Was normalerweise Kinderherzen höher schlagen lässt, ist seit einiger Zeit auch im Nachtleben angesagt: Kakao als Partydroge. Doch was ist dran an dem Hype?

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Wenn es Meldungen von neuen Partydrogen aus den Metropolen dieser Welt gibt, klingt es immer nach sinnlosen Exzessen, Überdosis und schlimmen Folgen für die Gesundheit.

Doch bei dem Mittel, das in letzter Zeit immer mal wieder für Schlagzeilen sorgt, sucht man vergebens nach erhobenen Zeigefingern und warnenden Experten. Es handelt sich um Kakao, den sich manche Partygänger durch die Nase oder als dickflüssigen Drink zuführen.

Doch wie sieht eine Party aus, auf der sich die Gäste mit Kakao berauschen? In Städten wie New York, London oder Berlin findet einmal im Monat die Party-Reihe "Lucid" statt. Die Betreiber nennen die Veranstaltung ein "beseeltes, spielerisches und dynamisches Sonntags-Gathering".

Auf einer "Lucid"-Party sucht man vergeblich nach Alkohol. Die Gäste bleiben trocken, sie laben sich nur an der braunen Masse, die in der Regel Kinderherzen höher schlagen lasst.

Dabei handelt es sich nicht genau um das Pulver, das überall im Handel erhältlich ist, sondern um reinen Kakao. Dieser wird durch langsame Fermentierung gewonnen und weist somit deutlich mehr Inhaltsstoffe auf, als die Supermarkt-Version.

Placebo-Effekt oder echte Wirkung?

Wie reagiert der Körper auf reinen Kakao? Dafür muss man sich die chemische Zusammensetzung anschauen. Der Hauptwirkstoff ist Theobromin, der einen ähnlichen anregenden Effekt auf den Körper hat wie Koffein: Theobromin wirkt allerdings deutlich länger.

Ein weiterer Wirkstoff ist Anandamid. Das hat einen berauschenden Effekt, man fühlt sich leicht, beflügelt und glücklich – ähnlich wie beim THC in Marihuana. Das zudem enthaltende Phenylethylamin sorgt dafür, dass sich Konsumente wie frisch verliebt fühlen. Was nach einem bizarren Drogencocktail klingt, ist dennoch harmlos.

Von normaler Schokolade sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Die Uni Köln hat berechnet, dass ein Mensch 20 bis 30 Kilogramm Schokolade essen müsste, um eine berauschende Wirkung zu spüren.

Christoph Dössinger, Richter und Mitglied des Arbeitsstabs der Drogenbeauftragten der Bundesregierung beim Bundesministerium für Gesundheit, sagt gegenüber unserer Redaktion: "Eine nennenswerte psychoaktive Wirkung wird Kakao nicht zugeschrieben."

Daher wird Kakao in der Fachliteratur nicht als Droge oder Arzneimittel, sondern als Lebensmittel eingestuft. Weiter führt der Experte aus: "Sonstige psychoaktive Wirkungen sind hier nicht bekannt." Woher kommt dann der Rausch der Partygänger? "Eventuell hat das Erlebnis des gemeinsamen Konsums auf Partys einen euphorisierenden Effekt", vermutete Dössinger.

Bewusster Lebensstil ist wichtig

Vermutlich scheint das die Wirkung zu sein, welche die Partygäste auf den "Lucid"-Partys so schätzen. Der körperliche Rausch sei, laut Lucid-Mitgründerin Ruby May, sehr dezent und verzerre nicht so die Wahrnehmung, wie es Alkohol oder andere Drogen machen.

Denn viel wichtiger sei ein bewusster Lebensstil, erklärt May gegenüber dem Magazin "Ozy". Viele der Partygänger wollen sich legal und ohne negativen Folgen berauschen, schließlich hätten sie eine Alkohol- oder Drogenkarriere hinter sich und – was übrigens zum Ursprung des neuen Trends passt.

Der stammt nämlich vom belgischen Chocolatier Dominique Persoone. Er entwickelte ein spezielles Kakaopulver, das man mit einem Schokoladenkatapult durch die Nase in die Blutbahn befördert. Auftraggeber waren die Ehefrauen der drogenerprobten Rolling Stones Ron Wood und Charlie Watts.

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