Wissen Sie, was wirklich in Ihren Einkäufen steckt? Wie gesund und nahrhaft Ihre Lieblingsprodukte sind oder wie sie in Sachen Ökobilanz abschneiden? Wir haben für Sie recherchiert.
Beim Einkauf hat man die Qual der Wahl - denn der Kühlschrank will täglich gefüllt sein, um die hungrigen Mäuler zu stopfen. Abwechslung ist gefragt und natürlich will man etwas auf den Tisch bringen, das nicht nur schmeckt, sondern auch nahrhaft, gesund und umweltverträglich ist. Ein Anspruch, der sich nicht immer erfüllen lässt und für jedes einzelne Lebensmittel neu hinterfragt werden muss. Denn homogenisierte Magermilch ist tatsächlich ein anderes Produkt als Vollmilch vom Biohof. Und auch die Erdbeere vom "Selberpflücken-Feld" nebenan schmeckt anders als ihre Übersee-Verwandte und hat nicht zuletzt eine deutlich bessere Ökobilanz.
Warum man zu Milch aus dem Kühlfach greifen sollte, Leitungswasser eine gute Sache ist und wieso man Pangasius-Filet nicht uneingeschränkt empfehlen kann - wir sind diesen und anderen Fragen für fünf ausgewählte Lebensmittel nachgegangen.
Das Multitalent: Milch
Milch sollte in keinem Kühlschrank fehlen: Sie liefert hochwertiges Eiweiß, das (außer bei Laktose-Intoleranz) für den Körper besonders gut verwertbar ist. Milchproteine lassen sich schnell und leicht in körpereigene Eiweiße und Muskelmasse umwandeln. Auch als Kalzium-Quelle für gesunde Knochen ist das "weiße Gold" unverzichtbar. Kuhmilch liefert zudem die gesamte Palette an B-Vitaminen. Sie versorgt den Organismus mit Vitamin E und einer Fülle von wichtigen Spurenelementen. Milchfett hat auch einen Vorteil gegenüber anderen tierischen Fetten: Es ist leicht verdaulich und kann vom Körper prima verarbeitet werden.
Wer Kalorien sparen will, sollte fettarme Milch mit 1,5 Prozent Fettgehalt in den Kühlschrank packen. Allerdings gehen bei Magermilch auch Teile der fettlöslichen Vitamine wie A, D und E verloren. Beim Vorgang des Pasteurisierens werden die Vitamine ebenfalls reduziert, der Verlust liegt jedoch im Durchschnitt unter 20 Prozent. Im Gegenzug gelingt es damit, fast alle krankheitserregenden Mikroorganismen abzutöten oder zu inaktivieren. Bei den Nährwerten kann H-Milch sogar mit Frischmilch mithalten. Zudem wird das Eiweiß durch die Aufspaltung bei der Ultrahocherhitzung besser verdaulich.
Bei der Ökobilanz schneidet Bio-Milch in der Pfandflasche von einer regionalen Molkerei am besten ab. Ein dickes Minus in Sachen Umweltverträglichkeit erhält konventionelle Milch im Verbundkarton, die gerade bei ausländischen Herstellern oft lange Transportwege zurücklegen musste.
Joghurt: gesund, aber nicht immer umweltverträglich
Joghurt ist gesund, reich an Kalzium, Vitaminen und Mineralstoffen. Er kommt in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen probiotisch, fettarm oder mit dickem Bio-Siegel ins Supermarkt-Regal. Doch was braucht ein Joghurt wirklich, um dem Organismus etwas Gutes zu tun? Die vielgepriesenen probiotischen, Immunsystem-stärkenden Eigenschaften sind zumindest mit Vorsicht zu betrachten, denn die menschliche Darmflora mit ihren mehr als 400 verschiedenen Bakterienarten ist ein sehr stabiles System. Die zugeführten Mikroorganismen können hier meist nur ein kurzes Gastspiel geben und vorübergehend unterstützend wirken. Die meisten probiotischen Zusätze im Joghurt, also bestimmte Bakterienkulturen, werden jedoch unverarbeitet wieder ausgeschieden. Viele Ernährungswissenschaftler sind sich daher einig, dass sich probiotische Joghurts in ihrer gesundheitsfördernden Wirkung nicht wesentlich von anderen Sauermilchprodukten unterscheiden.
Was den Begriff "fettarm" angeht, ist ebenfalls Skepsis angebracht. Nicht selten "versteckt" sich nämlich in den fettarmen Varianten Zucker, um den Geschmacksträger Fett zu ersetzen. Hier lohnt ein Blick auf die Liste mit den Inhaltsstoffen. Aus Umweltsicht schneiden Joghurts mit exotischen Früchten oft besonders schlecht ab. Schließlich wachsen diese nicht vor der Haustür, sondern müssen aus fernen Ländern importiert werden. Auch Joghurts im Mini-Plastikbecher haben bei Umweltschützern keinen guten Ruf. Als umweltverträgliche Alternative gelten Joghurts mit einheimischen Früchten und der regionale Bio-Joghurt im Mehrweg-Pfandglas.
Früchte: regional schneidet besser ab
Erdbeeren sind regelrechte Vitamin-C-Bomben und übertreffen dabei sogar Orangen. Außerdem sind sie reich an Vitamin A und Vitamin B. Auch Magnesium, Kalzium, Kalium und Folsäure verstecken sich in den leckeren Früchten, denen sogar eine krebsschützende Wirkung nachgesagt wird. Trotz ihrer Süße haben 100 Gramm Erdbeeren zudem gerade mal 32 Kalorien.
Doch Erdbeere ist nicht gleich Erdbeere. Das weiß jeder, der schon einmal Bio-Früchte aus regionalem Anbau und konventionell erzeugte Früchte aus südlichen Ländern einem Geschmackstest unterzogen hat. Denn Früchte, die per Züchtung darauf optimiert wurden, unbeschadet lange Transportwege zu überstehen, haben meist deutlich an Geschmack eingebüßt.
Heimische Früchte bieten aber nicht nur Aromavorteile im Vergleich zu den oft wässrigen Exemplaren aus Spanien. Regionale Produkte mit kurzen Transportwegen, die relativ rasch verzehrt werden, brauchen keine chemische Haltbarmachung. Möchten Sie der Umwelt darüber hinaus etwas Gutes tun? Dann greifen Sie am besten zu regionalen Früchten zum Selberpflücken oder bauen Sie einfach, falls vorhanden, Ihre Erdbeeren im eigenen Garten an!
Fisch/ Pangasius - bitte nicht aus konventioneller Zucht
Fisch ist gesund. Er bietet zahlreiche mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die den Körper vor Erkrankungen schützen. Diese Tatsache hat unter anderem den Siegeszug des Pangasius gefördert. Er ist wegen seines sehr zarten, grätenfreien und milden Fleisches in der deutschen Küche besonders beliebt. Allerdings haben Berichte über die Bedingungen in vietnamesischen Zuchtbetrieben inzwischen vielen Konsumenten den Appetit verdorben.
Wer sich den Fisch dennoch in seinen Kühlschrank legen möchte, sollte eine nachhaltige Variante wählen, in der die belastende Zucht mit Antibiotika tabu ist. Das ist in Pangasius-Farmen der Fall, die nach dem GLOBALG.A.P-Standard für kontrollierte Landwirtschaft hinsichtlich Fischgesundheit, Futterlieferanten, Rückverfolgbarkeit, Umweltschutzaspekten und nicht zuletzt sozialen Belangen betrieben werden. Mit der eindeutigen GLOBALG.A.P-Kundennummer auf der Verpackung ist die Ware entlang der gesamten Lieferkette bis zum zertifizierten Betrieb rückverfolgbar. Durch Kontrollen neutraler Inspektoren wird die Qualität und Umsetzung des Standards kontinuierlich verbessert. Der Fisch aus nachhaltiger Zucht hat noch einen großen Vorteil: Er schmeckt einfach besser!
Wasser - die Qual der Wahl
Mit den Temperaturen steigt die Lust auf eine kühle Erfrischung. Das heißt für viele Konsumenten, jede Menge Tafelwasser im Kühlschrank zu bunkern, damit auch "richtiges" Wasser zur Verfügung steht, wenn der Durst zuschlägt. Doch so wohlklingend und vielversprechend der Name ist - Tafelwasser ist meist nichts anderes als ein künstlich hergestelltes Produkt: Normales Trinkwasser angereichert mit Kohlensäure, Mineralstoffen oder etwa Sole. Bevor es in die Flasche darf, wird das Trinkwasser nach allen Regeln der Kunst aufbereitet und mit Zusätzen wie etwa Schwefeldioxid gereinigt. So entsteht etwas, das eigentlich den Namen "Mineralwasser-Imitat" tragen müsste. Denn hier wird künstlich zugeführt, was die Natur dem echten Mineralwasser mitgibt. Im Gegensatz zu Tafelwasser kommt dieses nämlich tatsächlich unverändert aus unterirdischen Vorkommen, die vor Verunreinigungen geschützt sein müssen.
Allerdings ist Mineralwasser nicht zwangsläufig gesünder als normales Leitungswasser. Für Menschen, die sich normal ernähren, macht es keinen Unterschied, ob das Wasser aus dem Hahn oder aus der Flasche kommt. Die Gefahr schädlicher Keime ist in geöffneten Mineralwasserflaschen sogar höher. Ein kalziumreiches Mineralwasser kann allerdings dann Sinn machen, wenn man Milchprodukte nicht verträgt. Doch auch in diesem Fall lohnt beim Kauf ein Blick auf die Liste mit den Inhaltsstoffen. Nicht jedes Mineralwasser enthält automatisch viel Calcium. In kalkhaltigen Regionen kann der Kalzium-Gehalt des Trinkwassers sogar deutlich höher sein als der eines durchschnittlichen Mineralwassers.
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