Blähungen, Bauchschmerzen, Müdigkeit: Oft ist es gar nicht so einfach, eine Ursache für solche Beschwerden zu finden. Viele Menschen haben Weizen als Auslöser im Verdacht. Einige von ihnen liegen damit richtig – selbst dann, wenn sich in ihrem Blut keine Hinweise auf Unverträglichkeiten finden.

Mehr zum Thema Gesundheit

Im Bauch rumpelt es, die Gelenke schmerzen und im gesamten Körper hat sich eine bleierne Müdigkeit eingenistet? Dazu kommen womöglich immer wieder einmal fiese Kopfschmerzen? Solche Beschwerden möchte man natürlich schnell loswerden. Das ist manchmal aber gar nicht so einfach.

Das liegt daran, dass es oft schwierig ist, der Ursache auf die Spur zu kommen. Für Bauchschmerzen, Blähungen und Erschöpfung kann es alle möglichen Gründe geben.

Die Spanne reicht dabei von Allergien und Unverträglichkeiten über chronische Darmerkrankungen oder einem Reizdarmsyndrom bis hin zu psychischen Auslösern.

Beschwerden medizinisch abklären lassen

Wer immer wieder solche Beschwerden bei sich beobachtet, der sollte auf jeden Fall zu einem Arzt gehen. Dieser kann mit einer Blutuntersuchung und eventuell auch einer Darmspiegelung eine Diagnose stellen. Das ist wichtig, damit schwere oder chronische Krankheiten ausgeschlossen oder möglichst früh erkannt werden.

Oft findet ein Arzt aber keine organische Ursache für solche Darmbeschwerden. Die Diagnose lautet dann in der Regel Reizdarmsyndrom. Bei einem solchen Reizdarm kommt es immer wieder zu Verstopfung, Durchfall, Blähungen und anderen Beschwerden, ohne dass sich dafür eine klare Ursache finden lässt.

Viele Menschen haben Weizen im Verdacht

Viele Menschen haben dann Getreide als Auslöser im Verdacht, wenn sie solche Beschwerden haben – im speziellen Weizen. Tatsächlich gibt es Krankheiten und Beschwerdebilder, die Weizen auslösen kann.

Das wohl bekannteste ist Zöliakie. Dabei reagiert der Körper auf das Gluten im Weizen mit einer chronischen Entzündung der Schleimhaut im Dünndarm. Auch eine Allergie gegen Weizen kommt vor.

Beide Erkrankungen lassen sich aber im Blut durch spezielle Antikörper feststellen. Zöliakie hinterlässt außerdem typische Spuren im Darm. Manche Menschen bilden allerdings keine dieser Antikörper aus – glauben aber dennoch, Gluten nicht zu vertragen.

Auch ohne Antikörper ist Reaktion auf Weizen möglich

Damit könnten sie richtig liegen: "Tatsächlich gibt es eine Glutensensitivität", sagt die Diplom-Ernährungswissenschaftlerin Antje Gahl. Sie ist Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn.

Das Krankheitsbild wurde 2012 von einer internationalen Expertengruppe definiert. "Es treten die gleichen Symptome wie bei einer Zöliakie auf", sagt Gahl. Die Betroffenen haben zum Beispiel immer wieder Blähungen oder Bauchweh. "Aber es lassen sich im Gegensatz zur Zöliakie keine Antikörper im Blut feststellen."

Schätzungen zufolge leiden laut Gahl rund zwei bis drei Prozent der Bevölkerung in Deutschland an einer solchen Sensitivität gegen Gluten. "Um festzustellen, ob man betroffen ist, hilft es nur, für einige Zeit komplett auf Gluten zu verzichten."

Finger weg von Gluten

Gahl rät, für mindestens zwei bis vier Wochen auf glutenhaltige Produkte vom Speiseplan zu streichen. Andere Experten empfehlen sogar einen 60-tägigen Verzicht.

Die meisten Menschen denken dabei sofort an Weizen. Aber auch viele andere Getreidesorten enthalten Gluten, darunter Roggen, Gerste, Dinkel, Grünkern und Bulgur. Auch sie sollte man während dieser Phase weglassen.

"Nach zwei bis vier Wochen sollte man bereits eine Besserung spüren", sagt Gahl. Bessern sich die Beschwerden aber nicht, dann kann man davon ausgehen, dass Gluten nicht die Ursache ist: "Dann kann man weiterforschen, ob es andere Ursachen gibt und man zum Beispiel eine Unverträglichkeit gegen Lactose oder Fructose haben könnte", sagt Gahl.

Oft verträgt man wieder etwas Gluten nach einem Verzicht

Fühlt man sich aber ohne Gluten tatsächlich besser, dann hilft es nur, solche Produkte für eine Weile komplett vom Speiseplan zu streichen. "Aktuell gehen wir davon aus, dass der Körper sich bei einer Sensitivität wieder an Gluten gewöhnen kann", sagt Gahl.

Das heißt: Nach einer Zeit des Verzichts kann man vorsichtig wieder kleine Mengen glutenhaltiger Produkte essen und ausprobieren, ob man sie wieder verträgt. "Das ist sehr individuell", sagt Gahl: "Jeder muss für sich selbst herausfinden, ob und wie viel Gluten er dann womöglich wieder essen kann, ohne dass es zu Beschwerden kommt."

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.