Wie Hitze die Nieren schädigen kann, welche langfristigen Folgen drohen, warum Sportlerinnen und Sportler besonders gefährdet sind und wie Sie sich schützen.

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Die steigenden Temperaturen durch den Klimawandel betreffen uns auch und gerade als Sportlerinnen und Sportler. Seit 1950 hat sich die Anzahl heißer Tage, also der Tage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 Grad, verdreifacht. Gleichzeitig steigt weltweit die Zahl hitzebedingter Todesfälle, unter anderem durch Nierenversagen. Wir erklären, wie Hitze die Nieren schädigt und wie Sie sich am besten davor schützen können.

Ist Hitze schädlich für die Nieren?

Da die Nieren für die Regulierung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts im Körper verantwortlich sind, beeinflusst Hitze ihre Funktion erheblich. Nieren filtern das Blut und scheiden Abfallstoffe sowie überschüssiges Wasser aus, indem sie Urin produzieren. Extremhitze schränkt den Flüssigkeitshaushalt unseres Körpers ein, wodurch auch die Nieren nicht mehr voll funktionsfähig sind. Die Folge können irreversible Schäden des Organs sein.

Professor Dr. med. Julia Weinmann-Menke, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (Nephrologie = Nierenheilkunde), erklärt: "Das Trio aus Hitzestress, Dehydrierung und körperlicher Anstrengung ist für die Nieren besonders gefährlich, denn es kann wichtige Strukturen des Gewebes schädigen". Auswertungen zeigen außerdem, dass, verbunden mit den steigenden Temperaturen, die Zahl chronischer Nierenerkrankungen bei gesunden in der Landwirtschaft arbeitenden Personen in den letzten Jahren erheblich angestiegen ist. Besonders gefährdet sind Berufsgruppen, die bei körperlicher Arbeit über mehrere Stunden der Hitze ausgesetzt sind. Dies gilt auch für Sporttreibende, die beispielsweise lange Läufe in brütender Hitze absolvieren.

Die Gefahr liegt in immer wiederkehrenden Überlastungen, die kleine Schäden am Nierengewebe verursachen, welche sich unbemerkt über Jahre summieren können.

Wie viel sollten Sie trinken?

Welche Nierenschäden kann Hitze verursachen?

Sobald Sie einen hohen Flüssigkeitsverlust durch starkes Schwitzen nicht mehr ausgleichen können, kommt es zunächst zur Dehydrierung, sprich einer Unterversorgung des Körpers mit Wasser. Anfängliche Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit und Muskelkrämpfe. Dieser Wassermangel kann auch für akute Nierenschäden sorgen, welche Nierenentzündungen begünstigen und sogar zur Niereninsuffizienz, also einem Nierenversagen führen können. Wenn Sie ihren Körper häufiger solch einer Hitze aussetzen, ohne auf ausreichende Wasserzufuhr zu achten, kann dies durch die wiederkehrende Funktionslosigkeit des Organs, langfristig zu einer chronischen Hitzestress-Nephropathie (= Nierenerkrankung) führen.

Bei extremer Hitze steht der Körper unter Stress, was zudem zum Abbau von Muskelfasern führen kann. Die dabei entstehenden schädlichen Stoffwechselprodukte lagern sich in den Nieren ab. Außerdem kommt es durch die verminderte Durchblutung zum weiteren Absterben von Zellen. Diese Schädigungen können zu narbigen, irreversiblen Veränderungen führen, welche die Nierenfunktion dauerhaft beeinträchtigen.

Ein weiteres Problem ist der durch den Flüssigkeitsmangel stark konzentrierte Urin. Dies begünstigt die Bildung von Nierensteinen und erhöht das Risiko von Harnwegsinfektionen. Da Abfall- und Giftstoffe nicht richtig ausgeschieden werden, gelangen sie ins Blut und führen zu einer weiteren Verschlechterung des Gesundheitszustandes.

In schweren Fällen kann es schlussendlich zu akutem Nierenversagen kommen, was eine Dialysepflicht zur Folge hat. Hier wird das Blut künstlich gewaschen, um die lebenswichtigen Funktionen der Nieren zu übernehmen.

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Ab welchen Temperaturen geht Hitze auf die Nieren?

Eine genaue Gradzahl zu bestimmen, ab welcher Nierenschäden auftreten, ist schwierig. Die Belastung hängt immer auch von anderen Faktoren wie Luftverschmutzung und Sonneneinstrahlung ab. Das Bundesministerium für Gesundheit geht von einer starken Wärmebelastung ab einer gefühlten Temperatur von 32 °C aus. Eine extreme Wärmebelastung wiederum liegt bei Außentemperaturen ab 38 °C vor.

Tipps zum Laufen bei Hitze

Eine einfache Lösung gegen die Hitze ist das Trinken, oder nicht? Grundsätzlich ja, jedoch gibt es bei einem überdurchschnittlichen Flüssigkeitsverlust zum Beispiel durch Extremhitze oder körperliche Anstrengung ein Problem: Der Körper kann in der Stunde bis zu zwei Liter Wasser in Form von Schweiß verlieren. Diese Menge kann er jedoch trotz ausreichendem Trinken so schnell nicht wieder absorbieren. Das macht gerade körperliche Aktivität bei hohen Temperaturen besonders gefährlich. Wichtig ist, dass sie geachtet der begrenzten Aufnahmefähigkeit öfter kleinere Mengen anstatt einmalig einen Liter oder mehr trinken. Fügen Sie Ihrem Wasser außerdem ein wenig Elektrolyte bei. Diese erleichtern dem Körper die Wasseraufnahme.

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Wie schütze ich meine Nieren bei Hitze?

Unabhängig vom Trainingspensum an heißen Sommertagen sollten Sie Ihren Körper präventiv vor Flüssigkeitsmangel schützen. An durchschnittlichen Tagen gilt eine Trinkmenge von 1,5 bis 2 Litern, welche Sie bei steigenden Temperaturen nach oben hin anpassen sollten. Seien Sie an heißen Tagen besonders sensibel für die Symptome Ihres Körpers. Bei Schwindel, extremem Durst, Kopfschmerzen oder Herzrasen sollten Sie schnellstmöglich zum Wasserglas greifen, wobei Sie das Wasser mit Elektrolyten wie Salz ergänzen sollten.

Auf dem Plan steht eine Intervalleinheit, doch das Thermometer klettert auf über 32 °C? Dann verlegen Sie Ihr Training in die frühen Morgen- oder Abendstunden und ersparen Sie Ihrem Körper zusätzlichen Stress. Laufen Sie lieber in den nächsten Park oder Wald, anstatt sich durch den Straßenverkehr zu quälen. Feinstaub und Smog belasten nämlich nicht nur die Lunge, sondern auch Ihre Nieren. Gleiches gilt für nierenschädigende Medikamente wie Ibuprofen oder Naproxen. Greifen Sie gerade an heißen Sommertagen möglichst zu nierenschonenderen Varianten wie Paracetamol.

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Wer ist besonders gefährdet, Nierenschäden zu erleiden?

Zu den Risikogruppen gehören insbesondere Kinder, ältere Menschen oder jene mit Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herzschwäche oder schon bestehender Nierenschwäche. Wie bereits erwähnt sind auch Berufsgruppen gefährdet, welche sich zwangsweise viele Stunden bei schwerer körperlicher Arbeit im Freien aufhalten müssen. Dazu zählen beispielsweise Landwirte oder Menschen, die am Bau tätig sind.

Jedoch warnt Professor Dr. med. Julia Weinmann-Menke, dass auch junge Menschen aufpassen sollten. Besonders wenn sie draußen Sport treiben oder arbeiten. Auch Sie als Ausdauersportler oder Läuferin gehören damit zu einer Risikogruppe. Die zunächst kleinen Schäden an den Nieren können zu unerwünschten Spätfolgen im höheren Alter führen.

Geografisch herrscht europaweit das höchste Risiko in südlicheren Ländern. Von hier stammen auch die Zahlen des starken Anstiegs Hitzetoter und Dialysepatienten. Dennoch ist auch in Deutschland das Risiko nicht zu unterschätzen, gerade durch die jährlich steigenden Temperaturen im Sommer.

Jan Galle, Direktor der Klinik für Nephrologie und Dialyse am Klinikum Lüdenscheid, nennt noch einen weiteren interessanten Zusammenhang: Nicht nur der Klimawandel wirkt sich auf die Häufigkeit von Nierenerkrankungen aus, auch umgekehrt besteht ein Zusammenhang. Durch die steigende Zahl dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten werden hohe Mengen Wasser und Strom benötigt. 2 Millionen Patienten verbrauchen in etwa 156 Milliarden Liter Trinkwasser, was dem Jahresverbrauch einer Stadt wie Los Angeles entspricht. Zusätzlich werden 1,62 Milliarden Kilowattstunden Strom benötigt, so viel wie 450.000 deutsche Haushalte durchschnittlich pro Jahr verbrauchen. Weltweit gibt es 4,1 Millionen Dialysepatienten.

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Fazit: Die Hitze geht uns an die Nieren

Der Klimawandel und der damit verbundene Temperaturanstieg stellen eine ernste Gefahr für die Gesundheit unserer Nieren dar. Berechnungen zufolge steigt die Rate der Nierenerkrankungen pro Grad Temperaturanstieg um ein Prozent. Neben den Hauptrisikogruppen, bestehend aus älteren Menschen, Kindern und Menschen mit Vorerkrankungen sollten auch junge Menschen, insbesondere Sportlerinnen und Sportler, bei hohen Temperaturen aufpassen. Körperliche Anstrengung in der Hitze birgt das Risiko einer Dehydrierung durch extremes Schwitzen. Dadurch kann es zu irreversiblen Nierenschäden kommen. Zum Schutz sollten Sie ausreichend trinken und Trainingseinheiten auf kühlere Tageszeiten verlegen.  © Runner’s World

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