Die Sonne strahlt und alle scheinen die Zeit am Badesee oder draußen im Café zu genießen – nur man selbst mag das Sofa nicht verlassen und fühlt sich niedergeschlagen. Wer unter einer Depression leidet, nimmt die Symptome im Sommer oft besonders deutlich wahr.

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Im Sommer fühlen sich viele Menschen energiegeladen: Sie sind unternehmungslustig, wollen Zeit draußen verbringen und die langen Tage samt Hitze so richtig genießen. Wer allerdings unter einer Depression leidet, spürt davon nicht viel – im Gegenteil: Man fühlt sich ständig erschöpft, schläft nicht gut, möchte sich eigentlich nur zurückziehen und hat das Gefühl, dass alles zu viel ist.

Im Sommer scheinen solche Symptome besonders deutlich hervorzutreten: Im Winter fällt es oft schlicht nicht so auf, wenn man sich am liebsten tagelang in Jogginghose auf sein Sofa zurückzieht oder sich dauerhaft müde fühlt. "Eine eigenständige Diagnose Sommerdepression gibt es aber nicht", sagt Professor Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Depressionen treten zu jeder Jahreszeit häufig auf

Es gibt zwar durchaus sogenannte saisonal abhängige Depressionen. "Diese beziehen sich aber meist auf die Wintermonate und werden deshalb auch Winterdepression genannt", sagt der Experte. "Die Besonderheiten dabei sind, dass sie nicht wie eine typische Depression mit vermindertem, sondern mit vermehrtem Schlaf einhergehen und nicht mit vermindertem, sondern mit gesteigertem Appetit."

Depressionen sind insgesamt gesehen zu allen Jahreszeiten häufig, auch im Sommer. Im Lauf seines Lebens erkrankt statistisch gesehen jeder fünfte Deutsche mindestens einmal an einer Depression. Frauen sind dabei etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Depressionen haben einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit

"Um von einer echten Depression zu sprechen, müssen mehrere Krankheitsanzeichen über mindestens zwei Wochen vorliegen", sagt der Experte. Zu den Symptomen zählen eine gedrückte Stimmung, Interessen- und Freudlosigkeit, dauerhafte Erschöpfung, hartnäckige Schlaf- und Appetitstörungen und das Gefühl der Ausweglosigkeit. "Hinzu kommen meist permanente Ängste", sagt Hegerl.

Wann aber ist es an der Zeit, sich Hilfe zu holen? Manche Menschen verwechseln eine Depression damit, sich zwischendurch einmal niedergeschlagen oder erschöpft zu fühlen. "Eine Depression im medizinischen Sinn muss man deutlich von depressiven Verstimmungen unterscheiden, die jeder kennt und die zum Leben dazugehören", sagt Hegerl. Jeder ist einmal gestresst, traurig oder erschöpft bei Überlastung. Das hat aber mit einer depressiven Erkrankung viel weniger zu tun, als viele Menschen meinen.

Am besten wirkt oft eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten

"Menschen mit einer Depression sind anhaltend erschöpft, verlieren Gewicht, haben finstere Gedanken und fühlen sich innerlich wie versteinert", sagt der Experte. Hinzu kommt eine Daueranspannung, bei der man sich permanent wie vor einer Prüfung fühlt. Wer solche Veränderungen bei sich feststellt, der sollte zu seinem Hausarzt oder einem Psychiater gehen. Dieser stellt dann die Diagnose.

Depressionen sind mit entsprechenden Medikamenten und Psychotherapie gut zu behandeln, dabei kursieren jedoch viele Fehlinformationen. "Viele glauben, dass Antidepressiva süchtig machen", sagt der Experte. "Das tun sie aber nicht. Sie können nicht nur die depressive Phase zum Abklingen bringen, sondern auch das Risiko von Rückfällen deutlich reduzieren." Bei einer Psychotherapie liegen die besten Wirksamkeitsbelege für die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie vor. "Oft ist es sinnvoll, Medikamente und Psychotherapie zu kombinieren."

Information und Hilfe für Betroffene und Angehörige:

  • Wissen, Selbsttest und Adressen rund um das Thema Depression bei der Deutschen Depressionshilfe unter www.deutsche-depressionshilfe.de
  • deutschlandweites Info-Telefon Depression 0800 33 44 5 33 (kostenfrei)
  • Hilfe und Beratung bei den sozialpsychiatrischen Diensten der Gesundheitsämter
  • Beratung und Austausch für Angehörige beim Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen unter www.bapk.de

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Professor Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender Stiftung Deutsche Depressionshilfe
  • gesundheitsinformation.de: Behandlungsmöglichkeiten bei einer Depression
  • Robert Koch Institut: Depressive Erkrankungen
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