Berlin - Die Erkrankung Depression ist laut dem Vorsitzenden der Stiftung Deutsche Depressionshilfe besser behandelbar als oft geglaubt wird. Die Mehrheit der Betroffenen beurteile Psychotherapie und Medikamente als sehr oder eher hilfreiche Möglichkeiten, sagte Ulrich Hegerl bei der Vorstellung des neuen Deutschland-Barometers Depression mit Befragungsergebnissen zu Einstellungen und zur Behandlungssituation.
Meinungen über Antidepressiva seien in der Allgemeinbevölkerung schlechter als unter den Betroffenen, sagte Hegerl mit Blick auf die Resultate.
Mehr Facharztsitze in Deutschland notwendig
Der Experte forderte mehr Facharztsitze in Deutschland, um die nach seinen Worten teils inakzeptabel langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz zu verkürzen. Betroffene berichteten laut der Erhebung, dass einige Geduld bis zum Behandlungsbeginn nötig gewesen sei:
So betrug die Wartezeit auf ein Erstgespräch beim Psychotherapeuten im Schnitt zehn Wochen. Betroffene könnten sich zunächst aber auch an ihren Hausarzt wenden, zudem gehe es bei Fachärzten oft schneller, sagte Hegerl. Darüber hinaus könne man sich in Akutsituationen an Ambulanzen wenden.
Für die Untersuchung, die von der Deutsche Bahn Stiftung gefördert wird, wurden bundesweit 5050 Erwachsene unter 70 Jahren befragt. Davon gaben rund 1190 Menschen an, schon einmal eine Depressionsdiagnose erhalten zu haben.
Zu den Hauptsymptomen einer Depression zählen Fachleute depressive Stimmung und/oder Verlust von Interesse und Freude über mehr als zwei Wochen - plus Nebenkriterien wie zum Beispiel Schlafstörungen, Erschöpfung und Suizidgedanken. Mittlerweile suchten sich mehr Menschen Hilfe als früher, die Erkrankung werde auch besser erkannt, sagte Hegerl. Die Anzahl der Suizide in Deutschland habe sich seit Beginn der 1980er Jahre deutlich verringert.
Eine einzige Ursache für das Entstehen der Erkrankung gibt es laut Depressionshilfe in der Regel nicht. Die Veranlagung spielt Hegerl zufolge zwar eine große Rolle, die Gene alleine erklärten es aber nicht. Auch Faktoren wie frühe Traumaerfahrungen beeinflussten das Risiko. Die Vorgänge im Gehirn seien noch nicht komplett verstanden. © dpa
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