Viele Paare wünschen sich ein Kind. Nicht immer klappt dies auf dem natürlichen Weg. Dann bleibt nur eine künstliche Befruchtung. Die kann allerdings ziemlich teuer werden.
Wenn eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg nicht klappt, kommt für viele Paare irgendwann der Zeitpunkt, an dem sie über eine künstliche Befruchtung nachdenken. "Das passiert nicht von heute auf morgen", sagt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte, im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Gedanke entwickle sich mit der Zeit.
Zunächst einmal hat ein Paar einen Kinderwunsch und lässt bis zu zwölf Monate lang die Verhütung weg. Wenn es nicht mit einer Schwangerschaft klappt, können Frauen auch eine Methode anwenden, um den Zeitpunkt ihres Eisprungs zu ermitteln.
"Viele sogenannte Fruchtbarkeits-Apps, Computer und andere Methoden können das nur unzureichend, wenn sie nicht eine Beurteilung des Gebärmutterhalsschleims beinhalten", sagt der Experte.
Dem Paar sollte außerdem bewusst sein, dass es vor dem Eisprung Sex haben muss – und nicht erst danach.
Zunächst wird nach den Ursachen geforscht
Kommt es dann innerhalb von sechs Monaten trotzdem nicht zu einer Schwangerschaft, sollten Frauen und Männer sich untersuchen lassen. Bei der Frau geschieht dies zunächst in einer Frauenarztpraxis, beim Mann erstellt ein Urologe ein Spermiogramm. Eine mögliche weitere Diagnose findet dann in einem Kinderwunschzentrum statt.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen an, in welche Richtung es weitergehen wird. "Es gibt die verschiedensten Ursachen für eine verminderte Fruchtbarkeit sowohl bei der Frau als auch beim Mann", sagt Albring.
Ebenso gibt es sehr verschiedene Möglichkeiten für eine künstliche Befruchtung. "Dabei werden die Frauenärztinnen und Ärzte in der Praxis und im Zentrum beratend begleiten."
Krankenkassen tragen unter bestimmten Bedingungen 50 Prozent der Kosten
Spätestens zu diesem Zeitpunkt stellt sich auch die Frage nach den Kosten. Je nach Methode fallen für eine künstliche Befruchtung 3.000 bis 4.500 Euro an – und nicht immer klappt sie direkt beim ersten Versuch, sodass weitere Kosten hinzukommen können.
"In der Regel gewähren die gesetzlichen Krankenkassen einen Zuschuss von 50 Prozent zu den entstehenden Kosten", sagt Albring.
Dies gilt allerdings nur für verheiratete Paare, wenn beide über 25 Jahre alt sind und die Frau jünger als 40 sowie der Mann jünger als 50 Jahre ist. Außerdem beteiligen sich die gesetzlichen Kassen in der Regel nur an den Kosten für drei Versuche.
Das gilt für die Methoden IVF (In-Vitro-Fertilisation) und bei einer ICSI-Behandlung (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion). Bei einer Samenübertragung ohne eine vorherige hormonelle Stimulation der Frau zahlen die Kassen außerdem acht Zyklen, bei einer vorherigen Stimulation drei Zyklen.
Auf Paare können erhebliche Kosten zukommen
Albring sagt: "Wenige Kassen übernehmen unter engen medizinischen Voraussetzungen inzwischen auch schon 100 Prozent der Kosten." Der Bund hat außerdem ein Förderprogramm aufgelegt, an dem einige Bundesländer teilnehmen.
Private Krankenkassen handhaben die Finanzierung ganz unterschiedlich, dazu sollte man sich am besten beim jeweiligen Anbieter informieren.
Samen- und Eizellenspenden sind grundsätzlich von einer Kostenübernahme der gesetzlichen Kassen ausgeschlossen. "Manche der gesetzlichen Kassen unterstützen auch Behandlungen im Ausland, sofern es sich um Maßnahmen handelt, die in Deutschland zulässig sind", sagt Albring.
Es lohnt sich in diesem Fall, vorher bei der Krankenkasse nachzufragen. "Da es sich um vierstellige, manchmal auch fünfstellige Summen für die Kinderwunschbehandlung handelt, bedeutet das für viele Paare eine erhebliche Belastung."
Vor Behandlungen im Ausland sollte man sich gut beraten lassen
Bereits seit 2004 übernehmen die gesetzlichen Kassen nur noch die Hälfte der Kosten für Maßnahmen einer künstlichen Befruchtung – und das auch nur für eine bestimmte Anzahl von Zyklen.
Das hat laut Albring dazu geführt, dass manche Paare ungewollt kinderlos bleiben, weil sie sich die Kosten für eine Behandlung einfach nicht leisten können. So gab es zum Beispiel bei der In-Vitro-Fertilisation im Jahr 2003 noch 28.058 Behandlungen, im Jahr 2004 aber nur noch 11.848.
"Die Zahlen steigen seitdem allmählich wieder an", sagt der Experte. "Sicherlich hilft hier die zunehmende finanzielle Unterstützung durch einige Bundesländer."
Manche Paare überlegen deshalb, eine Kinderwunschbehandlung im Ausland durchführen zu lassen, weil sie ihnen in Deutschland zu teuer ist. "In erster Linie will das Paar ja, dass es am Ende ein gesundes Kind hat und dass die Mutter gesund bleibt", sagt Albring.
Ein Kinderwunschzentrum muss hohen medizinischen Ansprüchen genügen und bestimmte Qualitätsansprüche erfüllen. "Das gibt es nicht zum Nulltarif – weder im Inland noch im Ausland."
Für Laien ist oft nicht zu erkennen, welche Zentren im Ausland qualitativ hochwertig sind und welche sie eher meiden sollten. Dabei kann aber ein Kinderwunschzentrum im Inland helfen.
Albring sagt: "Wenn für ein Paar die Behandlung im Inland zu kostspielig wird, dann empfehle ich, bei dem eigenen Kinderwunschzentrum ganz offen nachzufragen, welches ausländische Zentrum empfehlenswert ist."
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte und niedergelassener Frauenarzt in Hannover
- Familienplanung.de: Künstliche Befruchtung: Wer trägt die Kosten?
- informationsportal-kinderwunsch.de: Finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern
- Deutsches IVR Register: Jahrbuch 2006
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