Wir müssen nicht immer zur Chemiekeule greifen, wenn uns Schlafprobleme plagen. Mit Baldrian, Melisse, Passionsblume und Hopfen hat die Natur jede Menge Hilfsmittel für uns parat, die uns sanft in den Schlaf befördern.

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Rund ein Drittel unseres Lebens verbringen wir in der Horizontalen. "Der Schlaf ist für den ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr ist", meinte schon der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer.

Wenn unsere Gedanken Karussell fahren oder Stress und Sorgen uns plagen, will das für Körper und Geist so wichtige tiefe Schlummern oft nicht so recht klappen.

Die Folgen: Leistungsfähigkeit und Konzentration nehmen ab, unsere Fehlerquote steigt ob der latenten Müdigkeit und die Stresstoleranz sinkt sukzessive.

"Bei länger bestehenden Schlafstörungen können auch gesundheitliche Folgen wie etwa Herzkreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, Depression oder Demenz auftreten", so Heidemarie Abrahamian, Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Nephrologie, Internistische Intensivmedizin, psychosomatische und psychotherapeutische Medizin.

Pflanzliche Helferlein für eine Mütze voll Schlaf

Um diesen Konsequenzen vorzubeugen, muss man nicht immer gleich die Chemie bemühen. Denn es gibt auch pflanzliche Helfer, die das Einschlafen erleichtern und deren Effektivität gut belegt sind.

Abrahamian: "Für Melisse, Passionsblume, Hopfen und Baldrian liegen zur Wirksamkeit Studien vor. Die wesentlichen Vorteile der pflanzlichen Substanzen sind dabei fehlendes Abhängigkeitspotential, keine schwerwiegenden Nebenwirkungen, sehr gute Verträglichkeit und individuell unterschiedlich gute bis sehr gute Wirksamkeit bei richtigem Einsatz."

Ihre beruhigende und entspannende Wirkung können pflanzliche Schlafmittel dabei in den unterschiedlichsten Darreichungsformen entwickeln - als Tee, Badezusatz oder in Form von Tabletten und Tropfen.

Mit Baldrian und Melisse den Wachzustand beenden

Der vermutlich älteste Behelf, um das Einschlafen voranzutreiben, ist Baldrian. Schon im 18. Jahrhundert sagte man damit dem Wachzustand den Kampf an.

Wissenschaftliche Studien untermauern, dass die Wirkstoffe der Wurzelextrakte des Baldrians die Einschlafzeit verkürzen sowie der Schlaftiefe zuträglich sind.

Auch die Heil- und Gewürzpflanze Melisse beschleunigt unser Hinübergleiten ins Land der Träume. Sie ist vor allem dann besonders hilfreich, wenn wir das Überangebot an äußeren Reizen und Einflüssen filtern und den Kopf freibekommen wollen.

Auch Passionsblume und Hopfen machen müde

Ebenso bereits ein alter Gefährte, wenn es um Entspannung durch pflanzliche Stoffe geht, ist die Passionsblume. Ihre Wirkung schlägt nicht nur rasch an, sondern relaxt auch die Psyche, beruhigt unser Nervensystem, entschärft innere Unruhen und fördert den Tiefschlaf.

Und dann wäre da noch der Hopfen, der in unserem Organismus ebenso für Ruhe sorgt und dem Schlaf Beine macht - und zwar ohne dabei seinen natürlichen Ablauf zu stören. Die Fachärztin: "Aufgrund der einander ergänzenden Wirkungen können Kombinationen hier durchaus sinnvoll sein."

Für die Expertin ist jedoch die Frage nach Ursache und Auswirkungen im Alltag im Vorfeld einer Behandlung von Schlafstörungen von großer Bedeutung.

"Können als Ursache zum Beispiel Bluthochdruck oder Depression identifiziert werden, ist der erste Schritt die Behandlung dieser Erkrankungen. Ist erhöhte Stressbelastung die Hauptursache, kann hingegen in vielen Fällen als 'First Line'-Therapie ein Versuch mit pflanzlichen Arzneimitteln gemacht werden", erklärt Abrahamian.

Wenn es am Schlafhormon fehlt

Bei Störung des normalen Schlaf-Wachrhythmus ohne sonstige Ursachen ist auch ein Mangel der körpereigenen Substanz Melatonin als Grund für die Schlaflosigkeit denkbar. "Bei älteren Menschen kann es zu einem Mangel dieses Hormons und damit zum Auftreten von Schlafstörungen kommen. Auch bei einem 'Jet-Lag'-Syndrom ist indirekt ein Melatonin-Mangel ursächlich", erklärt Abrahamian.

Insgesamt sei ein echter Melatonin-Mangel jedoch "nicht sehr häufig". Die Behandlung erfolge in diesen Fällen durch die Gabe eines Melatonin-Präparats, so die Medizinerin.

Klassische Schlafmittel: "Maximal drei bis vier Wochen"

Sollten alle Versuche, den Schlafstörungen mit pflanzlichen Mitteln den Garaus zu machen, scheitern und diese weiter bestehen sowie zu erhöhten Beeinträchtigungen führen, rät Abhrahamian zu klassischen Schlafmitteln.

"Wegen der Nebenwirkungen und des Gewöhnungseffektes mit Abhängigkeit bei längerer Einnahme sollte die Gabe von Benzodiazepinen und Benzodiazepin-ähnlichen Hypnotika streng auf drei bis vier Wochen begrenzt sein", so Abrahamian abschließend.

Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch einen Arzt.

Verwendete Quellen:

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