- Ein ernstes Thema greift am Dienstag der Film "Aus Haut und Knochen" auf Sat. 1 auf.
- Eine junge Teenagerin leidet an Magersucht. Ihre Eltern sind fassungslos, als sie es schließlich bemerken.
- Der Film ist nah an der Realität. Nicht nur, weil die Hauptdarstellerin selbst eine Betroffene ist.
Magersucht – auch als Anorexia nervosa bezeichnet – zählt zu den psychischen Krankheiten mit der höchsten Sterberate. Rund 15 Prozent der meist weiblichen Betroffenen sollen Schätzungen zufolge entweder an Unterernährung oder durch Selbstmord sterben.
Oft beginnen die für Magersucht typische gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers und die daraus resultierende Weigerung einer Gewichtszunahme im Teenageralter. Gründe dafür mögen im teils übersteigerten Schlankheitsideal unserer Zeit liegen – aber nicht zuletzt auch häufig in Familienverhältnissen, die junge Menschen regelrecht erdrücken.
Hauptdarstellerin Lisa-Marie Koroll ist Betroffene
Diesem ernsten Thema widmet am 1. Dezember um 20:15 Uhr Sat.1 sein Familiendrama "Aus Haut und Knochen". Kritiker loben vorab bereits die TV-Geschichte, die dank des Drehbuchs von Burkhardt Wunderlich, feinfühliger Regie von Christina Schiewe und diskret agierender Schauspieler "das Verständnis für die Krankheit fördert, ohne dass sie deprimierend schwer daherkommt", wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) urteilt.
Im Anschluss berichtet der Sender im Magazin "akte.Spezial – Wenn Essen Angst macht" über wahre Fälle.
Auch Lisa-Marie Koroll, Hauptdarstellerin in "Aus Haut und Knochen", ist eine Betroffene. Die 22-Jährige litt mit 16 unter Essstörungen, die sie 2017 im Buch "Lass Konfetti für dich regnen" öffentlich machte. "Mittlerweile habe ich so einen Abstand, dass es für mich keine Gefahr mehr ist", sagt der ehemalige Kinderstar aus "Familie Dr. Kleist" und "Bibi & Tina".
Im Film spielt sie – in entsprechenden Szenen mit Körperdouble - die 16-Jährige Lara, die nur 43 Kilo wiegt, sich dennoch widerwärtig und fett fühlt. Ihre Eltern täuscht sie unter anderem mit mehreren Schichten dicker Pullover und versteckten Essensresten hinter dem Schrank.
Mutter Susanne (Anja Kling) und Vater Peter (Oliver Mommsen) ignorieren erste Warnhinweise, die auf die Krankheit ihrer Tochter hinweisen. Erst, nachdem das Mädchen bei einem Sommerfest von einem Jungen in den Pool gestoßen und danach von seinen nassen Klamotten befreit wird, sieht man den abgemagerten Körper.
Während die Mutter entsetzt reagiert, weigert sich Vater Peter, die Realitäten anzuerkennen. Doch es beginnt eine Leidenszeit, in der die Eltern immer wieder feststellen, wie sehr sie von ihrer Tochter getäuscht werden.
Die fürsorgliche Mutter sucht die Ursachen bei sich selbst. Überschreitet aber immer wieder Grenzen, indem sie etwa in Laras Sachen herumschnüffelt. Peter ist später bereit, einen Platz in einer Therapiegruppe für das widerstrebende Mädchen zu suchen. Die bekämpft jede Hilfe mit allen Mitteln, denn die Magersucht ist längst ihre "beste Freundin" geworden.
So häufig sind Essstörungen
Es ist ein Thema, das viele Familien in Deutschland betrifft. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben drei bis fünf Prozent der Menschen in Deutschland eine Essstörung. Darunter fallen Magersucht, Bulimie und Binge-Eating. Etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen zeigten Symptome einer Essstörung. Männer seien deutlich seltener betroffen als Frauen, so die BZgA.
Experten raten Menschen, die bei einem Angehörigen etwa Symptome einer Essstörung feststellen, das Gespräch zu suchen. Das Thema sei bei Betroffenen aber häufig schambesetzt, erläuterte kürzlich in einem dpa-Interview Silke Naab, Chefärztin der Jugendabteilung der Schön Klinik Roseneck. Darum könne das Angebot, mit einer anderen Vertrauensperson oder einem Therapeuten zu sprechen, häufig weiterhelfen. Eltern sollten sich informieren, welche Medien ihre Kinder nutzen. Auch hier könne ein offenes Gespräch helfen.
Film nah am echten Leben: Ein täglicher Kampf
Am Ende des Spielfilms "Aus Haut und Knochen" steht die bittere Erkenntnis, dass die Eltern ihre Tochter selbst in die Krankheit gestoßen haben, bei der das Mädchen Souveränität und Selbstbewusstsein in der scheinbaren Beherrschung des eigenen Körpers anstrebte. Dazu erklärt Koroll im Sat.1-Interview: "Mir ist es wichtig zu zeigen, was für einen Kampf betroffene Mädchen tagtäglich mit sich selbst führen und dass der größte Gegner eigentlich sie selbst sind." (af/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.