Nichtraucher haben beide Ängste nicht." Die "Easyway"-Methode mache mit den Ängsten Schluss – und den Rauchstopp daher einfach.
Meine letzten Stunden als Raucher
Es geht los. Ich sitze im Kursraum mit etwa 15 Leidensgenossen, es herrscht angespannte Stimmung. Der ein oder andere versucht, sie mit Galgenhumor zu lockern. Auch ich lache mit, aber eigentlich bin ich nervös. In der Mitte des Raumes türmt sich ein Berg aus Zigarettenschachteln früherer Teilnehmer. Er ist Symbol für das, was uns erwartet: Der endgültige Abschied von der Zigarette.
Die Atmosphäre wird gelöster, als wir erfahren, dass die letzte Zigarette erst am Ende des Seminars fällig wird. Bis dahin dürfen wir noch alle ein bis zwei Stunden unserer Sucht frönen. In ihrem Vortrag räumt Seminarleiterin Gabriele Rupprecht mit Mythen rund ums Rauchen auf. Dazu gehört zum Beispiel der Irrglaube, dass wir rauchen, weil uns Zigaretten schmecken und wir sie genießen. Auch die Angst, nach dem Rauchstopp ein Leben lang auf etwas Kostbares verzichten zu müssen, entpuppt sich im Seminar als Illusion. Gabriele Rupprecht macht uns in den sechs Stunden klar, was wirklich hinter der "Raucherfalle" steckt und gibt mir damit den Schlüssel an die Hand, mich von der Nikotinsucht zu befreien.
Endlich Nichtraucher - trotz Rückfall
Als das Seminar dem Ende zugeht, ist die ängstliche Haltung bei den meisten Teilnehmern einer aufgeregten Vorfreude gewichen: Wir sind jetzt überzeugt, dass wir es schaffen werden. Die letzte Zigarette ist somit auch mehr Symbol denn letzte Suchtbefriedigung. Um dieses wichtige Zeichen dennoch zu setzen, suche ich mir ein ungestörtes Plätzchen im Freien. Dort bin ich allein mit der vermeintlichen "Stütze", die mich so lange begleitet hat. Aber in meinem Kopf ist kein Platz mehr für Melancholie. Ich kann es kaum erwarten, meine letzte Zigarette auszudrücken. Und dann landet auch meine Schachtel auf dem Haufen. Nach abschließenden Worten von Gabriele Rupprecht, die uns noch einmal richtig Mut machen, trete ich beschwingt meinen Heimweg an - als Nichtraucherin.
Nach drei Monaten werde ich trotz meiner gewonnenen Einsichten noch einmal schwach: Ich rauche eine Zigarette. Sie schmeckt widerlich, aber die alten Ängste treffen mich mit voller Wucht. Fängt jetzt alles wieder von vorne an?!
Nein. Denn zum Glück fühlt sich dieser Fehltritt so falsch an, dass für mich umso deutlicher wird: Nie wieder möchte ich Raucher sein! Das habe ich auch geschafft: Seit fast einem Jahr bin ich nun absolut rauchfrei und vermisse… nichts!
Lesen Sie auch den vorangegangenen Beitrag der "Ausprobiert"-Kolumne: Mit Açaí-Beeren in den Kilo-Kampf.
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