Eine Doppelniere ist eine relativ häufige Fehlentwicklung des Ausscheidungsorgans. Rund drei Prozent der Gesellschaft sind davon betroffen. In der Regel haben Betroffene aber keine Beschwerden. Liegen jedoch weitere Fehlbildungen vor, kann eine Behandlung notwendig sein.
Doppelnieren sind eine relativ häufig auftretende anatomische Variante des Ausscheidungsorgans. Dabei hat eine Niere nicht nur ein Nierenbecken und einen Harnleiter, sondern oftmals jeweils zwei. Viele Doppelnieren bleiben jedoch unerkannt, da sie in der Regel keine Beschwerden verursachen.
Die Fehlbildung entsteht durch eine Variante bei der embryonalen Entwicklung der Niere. Dabei wird das Nierengewebe doppelt angelegt. "Diese geteilte Niere sieht im Ultraschall aus wie eine Doppelniere", erklärt Julia Weinmann-Menke, Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie. Der Harn kann je nach Variante hierdurch über zwei separate Harnleiter von der Doppelniere zur Harnblase transportiert werden. "Es kann auch eine vorherige Vereinigung der Harnleiter vor der Harnblase auftreten."
Nierenfehlbildungen im Ultraschall sichtbar
Eine Doppelniere ist eine relativ häufige Fehlentwicklung. "Etwa drei Prozent der Bevölkerung ist davon betroffen", so Julia Weinmann-Menke. Dies hat beim Großteil der Patientinnen und Patienten jedoch keinen Einfluss auf die Funktion des Organs. "Oftmals fällt erst bei einer Ultraschalluntersuchung auf, dass eine Doppelniere vorliegt."
Viele Fehlbildungen der Niere werden bereits im pränatalen Ultraschall festgestellt. Bei Neugeborenen wird ein Ultraschall der Nieren innerhalb der ersten Woche durchgeführt. Wenn eine eindeutige Doppelanlage einer Niere vorliegt, ist das in der Regel bei dieser Standarduntersuchung zu sehen. "In einigen Fällen wird die Fehlbildung nicht erkannt", betont Weinmann-Menke. "Das ist aber in der Regel kein Problem, denn wenn der Urin gut abfließen kann, treten keine Symptome auf."
In wenigen Fällen Operation notwendig
Eine Doppelnierenanlage ist gelegentlich mit weiteren Fehlbildungen vergesellschaftet. So ist in einigen Fällen ein Nierenteil nicht voll funktionsfähig. Übernimmt der andere Teil die Funktion der Niere, haben Betroffene zumeist keine Probleme. Kritisch wird es, wenn es zu einem Harnstau kommt und der Urin nicht abfließen kann.
Im Normalfall ist ein Rückfluss des Urins von der Blase in die Niere nicht möglich, da der Harnleiter einen besonderen Ventilmechanismus besitzt. Der auch als vesikouretaler Reflux bezeichnete Rückfluss kann jedoch im Zusammenhang mit einer Doppelniere auftreten und wird durch eine fehlerhafte Verbindung des Harnleiters mit der Harnblase verursacht. Das kann auch zu einer Aufdehnung des Nierenbeckens führen. Hier kann eine operative Korrektur notwendig werden, die in der Regel minimalinvasiv durchgeführt wird. Ein Beispiel ist der Einbau einer "Schiene", um den Ablauf des Harns zu ermöglichen.
Kontrolle bei häufigen Harnwegsinfekten
Ein Hinweis auf Nierenprobleme können häufige Harnwegsinfekte im Kindesalter sein. "Bei wiederholten Erkrankungen wird ein Ultraschall gemacht", erklärt Julia Weinmann-Menke. Dabei sind anatomische Ursachen wie Engstellen oder Aufweitungen des Harnleiters oder eine Aussackung des Nierenbeckens gut erkennbar. "Bei einem Harnstau steigen zudem die Nierenwerte an. Dies kann auch infolge einer Doppelniere auftreten, ist jedoch eher selten und zumeist eher im Kindesalter."
Diese Probleme sind der Expertin zufolge selten. Symptome wie häufige Harnwegsinfekte sollten jedoch genau abgeklärt werden. "Die Niere schmerzt nicht", betont die Fachärztin. "Erst wenn die Nierenwerte sehr stark ansteigen, fühlen sich Patientinnen und Patienten schlecht." Bei häufigen Harnwegsinfekten sei daher ein Ultraschall der Niere auch bei Kindern und Jugendlichen sinnvoll. Diese Untersuchung führen Kinder- und Hausärzte durch. Bei Auffälligkeiten erfolgt je nach Befund eine Überweisung zum Urologen oder Nephrologen.
Zur Person:
- Prof. Dr. Julia Weinmann-Menke ist Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie in Mainz und Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN).
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