Nie wieder rasieren, wachsen oder epilieren: Davon träumt wohl jede Frau - und viele Männer. IPL-Geräte für zu Hause sollen es möglich machen und das ganz ohne teure Behandlungen beim Fachmann. Aber lohnt sich die Anschaffung? Ich habe es ausprobiert.

Silke Stadler, Redakteurin für Gesundheit
Eine Kolumne
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Normalerweise gehe ich zum Sugaring, um möglichst lange haarfrei zu bleiben. Das kostet Geld und Zeit – und tut verdammt weh.

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Die Behandlung mit IPL (das steht für Intense Pulse Light oder blitzartige Lichtimpulse) zu Hause klingt da verlockend: Zum einen spart man sich den Termin bei der Kosmetikerin. Zum anderen ist die Prozedur (richtig angewendet) absolut schmerzfrei.

Billig ist das Ganze allerdings nicht. Ich teste das Lumea Precision Plus von Philips kostenlos. Normalerweise ist das Gerät für knapp 800 Euro erhältlich und gehört damit zur Königsklasse der IPL-Heimgeräte.

Es gibt aber günstigere Alternativen. Ob die allerdings genauso wirksam sind, kann ich nicht beurteilen. Denn in dieser Hinsicht hat der Hersteller nicht zu viel versprochen: Schon nach der ersten Behandlung sind deutliche Effekte zu sehen.

Wie funktioniert die Haarentfernung mit IPL?

IPL steht für Intense Puls Light: kurze, intensive Lichtimpulse, die blitzartig austreten und den Haarbalg zerstören. Das Haar fällt mit der Zeit von selbst aus.

Das Prinzip ist ähnlich wie bei der Lasertechnik, nur dass IPL auf Licht mit unterschiedlichen Wellenlängen zurückgreift. Außerdem lässt sich im Unterschied zum Lasern mehr als ein einzelnes Haar gleichzeitig behandeln. Das spart eine Menge Zeit.

Also, ran an die Laser-, äh: IPL-Pistole. In unschuldigem Cremeweiß kommt sie daher, trotzdem habe ich gehörigen Respekt vor dem Ding. Die Bedienungsanleitung lese ich mir lieber ganz genau durch.

Vorheriges Rasieren ist Pflicht

Vor jeder Behandlung sollte man die zu enthaarenden Stellen gründlich rasieren. Verbleiben Haare auf der Hautoberfläche, werden sie durch die Lichtimpulse erhitzt und können verkokeln. Das stinkt nicht nur, sondern führt auch zu leichten Schmerzen. Viel schlimmer aber ist, dass das teure Gerät dauerhaft verschmutzen kann.

Lumea Precision Plus von Philips
Das Lumea Precision Plus: Effekte sind schon nach wenigen Behandlungen spürbar, doch wie lange sie halten, lässt sich nicht vorhersagen. © PR/Philips

Testgelände: Unterschenkel.

Es blitzt. Es wird warm. Aber die Benutzung ist einfacher als gedacht. Schritt für Schritt – oder eher Blitz für Blitz – führe ich das Gerät über Schienbein und Wade. Die einzige Kunst besteht darin, jede Stelle zu treffen, ohne sie doppelt zu behandeln. Letzteres könnte die Haut irritieren, was bei mir zum Glück nicht der Fall war.

Eine Behandlung reicht nicht

Schmerzen bleiben komplett aus. Ein wohltuender Unterschied zum Sugaring. Das Prozedere ist so easy, dass es überraschend schnell langweilig wird.

Das Ergebnis ist dafür umso erfreulicher, wie ich schon ein paar Tage nach der ersten Behandlung feststelle: Die Haare sind nicht flächendeckend nachgewachsen.

Eine einzige Anwendung reicht für eine vollständige Enthaarung aber nicht, denn es werden nur die Härchen entfernt, die sich gerade in der Wachstumsphase befinden. Mit dem Gerät lassen sich (außer den Augenbrauen) alle Körperpartien bearbeiten: Körper, Gesicht und Bikinizone. Dafür gibt es drei unterschiedliche Aufsätze.

IPL ist nicht für jeden geeignet

Alle zwei Wochen muss ich ran. Und nach dem Erfolg der ersten Behandlung weite ich das Kampfgebiet aus: Achseln, Bikinizone, Oberschenkel werden jetzt regelmäßig geblitzdingst. Wermutstropfen: Um alle diese Regionen gründlich behandeln zu können, muss ich das Gerät zweimal aufladen. Das zieht sich. Die reine Behandlungszeit (also ohne Aufladen) beläuft sich bei mir auf etwa eine Stunde.

Autorenporträt Silke Stadler
In ihrer Kolumne "Ausprobiert" testet unsere Gesundheitsredakteurin Silke Stadler am eigenen Leib, worüber sie schreibt. © 1&1 Mail & Media GmbH

Mittlerweile habe ich die Prozedur zum fünften Mal hinter mir. Komplett haarfrei bin ich allerdings immer noch nicht. Es ist halt schwer, jeden Zentimeter Haut zu erwischen.

Dass das Prinzip aber - zumindest mittelfristig - funktioniert, zeigen die haarfreien Stellen nach ein paar Tagen ohne Rasur. Aber müssten die nach fünf Anwendungen nicht immer größer werden? Ich habe den Verdacht, dass manche Härchen wiederkommen. Ich werde wohl abwarten müssen.

Eine dauerhafte Haarentfernung verspricht der Hersteller übrigens nicht explizit. Vielmehr heißt es, die Methode "sorgt langfristig dafür, dass weniger Haare nachwachsen". Nachbehandlungen können nötig werden.

Auch kommt nicht jeder für die Haarentfernung mit IPL infrage. Personen mit hellen Haaren oder dunkler Haut haben das Nachsehen: Die Methode funktioniert nur bei dunklen Haaren auf heller Haut. Die Wirkung wird nämlich über das Melaninpigment vermittelt, das für die dunkle Färbung von Haut und Haaren verantwortlich ist.

Lohnt sich die Anschaffung?

IPL für zu Hause überzeugt nicht jeden: Die Krankenkasse AOK empfiehlt aufgrund des Risikos von dauerhaften Schäden, die Methode ausschließlich von erfahrenen Fachkräften durchführen zu lassen.

Die Behandlung beim Fachmann kann sich auch finanziell lohnen - sofern man nur kleine Körperregionen enthaaren lassen möchte. Eine einzige Ganzkörper-Behandlung kommt dagegen fast genauso teuer wie das hier getestete Gerät für zu Hause.

Lesen Sie auch den vorangegangenen Beitrag der "Ausprobiert"-Kolumne: Schluss mit Überzupfen: Wie kann man Augenbrauen wachsen lassen?

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