Nicht nur für den FC Bayern, auch für die Fans ist es ein Schock: Thiago Alcántara hat sich das Innenband im rechten Knie gerissen – und das nun zum dritten Mal. Gerüchten zufolge könnte das an einer Cortisonbehandlung nach seinem ersten Innenbandriss liegen. Doch ist Cortison wirklich so schädlich?

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Wofür ist Cortison gut?

Cortison stellt der Körper selbst her. Es wird in der Nebennierenrinde gebildet und oft als Stresshormon bezeichnet, weil es bei Stress verstärkt ausgeschüttet wird, um schnell Energie zu mobilisieren. Dabei kann es allerdings auch zum Abbau von Muskel- und Knochenmasse kommen.

Medikamente werden nach Vorbild des körpereigenen Hormons Cortisol künstlich hergestellt und gehören zur Arzneimittelgruppe der Glucocorticoide. Schon 1948 wurde eine Patientin mit schwerem Rheuma durch Cortison erfolgreich von ihren Schmerzen befreit. Noch heute sind Cortison und seine Abkömmlinge mitunter die wirksamsten Entzündungshemmer, die die Medizin kennt.

Mediziner behandeln mit Cortison chronisch-entzündliche Krankheiten der Haut und des Darmes, Rheuma oder Asthma. Glucocorticoide haben zudem eine hemmende Wirkung auf das Immunsystem, weshalb sie auch bei Autoimmunkrankheiten und Allergien Verwendung finden.

Ist Cortison schädlich?

Cortison-Präparate haben nicht den besten Ruf, da ihre Nebenwirkungen gefürchtet sind. Und tatsächlich kann eine Überdosierung zu Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen im Gewebe, Vollmondgesicht, Muskelschwund, Osteoporose, Impotenz oder erhöhter Infektionsgefahr führen.

Prof. Dr. Ralf Stahlmann vom Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Charité Berlin kann Patienten aber zunächst beruhigen: "Eine akute Cortisontherapie - das können sogar hohe Dosen sein - wird im Allgemeinen gut vertragen."

Weit problematischer als eine kurzfristige Cortison-Medikation sei die langfristige Behandlung bei chronischen Krankheiten. "Wenn Patienten die Medikamente monatelang nehmen müssen, gibt es vielfältige Nebenwirkungen an praktisch allen Organsystemen, weil die Hormone auf den gesamten Organismus wirken."

Trotzdem setzen Ärzte die Medikamente aufgrund ihrer Erfolgsaussichten bevorzugt bei chronischen Krankheiten ein. Geheilt werden diese dadurch nicht, wohl aber werden Entzündungen beseitigt und Symptome gelindert. Bei einer Dauerbehandlung werden Glucocorticoide entsprechend niedrig dosiert oder ganz gezielt angewendet, um Nebenwirkungen zu reduzieren.

War Cortison an Thiagos erneuter Verletzung schuld?

Alternativen zu Cortison gebe es nicht, zumindest keine, die besser verträglich wären, sagt Stahlmann. "Die zweite große Arzneimittelgruppe, die man zu Entzündungshemmung nimmt, sind die Antirheumatika. Die wirken nicht so zuverlässig wie zum Beispiel das Cortison."

Ob die akute Cortison-Behandlung bei Thiago Folgeschäden verursacht habe, könne man nicht sicher sagen. "Es gibt Berichte über gewisse Veränderungen am Bindegewebe, wenn man es direkt ins Gelenk spritzt. Ausführliche Daten dazu gibt es aber nicht." Wahrscheinlich jedoch ist, dass Thiagos Verletzung noch nicht vollständig ausgeheilt war, als das Innenband in dieser Woche erneut einriss. 2014 wird der Edeltechniker des FC Bayern jedenfalls nicht mehr auf dem Spielfeld zu sehen sein.

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